Natürlich hat sie Nächte durchwacht. Werbetexterin Manuela Mark (29) hat sich unmittelbar vor der Corona-Krise, im Jänner 2020, mit einer Einzelfirma selbstständig gemacht. Büro zu Hause in Maria Rain. Sie wollte Chefin sein, ihr Talent für eine eigene Gründung einsetzen.

"Das erste Jahr hat mich in doppeltem Sinne abgehärtet. Aber ich habe es geschafft", sagt die junge Unternehmerin, unter deren Kunden Touristiker ebenso sind wie Kosmetikerinnen. Auch über die Kärntner Landesgrenzen hinaus.

Mitten in der Krise, im Juli vor einem Jahr, hat Benjamin Sauritschnig aus Mölbling seine Einzelfirma gegründet. Und auch er hat es nicht bereut. „Die Menschen investieren in ihr Eigenheim. Und mein Beruf ist systemerhaltend“, sagt der 37-jährige Installateur, der mittlerweile -zig Stammkunden hat, darunter die Hirter Brauerei oder Jacques Lemans. Sauritschnig hat derzeit so viele Aufträge, dass er gar nicht alle annehmen kann. Jetzt sucht er eine zweite Kraft, das Unternehmen soll wachsen.

Nachholeffekt

Coronabedingt haben im Vorjahr in Österreich nur wenige ihr Gründungsvorhaben so wie Manuela Mark oder Benjamin Sauritschnig tatsächlich umgesetzt. Die so genannte Gründungsintensität, also die Neugründungen in Prozent des Standes an aktiven Unternehmen, ist auf 7,2 Prozent gesunken. Jetzt nimmt sie wieder zu. Im ersten Halbjahr 2021 wurden österreichweit um 23,6 Prozent mehr Neugründungen getätigt als im ersten Halbjahr 2020. Gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 wurde um 15 Prozent mehr gegründet. Insgesamt gab es heuer im ersten Halbjahr 19.708 Neugründungen, die meisten in der Sparte Handel, gefolgt von Information und Consulting, zeigen Daten der Wirtschaftskammer. In Kärnten wurden im ersten Halbjahr 2021 konkret 1404 Unternehmen gründet. Nach 1122 im ersten Halbjahr 2020 und 2338 insgesamt im Jahr 2020.

Krise als Faktor

"Die beliebteste Rechtsform ist das Einzelunternehmen", weiß Christina Tscharre, Leiterin des Gründerservice in Kärnten. 80 Prozent der Kärntner Gründerinnen und Gründer starten ohne Mitarbeiter. Durchschnittsalter bei der Gründung: 39,7 Jahre. "Der Anteil an Frauen steigt. Er beträgt mehr als 45 Prozent", sagt Tscharre. „Der Großteil der Gründer entscheidet sich bewusst für die Selbständigkeit, um sich in einem erfüllteren Arbeitsleben zu verwirklichen. Eine Krise ist da oft der ausschlaggebende Faktor, um andere berufliche Wege zu gehen“, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Jürgen Mandl.

Christina Tscharre leitet das Gründerservice der Wirtschaftskammer in Kärnten
Christina Tscharre leitet das Gründerservice der Wirtschaftskammer in Kärnten © WK/KK

Besonders jene Bereiche legten zu, die durch die Digitalisierung in der Coronazeit einen Schub erhalten haben: in IT, Versand- und Onlinehandel, auch in der Baubranche.

"Viele haben die Pandemie genutzt, um sich aus ihrem Hobby einen monetären Vorteil zu schaffen. Das zeigt der Anstieg an Neugründungen im Bereich des Kunsthandwerks", sagt Elisabeth Zehetner-Piewald, Bundesgeschäftsführerin des Gründerservices in der Wirtschaftskammer.