Nach der Ankündigung einer kräftigen Gaspreiserhöhung durch den Anbieter Montana setzen die meisten Energieversorger in Österreich hinsichtlich einer möglichen Anhebung auf Abwarten.  Doch auch wenn sich die heimischen Versorger noch bedeckt halten mit möglichen Gaspreiserhöhungen, rechnet man beim Energieregulator E-Control für den Großteil der Kunden in Österreich doch mit Preissteigerungen von etwa 20 bis 30 Prozent. Bei Floating-Tarifen, wo die Großhandelspreise direkt weitergereicht werden, könnte es sogar zu Verteuerungen um 50, 60, 70 Prozent kommen, sagte E-Control-Experte Johannes Mayer im "Ö1"-Gespräch. Auf längere Sicht zeichne sich an den Märkten wieder eine Entspannung ab, allerdings erst nach diesem Winter.

Was bedeutet das für steirische und Kärntner Gaskunden? Bei der Energie Steiermarkbeobachte man „die Marktentwicklung auf den internationalen Energie-Börsen sehr genau und mit Sorge“, sagt Konzernsprecher Urs Harnik von der Energie Steiermark zur Kleinen Zeitung. „Die Preise gehen einheitlich stark nach oben. Die Daten werden von unseren Experten wöchentlich im Detail evaluiert. Damit befinden wir uns im Gleichklang mit nahezu allen anderen Energie-Unternehmen in Österreich.“

Für die Kelag sei eine Gaspreiserhöhung derzeit kein Thema, teilt Vorstand Manfred Freitag auf Anfrage der Kleinen Zeitung mit. Aber: „Wir beobachten die Entwicklung am Markt.“

"Daran halten wir fest"

So formuliert es auch Stefan Zach, Sprecher der niederösterreichischen EVN: "Wir beobachten die Entwicklung an den internationalen Märkten", wie er zur APA sagte. Von einer etwaigen Preisanpassung betroffen wären laut Zach etwa 50 Prozent der derzeit rund 290.000 Gaskunden der EVN - nämlich jene, die über sogenannte Standardverträge verfügen. Weitere 50 Prozent der Kunden würden bereits jetzt auf andere Modelle setzen. Das seien einerseits "langfristige, fixe Tarife" und andererseits flexible und an den Großhandelspreis gekoppelte Tarife, die ohnehin "jede Veränderung an den Märkten spüren".

Im Burgenland hielt man sich zu einer möglichen Erhöhung der Gaspreise bedeckt. Für Tarifentscheidungen sei die Vertriebskooperation EnergieAllianz (EAA) von Energie Burgenland, Wien Energie und EVN zuständig. Bei der EAA sei derzeit noch keine Erhöhung im Gespräch, sagte ein Sprecher auf APA-Anfrage. Man werde die Preise und Märkte aber weiter genau beobachten.

In Oberösterreich teilte die Energie AG auf APA-Anfrage mit, dass schon "seit längerem" und noch bis Anfang 2022 eine Preisgarantie gelte. Derzeit "prüfe man eine Verlängerung dieser Preisgarantie". Bei der Linz AG beruft man sich ebenfalls auf eine Preisgarantie, und zwar bis Ende März 2022 - "daran halten wir fest". Dann wolle man sehen, wie sich der Markt entwickelt, denn man geht derzeit von einem "unnatürlichen Anstieg" aus.

"Derzeit kein Handlungsbedarf"

Auf die Kunden des Landesversorgers Salzburg AG haben die steigenden Energiepreise am europäischen Großhandelsmarkt vorerst keine weiteren Auswirkungen - es habe mit 1. August 2021 eine Preisanpassung gegeben, wobei der Preis für Strom und Fernwärme leicht erhöht und der Preis für Gas gesenkt worden sei, erklärte ein Konzernsprecher am Freitag auf APA-Anfrage. Laut Generaldirektor Leonhard Schitter bestehe derzeit kein Handlungsbedarf für weitere Preisanpassungen. Die Preiserhöhungen beziehungsweise die Preissenkung mit Anfang August seien aufgrund der damaligen Entwicklungen am Energiemarkt erfolgt, hieß es. Die Gaspreissenkung des Salzburger Energieversorgers führte bei einem durchschnittlichen Haushalt zu einer Reduzierung der Kosten um 3,57 Euro brutto pro Monat. Die Salzburg AG zählt rund 32.000 Erdgas-Kunden.

Für Fernwärme muss für eine Wohnung mit einem durchschnittlichen Verbrauch von 6800 kWh mit Mehrkosten von rund 3,92 Euro brutto pro Monat gerechnet werden. Bei einem durchschnittlichen Haushalt mit 3.500 kWh Jahresverbrauch ergeben sich mit der Strompreisanpassung bei Privatkunden Mehrkosten von 2,06 Euro brutto pro Monat.

Diese Preisanpassung liegt laut Salzburg AG unter der von der Österreichischen Energieagentur berechneten Erhöhung im Strom-Großhandel. Aufgrund des sehr guten Betriebsergebnisses auch im Coronajahr 2020 sei die Salzburg AG in der Lage, den Großteil der Strompreiserhöhung am Energiemarkt aus eigenen Kräften zu stemmen. Insgesamt seien rund 230.000 Haushalte von der Strompreiserhöhung betroffen. Der Gesamtpreis für Strom bestehe für den Kunden zu rund 35 Prozent aus Energiekosten, die restlichen rund 65 Prozent seien Netzgebühren, Steuern und Abgaben. Im österreichweiten Vergleich liege der Strompreis der Salzburg AG nach der erfolgten Preisanpassung im guten Mittelfeld.

"Abhängig von der weiteren Entwicklung"

Vom Tiroler Landesenergieversorger Tiwag hieß es auf APA-Nachfrage, dass die Lage derzeit genau beobachtet werde. Tatsache sei, dass die Großhandelspreise in den vergangenen Wochen massiv angestiegen seien. Abhängig von der weiteren Entwicklung bis zum Jahreswechsel soll bei der Tiwag eine Entscheidung bezüglich einer möglichen Erhöhung der Gaspreise gefällt werden.

Beim Vorarlberger Energiekonzern Illwerke/VKW ist 2021 keine Erhöhung des Gaspreises für die Kunden vorgesehen. Eine solche wäre aufgrund der Preisbindung für ein Jahr, wenn überhaupt, erst 2022 möglich. Über das Jahresende 2021 hinaus gebe es noch keine Entscheidung. "Das wird dann erst 2022 wieder geprüft", so ein Sprecher am Freitag zur APA.

Der Anbieter Montana kündigte seinen Gaskunden laut "Standard" eine kräftige Erhöhung des Arbeitspreises um 67 Prozent per Anfang November an und verwies dazu auf die gestiegenen Beschaffungspreise am Energiemarkt. Dazu muss erklärt werden, dass der Arbeitspreis nur ein Drittel des Endkunden-Preises ausmacht. Der Rest sind Netzgebühr und Energiesteuern.

Montana verfügt über keine Speichervorräte und muss sich kurzfristig am Markt eindecken. Die Arbeiterkammer (AK) hält diesen Schritt für nachvollziehbar, wenn man sich die Preisentwicklung der letzten Monate am europäischen Gasgroßhandelsmarkt vergegenwärtige.