Bei Österreichs ältestem Logistik-Unternehmen Gebrüder Weiss blickt Clemens Hartig weit in die Zukunft: „Früher oder später werden die Fahrzeuge nicht mehr mit fossilen Antrieben als Alleinlösung fahren. Es wird eine Vielzahl von Ersatztechnologien geben, mit E-Batterie, Gas oder Wasserstoff. Alle haben ihre Vorteile, wir werden mehrere Technologien parellel haben“, so der Konzernsprecher.

Wasserstoff tauchte zuletzt wie ein Hype auf. Die aktuelle Straßenlage des Zauberelements „H2“ in Österreich sind erst fünf Tankstellen (eine in Graz, keine in Kärnten) sowie ganze 23 Nexo- und 17 ix35-Pkw von Hyundai. Verkaufsleiter Michael Heilmann verweist für die Transportbranche auf die Großbestellung des Migros-Konzerns in der Schweiz, mit 1600 Wasserstoff-Kühl-Lkw zur Belieferung der COOP-Märkte. In der Schweiz zahlen Wasserstoff-Lkw keine Straßenmaut.
Auf langer Strecke sei das aber noch keine Option. „Wir bräuchten Sattelzugmaschinen, dafür gibt es noch keine Prototypen“, sagt Hartig.

Umweltfreundliche Gas-LKW mit CNG

Bei Gebrüder Weiss setzt man daher jetzt auf gasbetankte Lkw. In Kooperation mit Henkel hat man eben den dritten Gas-Lkw mit 100 Prozent CNG (Compressed Natural Gas) auf der Strecke von Wien nach Serbien in Betrieb genommen. Der neue nachhaltige Direktverkehr punktet mit guter Umweltbilanz: Verglichen mit einem Euro-6-Diesel-Lkw spart der Gas-Lkw rund 20 Prozent CO2 pro Tour ein. Zur Flotte gehört auch ein E-Lkw. „Für den Nahverkehr bis 80 Kilometer Entfernung haben wir ein Felderprobungsfahrzeug von MAN.“

MAN baut E-Busse mit Batterie

MAN, größter Lieferant von Gas-Bussen in Österreich, folgt dem Öko-Trend und baut im Werk in Steyr eine Kleinserie von 50 Lkw – mit E-Batterie. „Für Wasserstoffantriebe gibt es einzelne Hersteller, die Konzepte herzeigen, aber von marktfertigen Produkten für Lkw ist man noch weit entfernt“, sagt Franz Weinberger, Sprecher von MAN Truck & Bus Österreich. Auf der „Busworld“ in Brüssel im Oktober würden fast nur noch Elektroantriebe gezeigt werden. „Es ist offen, welche Rolle in Zukunft Batterie oder Wasserstoff spielen werden.“ MAN setzt bei Bussen auf Gas – „in Salzburg ist das Motto: Biogas aus Wiesengras“ – und bei Zweiachser-Lkw für den Nahverkehr auf E-Batterie. „In Graz liefert ein MAN-Modell für Spar aus, Magna hat einen E-Sattelzug im Werksverkehr.“
Weil für den Fernverkehr große Batterien zu schwer sind, wolle man bei MAN „für den Fernverkehr Wasserstoff nicht aus den Augen verlieren“.

Probefahrt mit Wasserstoff

6,6 Kilogramm Wasserstoff hat der Nexo von Hyundai für 660 km Reichweite im Tank, unter dem mächtigen Druck von 700 Bar. „Er wird im Fahrzeug auf sieben Bar reduziert, trifft auf reines Ozon, die chemische Reaktion erzeugt Strom, der den Elektromotor antreibt“, erklärt Verkaufsleiter Michael Heilmann. Auf der Probefahrt spielt der Pkw seine 163 PS aus, wenn auch noch eine kleine 1,56-kWh-Batterie mitwirkt, die Bremsenergie speichert. Der Listenpreis würde über 100.000 Euro betragen, 78.000 Euro inkl. MwSt. sei der Werk-geförderte Preis für „friendly user“.

Grauer und grüner Wasserstoff

An der H-Tankstelle der OMV zahlt man neun Euro für ein Kilo Wasserstoff. Ein Einstandspreis. In Kalifornien kostet das Kilo grauer Wasserstoff an der Tankstelle 16 Dollar. Grüner Wasserstoff ist derzeit noch um den Faktor drei bis vier teurer. Hermetter: „Unser Ziel ist grüner Wasserstoff, derzeit fahren wir mit grauem Wasserstoff.“ Bei dessen Produktion aus Erdgas CO2 anfällt.
Wenig klimafreundlich für weltweit jährlich erzeugte rund 500 Milliarden Tonnen Wasserstoff, überwiegend aus Erdgas und Erdöl, wie der Verbund bei der Energiekonferenz „energy2050“ in Fuschl einräumte.

Industrieprojekt bei voestalpine

Umso mehr setzt Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber auf grünen Wasserstoff durch Elektrolyse mit erneuerbarer Energie für klimaneutrale Industrie. Mit voestalpine und Siemens errichtet der Verbund in Linz um 18 Millionen Euro eine Pilotanlage zur CO2-freien Herstellung von Wasserstoff, die Ende des Jahres anlaufen soll. In Mellach gibt es ein Pilotprojekt für Hochtemperatur-Analyse. Die Schmalspurbahn im Zillertal will 2020 ein Pilotprojekt mit Wasserstoff starten.

DB Schenker mit E-LKW

Ebenfalls in Linz erprobt der Logistik-Konzern DB Schenker Wasserstoff. „Für 15 Ameisenstapler im Umschlagbetrieb“, berichtet Klaus Hermetter, Direktor DB Schenker & Co AG Klagenfurt. Schenker konzentriere sich aber auf batteriebetriebene Lösungen: „Wir setzen schon europaweit auf E-Lkw und E-Cargo-Bikes. Im Landverkehr war das Ziel für 2020 eine CO2-Reduktion um 20 Prozent. Das Ziel wurde 2018 mit einer Reduktion um 26 Prozent bereits erreicht. Neues Ziel für 2030 ist eine CO2-Reduktion auf 34 Prozent. Bis 2030 will DB Schenker in Europa 50 Prozent der Flotte im Nahverkehr mit E-Batterie-Fahrzeugen betreiben“, so Hermetter. „Wasserstoff steht nicht im Fokus.“

„In den Städten wird der politische Druck steigen, da wird es in Richtung der E-Batterie-Fahrzeuge gehen“, ist MAN-Mann Weinberger überzeugt. „Man wird aber viele Dinge parallel entwickeln. Das wird herausfordernd für die Hersteller. Die Zukunft wird spannend.“