Auf dem ersten Kilometer wirkt die Idee des 24-jährigen Vinzenz Eder wie ein konventioneller Autoverleih: die Vermietung von Campingbussen. Zwar sind diese hip und bei jungen Individualreisenden gefragt, aber der technologische Start-up-Spin erschließt sich erst beim genaueren Hinschauen (und -hören).

Portugal - ein Desaster

Der junge Geschäftsführer, der so wie seine drei Miteigentümer 25 Prozent an der myvanture GmbH hält, versteht es, ein Narrativ zu bauen. Die Erzählung des Klagenfurter Gründers beginnt in Portugal, wo er letzten Sommer seinen Urlaub verbrachte. „Ein komplettes Desaster“, erzählt Eder. Von der Mietwagenbuchung bis zum mühsamen Leben aus dem Koffer passte nichts. Dem WU-Studenten und seiner Freundin fielen „haufenweise Campingbusse“ auf, deren Insassen glücklichere Ferien zu verbringen schienen. Zurück in Kärnten die nächste Erkenntnis: „Du kannst hier große Wohnmobile mieten, aber nicht Campingbusse.“

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myvanture © KK

In einem halben Jahr zum Start-up

Der Wunsch, selbstständig zu werden, reifte ohnehin schon länger in ihm, also recherchierte Eder weiter. Er kam auf den legendären VW Bulli, der als California seine Neuauflage erfährt und das Zeug zur Camper-Ikone hat. „Die Leute heute wollen keinen Urlaub mehr von der Stange. Aber sie hassen Urlaubsplanung.“ Die Wertvorstellungen seiner Generation hätten sich „massiv geändert“. Dazu gehört auch der Wunsch zu teilen statt zu besitzen.

Die Geschäftsidee

All das kristallisiert sich in der Geschäftsidee von myvanture: „Wir wollen inspirieren, die Welt hautnah zu erleben“, skizziert Eder die Vision. „Campingbusvermietung disruptiv gedacht.“ Dazu gehört der Verleih eines Fahrzeugs inklusive Wunsch-Zubehör wie etwa E-Bikes. Dazu die Urlaubsbegleitung via smartem Reiseblog mit „Infos von Locals und erfahrenen Reisenden sowie europaweiten Routenvorschlägen“. Aber Eder will noch mehr: Kunden und anderen Campern „Abenteuerpakete“ anbieten.

Community soll Spaß haben

Die Community soll eben ihren Spaß haben und auf Wunsch sogar Challenges auf dem Weg ins Urlaubsparadies bestehen – etwa ein Sponsorprodukt vor der Matterhorn-Kulisse per Selfie verewigen und dafür mit Preisen belohnt werden. „Unser großes Ziel ist es, eine Plattform mit lokalen Unternehmern und unseren Kunden aufzubauen.“
Gestartet wird mit drei Standorten – in Klagenfurt, Wien und Reutte in Tirol. „In den nächsten drei Jahren wollen wir nach Deutschland, Slowenien, Kroatien und Italien expandieren.“ Spätestens Ende März soll die Website vom Standplatz rollen. Das Buchungssystem soll alle Stückerln spielen: „Wir verstehen uns als Start-up“, sagt Eder.

Für 2021 ist eine App geplant, die den myvanture-Kunden alle relevanten Infos am Smartphone bietet. Skalierbarkeit wird großgeschrieben: „Wir möchten auf Franchisebasis Campingbusse mit unserem System anbieten.“ Zwischen fünf und 30 Busse der Modelle California Beach und Coast stehen heuer zur Vermietung bereit. Die Tagesmietpreise beginnen bei 99 Euro. Auch Private sollen ihre neuen Campingbusse über die Plattform vermieten können.

„Keine klassische Autovermietung, sondern ein Gesamtkonzept höchster Qualität“, preist Eder. Auch Österreich-Urlauber seien willkommen. Und wer will, könne den „Bulli“ ja in Portugal stehen lassen – er wird abgeholt. Nach einem gelungenen Urlaub natürlich.