Es ist die kleine Schwester des akademischen „Titel-Mogelns“: Weniger aufwendig, keine Konflikte mit dem Urheber-, Universitäts- oder gar Strafrecht aufgrund von illegalem Plagiieren, etwas leichter zu korrigieren – aber nicht minder unlauter, unangebracht und unschön. Gemeint sind aufgemotzte Lebensläufe, wie sie Spitzenpolitikern in Deutschland gerade zur Stolperfalle werden.

Nachdem dort die Spitzenkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock ins Schussfeld geraten war, weil sie regelmäßige Unterstützung von renommierten Nichtregierungsorganisationen zu „aktiven Mitgliedschaften“ hoch frisierte, steht jetzt auch CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet im Kreuzfeuer. Auch auf seiner Karriereleiter sollen Sprossen eingefügt worden sein, soll es bei manchen Punkten ihn in ein besseres Licht rückende Unschärfen gegeben haben. Man kann das als Wahlkampfgedöns abtun. Es wirft aber die Frage auf, wie verbreitet derartige Behübschungen bei Bewerbungen im Berufsleben generell sind.

Eine bessere Abschlussnote in diesem Fach oder jenem Seminar, ein zum Studium hochgetunter Sommerkurs auf einer renommierten Universität, eine gefälschte Beurteilung, ein falscher Titel, eine erfundene Arbeitsstelle hier, ein erdachtes Amt dort: Die Möglichkeiten sind vielfältig – und alle fix passiert statt frei erfunden. Geschadet hat es den Absolventen derartiger erfundener Karrierestationen im Lebenslauf nicht immer. Vielfach, weil das Flunkern unbemerkt blieb und bleibt. Selbst wenn manche Unternehmen Detekteien damit beauftragen, Fakten gegenzuchecken um Betrügern auf die Schliche zu kommen, schreckt das potenzielle Vita-Pimper nicht wirklich ab.

Schon vor zehn Jahren gab eine deutsche Detektei an, dass von 5000 begutachteten Bewerbungen 30 Prozent Unregelmäßigkeiten aufwiesen. Eine Studie einer großen Personalberatungsfirma ergab sieben Jahre später dieselbe Quote. Und bei einer Umfrage der Social Media-Plattform LinkedIn unter 2000 Teilnehmern hat im vergangenen Jahr zumindest jeder Vierte zugegeben, bei der Jobsuche „aus taktischen Gründen“ beim Thema Arbeitslosigkeit schon einmal gelogen zu haben. „Selbstständigkeit“ klingt eben besser. Und Lügen haben ja nur kurze Beine. Es bleibt jedoch ein schmaler Grat. Personalabteilungen in Unternehmen setzen mittlerweile Schrifterkennungssoftware ein, um vorgelegte Zeugnisse auf deren Echtheit zu überprüfen.

Bewerber sind sich vielfach nicht bewusst, dass sie durch ihre Unterschrift bestätigen, dass die Angaben in ihren Dokumenten der Wahrheit entsprechen. Tun Sie das nicht, wird es im besten Fall nur mit der konkreten Bewerbung nichts. Im schlimmsten Fall spricht es sich herum und wird auch an anderen Stellen aktenkundig – womit die Hochstapelei nachhaltig zum Senkblei für die Karriere werden kann.
In derartigen Fällen darf auch die archivarische Funktion des Internets nicht übersehen und unterschätzt werden. Taucht dort eine Meldung über einen mit „alternativen Fakten“ verzierten Lebenslauf erst einmal auf, bleibt sie dort. Das Netz vergisst nicht.

In solchen Fällen braucht es einigen Aufwand, um diese Spuren zu beseitigen und die dunklen Flecken im Lebenslauf wieder aufzuhellen.
Da hilft das Beteuern, es handle sich nur um ein „Missverständnis“ meist nichts mehr. Die Glaubwürdigkeit und Reputation ist weg, zumindest aber schwer beschädigt.