Österreich liegt EU-weit im Mittelfeld beim Verpackungsmüll. 34 Kilo pro Person fallen jedes Jahr an – und belasten die Umwelt.
Gleichzeitig essen immer mehr Österreicher außer Haus. Der Zustellungsmarkt boomt, ebenso das Convenience-Food.
Aber wie den Kaffee, den Salat, den Krapfen nach Hause tragen? Mit bloßen Händen?
Der Salzburger Händler Ried, der mit Lebensmittelverpackungen sein Geschäft macht, löst dieses Problem innovativ. „Die Nachfrage nach Produkten aus nachhaltigen Materialien steigt und wir bedienen sie“, sagt Firmenchef Werner Schulz, ein studierter Jurist. Auch die Produkte aus recycelten Materialien werden beliebter: „Sie sind der totale Renner, ein Lifestyle-Feeling.“
Ried, gegründet vor 30 Jahren, beliefert in Österreich, Deutschland, der Schweiz und Südtirol große Lebensmittelketten – etwa Billa, Spar, Hofer oder MPreis – ebenso wie Fleischereien, Bäckereien, Konditoreien und Caterer mit Lebensmittelverpackungen. Auch Marken-Hersteller wie Wojnar oder Spitz sind darunter.
Der Appetit auf Grün ist groß. „Wir versuchen, unseren Plastikanteil so weit wie möglich zu reduzieren“, sagt etwa Spar-Sprecherin Nicole Berkmann. Im Rewe-Konzern laufen die Aktionen „Raus aus Plastik“ und „Gemeinsam nachhaltig“. Auch Hofer optimiert Verpackungsmaterialien. Für Obst und Gemüse der Bio-Marke „Zurück zum Ursprung“ wird Karton oder kompostierbare Zellulose verwendet. Eine neue Kundengruppe sind die vielen kleinen Küchen oder Imbisse. Schulz selbst, gebürtiger Wiener, lebt in Salzburg – und Krumpendorf, von wo seine Frau stammt.
Angefangen hat alles mit Kaffeebechern. Mittlerweile hat das 14-Mitarbeiter-Unternehmen 1500 Produkte in 15.000 Varianten im Portfolio, darunter Boxen für warmes Essen, Suppenbecher, Blister (also Sichtverpackungen), Backformen, Tragetaschen. Deckel angehängt, Deckel lose. Mikrowellengeeignet, einfrierbar. Alles Hightech-Produkte, die extremen Auflagen genügen müssen, da sie eben Lebensmittel einhüllen. Einen Webshop betreibt das Unternehmen unter dem Namen „Pakadu“. Alle Lieferanten stammen aus Europa.

Biologischer Fußabdruck

„Kunststoff ist an sich ein gutes Produkt. Sein biologischer Fußabdruck ist nicht grundsätzlich schlechter als bei anderen Materialien“, sagt Schulz, der zum Großteil Recycling-Kunststoff verwenden lässt. „Es kommt auf die Ökobilanz an.“

Ried-Chef Werner Schulz
Ried-Chef Werner Schulz © Ried/KK

Die „nachwachsenden Kunststoffe“ bestehen aus Maisstärke oder Zuckerrohr-Abfällen. Sie nennen sich PLA (für Polylactid) und PULP.
Um PLA herzustellen wird Zucker aus (Mais-)Stärke mit Milchsäurebakterien aus Molke oder Käse fermentiert. Vorteile: biologisch abbaubar, erdölfrei, durchsichtig, gut verarbeitbar, stabil, löst sich in zwölf Monaten komplett auf. PULP wird aus einem Nebenprodukt der Zuckerproduktion gewonnen. Nach der Ernte wird der Zucker aus den Pflanzen extrahiert. Übrig bleibt ein fester Zellstoff. Vorteile: verbrennt CO2-neutral, stabil, gut geeignet für ölige und fettige Gerichte, wasserresistent, biologisch abbaubar.

Auch die Beschichtungen werden nachhaltig. Denn die meisten Lebensmittel sind feucht. „Die beste Bio-Verpackung kann nicht kompostiert werden, wenn die Beschichtung erst wieder aus Kunststoff ist“, weiß Schulz. Leicht ist die Suche nach natürlichen Rohmaterialien für die Ried-Produkte „Bio Palmblatt Teller“, „Panibois Holzbackform“ oder „BePulp Bio Schale schräg“ allerdings nicht. „Die Verfügbarkeit nimmt wegen der großen Nachfrage ab. Wir müssen einen Forecast abgeben und betreiben ein großes Lager.“ Es hat 2000 Quadratmeter Fläche.
Gerade hat Schulz für das Unternehmen eine Maschine angeschafft, die Verpackungen für die Kunden individualisieren kann.
Die nächste Innovation.