Timo Springer, IV-Präsident:

"Green Deal der EU fordert alle"

Die Kärntner Industrie sieht 2020 verhalten positiv entgegen. Die Wirtschaftsforscher sprechen von allmählicher Stabilisierung der Weltkonjunktur. Die Risiken sind dennoch erheblich: von Handelskriegen bis zu einer fundamentalen Umstellung der Wirtschaft in Richtung mehr Nachhaltigkeit im Zuge des europäischen Green Deal.
Die Springer-Gruppe investiert seit vielen Jahren am Standort Friesach in Industrie 4.0 und setzt hier auf moderne Aus- und Weiterbildung. Nur so bleiben wir
international wettbewerbsfähig. Sorgen bereitet die Kärntner Bevölkerungsentwicklung. Unser Land muss wieder attraktiver für junge Menschen werden. Das lässt sich nur über Aufwertung der Twin-City Klagenfurt-Villach zu einem urbanen Zentrum erreichen.

Sabine Herlitschka, Infineon:

"Digitalisierung und KI

treiben Branche positiv"

Herausforderungen sind da, um an ihnen zu wachsen. Der Gegenwind ist am Weltmarkt spürbar rauer geworden und die Konjunkturprognosen zeigen vorerst keine Veränderung. Nach einer Talfahrt ist der Halbleitermarkt in seinen Prognosen für 2020 leicht optimistischer, vor allem die Digitalisierung – und hier Anwendungen für künstliche Intelligenz – treibt die Branche positiv. Eine Erholung erwarten wir im Konzern dennoch nicht vor der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2020. Infineon setzt auf die langfristigen Wachstumstreiber Energieeffizienz, Sicherheit, Internet der Dinge und nachhaltige Mobilität. Deren Bedeutung wird wegen Klimakrise und Urbanisierung weiter steigen. 2020 sind unsere neuen Forschungsgebäude bezugsfertig, das Großprojekt Chipfabrik geht planmäßig voran, der Infineon-Standort Villach wird 50 – Meilensteine, die uns für die Zukunft stärken.

Jürgen Mandl, WKK-Präsident:

"Abschwung erfordert von

neuer Regierung Handeln"

Wir befinden uns nach ausgezeichneten Jahren 2017/18 in einer leichten Abschwungphase, die sich 2020 fortsetzen wird. Umso wichtiger, dass die neue Bundesregierung Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze stärkt. Dazu brauchen wir die schon geplante Senkung der Lohn- und Einkommenssteuer, der Körperschaftsteuer, jedenfalls keine zusätzlichen CO2-Abgaben. Sie wären nur im internationalen Gleichklang vertretbar. Wichtig für Fachkräftesicherung sind Ausbau der Rot-Weiß-Rot-Karte und Neuausrichtung der Lehre. Mit meinem Unternehmen bin ich im Vorteil: Brot und Gebäck essen die Menschen immer gerne. Eine spannende Phase wird die Wirtschaftskammerwahl Anfang März, wo es darum geht, den erfolgreichen Weg für unseren „Stern des Südens“ fortzusetzen.

Karl-Heinz Strauss, Porr AG:

"Volle Auftragsbücher,

verzögerter Abschwung"

Die sich langsam eintrübende Wirtschaftslage verschärft die Rahmenbedingungen, dazu ging die positive Grundstimmung in der Gesellschaft allmählich verloren. Hier ist die Politik gefordert, gegenzusteuern. In der Baubranche erleben wir Trends zeitverzögert. Die Auftragsbücher sind aktuell prall gefüllt. Die Herausforderung besteht darin, die personellen Ressourcen bereitzustellen und Impulse für Digitalisierung zu setzen. Nach massiver Expansion in vergangenen Jahren stand 2019 bei der Porr im Zeichen der Konsolidierung. Nach deren erfolgreichem Abschluss setzen wir alles daran, die guten Ergebnisse in den Folgejahren wieder zu erreichen. Mit Schwerpunkt bei Digitalisierung und Employer Branding schaffen wir den Rahmen.

Heimo Scheuch, Wienerberger AG:

"Digital effizient auf Wachstumskurs"

Die Herausforderungen sind vielschichtiger geworden. Die Wirtschaftsforscher gehen von einer sich abkühlenden Konjunktur aus, es ist daher umso wichtiger, digitale Elemente zur Effizienzsteigerung zu nutzen. Das digitale Zeitalter macht auch vor der Baubranche nicht halt. Anwendungen von künstlicher Intelligenz werden genauso ein Thema wie die Ausweitung der Automatisierung in der Produktion. Wir werden unseren Wachstumskurs fortsetzen und auch in Zukunft Vorreiter für innovative, energieeffiziente und nachhaltige Baustoffe und Komplettlösungen sein. Bei allen Entwicklungen ist es unser Ziel, noch näher an den Kunden und Partner zu rücken und noch schneller gesamtheitliche Systemlösungen anzubieten. Im Jänner 2020 werden wir unser neues nachhaltiges Headquarter „Wienerberger Haus“ am Wienerberg beziehen. Das neue Gebäude vereint Tradition des Standorts mit einem innovativen Bürohaus. Das Gebäude wird nicht nur energietechnisch überzeugen, sondern den Mitarbeitern von Wienerberger ein Zuhause bieten.

Christopher Müller, Bitmovin:

"Streamingmarkt wächst stark"

Mit dem Start neuer Streaming-Dienste wie Apple+ oder Disney+ war 2019 definitiv ein bedeutendes Jahr für die Videostreaming-Industrie. Der Markt wächst stärker denn je. Wir haben den Trend in Richtung Streaming über das Internet sehr früh erkannt, Produkte entwickelt und forschen nach wie vor unermüdlich an neuesten Technologien, was uns immer wieder Auszeichnungen einbringt, wie aktuell den Preis für die beste Video-Encoding- und -Player-Lösung am Markt. Unsere neueste Innovation,
„Video Analytics“, hilft unseren Kunden dabei, datenbasierte und damit bessere Entscheidungen zu treffen. Wir sind sehr stolz, dass seit 2019 große Kunden wie die BBC und Hulu Japan auf unsere Lösungen vertrauen. Auch 2020 werden wir hart daran arbeiten, die Zukunft von Video im Internet mitzugestalten. Hierzu sollen neue Technologien wie künstliche Intelligenz oder 8K-Videoübertragung erforscht und in unsere Produkte integriert werden.

Christoph Kulterer, Hasslacher Gruppe:

"Holz liegt im Trend,

Klimawandel setzt zu"

Die Kärntner Holzindustrie investiert kräftig. Bauen mit Holz liegt aufgrund vieler ökologischer Vorteile weltweit im Trend. Die größte Herausforderung für Forst und Industrie wird die Bewältigung der Folgen der Klimaerwärmung sein, das heißt, die vermehrten Waldschäden durch Unwetter und Borkenkäfer. Die Hasslacher Gruppe schließt 2020 ein ehrgeiziges Investitionsprogramm ab. Damit werden auch die Standorte Sachsenburg, Stall im Mölltal und Hermagor auf den modernsten Stand der Technik gebracht. Mit 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist Hasslacher der wichtigste Arbeitgeber in Oberkärnten.

Erich Dörflinger, Flex:

"Wachsen stark dank Medizintechnik"

Die Elektronikindustrie ist natürlich von den Entwicklungen anderer Bereiche abhängig, wie zum Beispiel jener der Automobilindustrie. Dennoch glaube ich, dass man in unserer Branche ein leichtes Wachstum erwarten kann. Wir haben vor vielen Jahren die richtige Strategie gewählt: Flex Althofen konzentriert sich immer stärker auf die Medizintechnik. So erwarten wir im nächsten Jahr ein starkes Wachstum. Trotz der großen Herausforderungen, die wir in diesem Jahr hatten und im nächsten Jahr haben werden, hervorgerufen durch die großen Investitionen und die Aufnahme von vielen Mitarbeitern, steht die Menschlichkeit bei Flex stets im Vordergrund.

Josef Rutar, Rutar-Möbelgruppe:

"Im Alpen-Adria-Raum wirkt

solide basis positiv"

Die Aussichten und Erwartungen für das Jahr 2020 sehe ich, trotz der vielen Krisen weltweit, für unseren Wirtschaftsraum doch eher positiv. Ich hoffe sehr, dass die Auswirkungen des Brexits keinen allzu negativen Einfluss auf die Länder der Europäischen Union nehmen werden.
Die solide wirtschaftliche Basis der Länder des Alpen-Adria-Raums wird sich auf die Entwicklung des nächsten Jahres sicherlich positiv auswirken. Somit ist für 2020 auch die Ausgangslage für die positive Entwicklung unseres Unternehmens in allen drei Ländern – Österreich, Slowenien und Italien – gesichert. Die europäische Möbelbranche verzeichnet seit Jahrzehnten stete Umsatzzuwächse. Aus diesen Grund sehe ich auch für das kommende Jahr keine gravierende Veränderung.