Zwar fallen die meisten Corona-Beschränkungen erst morgen, doch die steirische Wirtschaft gibt bereits seit Wochen Vollgas, wie das Wirtschaftsbarometer der Wirtschaftskammer zeigt. Über 57 Prozent der Anfang Mai befragten Firmen gehen davon aus, dass sich die Lage verbessern wird, nur 16,3 Prozent sehen sorgenvoll in die Zukunft. Daraus errechnet sich ein Saldo von 41,4 Punkten, so hoch war die Erwartung an die wirtschaftliche Entwicklung zuletzt im Boom-Jahr 2017.

Was sich zeigt: Egal ob bei Umsatz, Investitionen oder Beschäftigung, es sind vor allem die mittelgroßen Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern, welche die Krise erfolgreich meistern konnten und nun auch wieder stark investieren wollen. Auch bei den großen Unternehmen rechnen 47,3 Prozent der Befragten mit steigenden Umsätzen im Jahr 2021, nur elf Prozent erwarten heuer geringeren Einnahmen.

Angespannter ist die Lage bei Kleinunternehmen unter 50 Mitarbeitern und Einzelkämpfern. Die vergangenen zwölf Monate haben sich hier dramatischer durchgeschlagen als bei größeren Firmen. Auch wenn die Mehrheit mit einer positiven Entwicklung rechnet, traut sich rund ein Fünftel keine Prognose zu. Am unsichersten schätzen die Ein-Personen-Unternehmen die Entwicklung der Zukunft ein. Hier sehen rund 30 Prozent einen Aufschwung und rund 21 Prozent einen nachteiligen Trend.

© WKO

Die größte Sorge bereitet den Firmen dabei der Fachkräftemangel, sagt der steirische Wirtschaftskammer-Präsident Josef Herk: „Es vergeht kein Tag, an dem mir nicht ein Unternehmer erzählt, dass er händeringend Leute sucht.“ Herk geht davon aus, dass in der Steiermark derzeit rund 30.000 Stellen nicht besetzt seien. „Die Unternehmen suchen ja nicht nur beim AMS“, erklärt er die Diskrepanz zu den Zahlen des AMS. Die Wirtschaftskammer fordert daher einmal mehr die Mobilisierung der Arbeitskräfte, „aber ohne soziale Kälte“, wie Herk betont. Konkret solle die überregionale Vermittlung gestärkt und das Arbeitslosengeld reformiert werden.

Um Arbeitslosen eine neue Perspektive zu eröffnen, hat die Wirtschaftskammer der Landesregierung ein Konzept für ein „Talentcenter Plus“ vorgestellt. Arbeitslose sollen dort die Möglichkeit bekommen, ihre vielleicht versteckten Talente auszutesten und so auch neue mögliche Berufsbilder kennenlernen. Der Ball liege nun bei der Landespolitik, sagt Herk.

Doch selbst mit diesen Maßnahmen werde man nicht an qualifizierter Zuwanderung vorbeikommen, betont Herk und wünscht sich hier eine offene Debatte.