Das Arbeiten am klassischen Bankschalter ist zwar noch Teil der Ausbildung im Bank- und Versicherungswesen, parallel spielt aber die Digitalisierung eine immer größere Rolle und damit auch die damit einhergehenden Anforderungen an die jungen Leute. Wer aber meint, dass die Umwälzungen und die allgemein rückläufige Gesamtzahl der Mitarbeiter in der Branche auch zu einem Einbruch bei den Lehrlingen geführt haben, der irrt – zumindest, was die österreichweite Betrachtung betrifft.
Ein Blick in die langjährigen Lehrlingsstatistiken der Wirtschaftskammer weist bundesweit für das Jahr 2020 exakt 1268 Lehrlinge in der Sparte „Bank und Versicherung“ aus. Zehn Jahre davor, also im Jahr 2010, waren es 1250. Wer noch weiter zurückblickt, sieht sich mit eher überraschenden Daten konfrontiert: So lag die Lehrlingszahl im Jahr 2000 bei 900, im Jahr 1990 waren es 687 und 1980 gar nur 524. Die Lehrlingszahlen haben sich damit in den letzten 40 Jahren mehr als verdoppelt.

In der Steiermark absolvieren (Stand 31.12.2020) übrigens 115 junge Menschen eine Lehre in der Sparte „Bank und Versicherung“, 2010 waren es 102, fünf Jahre davor nur knapp über 80. In Kärnten gab es in den letzten zehn Jahren beim Lehrberuf Bankkaufmann/Bankkauffrau indes einen Rückgang, waren es 2010 noch 46 Lehrverhältnisse, sind es jetzt 28. Im Ausbildungsberuf Versicherungskaufmann/-frau ging die Zahl von 43 im Jahr 2010 auf 41 im Jahr 2020 zurück.

Und wie konkret hat sich die Lehre im Bankbereich inhaltlich im Laufe der Zeit verändert? „Eben so, wie sich auch die Basisausbildung für alle Mitarbeiter verändert hat. Wir trainieren mehr Inhalte in den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, erzählt Werner Laure, Leiter des Personalmanagements der BKS Bank. Die Lehrlinge würden hauptsächlich als Bankkauffrau bzw. Bankkaufmann in Ausbildung am Servicedesk in den Filialen starten. Laure verhehlt aber auch nicht, dass „die Bewerberlage am Arbeitsmarkt angespannt ist“. Trotzdem habe man das Glück, immer wieder besonders gute Lehrlinge zu finden, die auch Karriere im Haus machen.

"Ausbildungsinitiativen von hoher Bedeutung"

„Gerade in der aktuellen Situation sind Ausbildungsinitiativen von besonders hoher Bedeutung“, erklärt Georgiana Lazar-O’Callaghan, Neo-Vorständin für „People & Culture“ der UniCredit Bank Austria. 80 Lehrlinge würden derzeit österreichweit beschäftigt, noch heuer sollen 20 weitere aufgenommen werden. Pro Lehrstelle habe die UniCredit Bank Austria im Schnitt zehn Bewerber. Die Zahl sei in den vergangenen Jahren tendenziell sogar gestiegen. Im Angebot habe die Bank zwar die Lehre mit Matura, eine Lehre nach der Matura in dem Sinn gebe es aber nicht, dafür ein eigenes Ausbildungsprogramm für Maturanten und Quersteiger unter dem Titel „Best Start“.

Generell, so Lazar-O’Callaghan, habe sich das Bankengeschäft und damit auch die Ausbildung in den vergangenen Jahren stark verändert und weiterentwickelt. Sie sei heute in eine umfassende Multi-Kanal-Strategie eingebettet. Digitale Fähigkeiten, ein „digitales Mindset“, Offenheit und Flexibilität seien immer mehr gefragt. Die digitalen Lösungen für die Kunden würden permanent weiterentwickelt, und die Geschäfte des täglichen Bedarfs müssten unkompliziert, schnell und vor allem rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Ein hohes Maß an Sozialkompetenz sei ebenfalls Voraussetzung im Bankenjob, da die vermehrte digitale Nutzung nicht die Lockerung der Kundenkontakte bedeute, sondern sich dadurch „sehr viele zusätzliche Kontaktmöglichkeiten ergeben“.

Freude am Kontakt mit Menschen sowie Interesse an der Digitalisierung und an Finanzprodukten seien Qualifikationen, welche für die Lehrausbildung mitgebracht werden müssen, sagt auch Werner Laure von der BKS Bank, die vor allem auf die Lehre nach der Matura setzt. „Bei besonders guten Bewerbern nehmen wir auch Lehrlinge nach der Pflichtschule“, erklärt Laure. Und: Bewerben könne man sich jederzeit.