Auch noch nach 15 Jahren liest sich die Gründungsgeschichte von Anexia wie ein Märchen aus dem Silicon Valley: Zwischen schriftlicher und mündlicher Matura pilgerte Alexander Windbichler, 19-jähriger Klagenfurter HTL-Schüler mit Lesachtaler Wurzeln, zum Gewerbeamt.
Der Beginn einer Erfolgsstory, wie man sie in Kärnten eher selten sieht. Groß geworden mit Rechenzentren, mittlerweile 93 an der Zahl, von New York über Sao Paulo bis Hongkong und Sydney, steht Anexia heute auch für Cloud- und Software-Lösungen. Auf das 15-jährige Jubiläum blickt Windbichler, heute 34, mit „Demut“. Zeit, um sich auf den großen Erfolgen auszuruhen, finden er und seine bereits über 300 Mitarbeitern nicht. Denn „unsere Branche ist eines der größten Opfer von Digitalisierung“, erklärt ausgerechnet der global tätige IT-Dienstleister. „Die Automatisierung nimmt stark zu. Wir mussten uns in den 15 Jahren mehrmals neu erfinden.“

Mitten in der Transformation

Wieder stecke Anexia mitten in der Transformation – diesmal hin zu einem Lego-Baukasten. Natürlich keinem echten, sondern im virtuellen, übertragenen Sinne: „Wir erstellen die Bausteine für die Digitalisierung.“ Richtig angewandt, könne man damit 95 Prozent aller Digitalisierungsanforderungen abdecken. Digitale Bausteine in der Cloud werden mit der echten Welt verknüpft. Ein Beispiel: Nahezu alle Filme in europäischen Kinosälen werden über IT-Infrastruktur von Anexia ausgeliefert. Reale Welt, digital abgebildet. Der standardisierte digitale Baukasten werde zum Kern der Automatisierung, „zu einer Zeit, in der Programmierer Mangelware sind“.

"Nehmen Organisation Druck weg"

Die fortschreitende Automatisierung nutzt Anexia auch bei der weltweiten Ausrollung neuer Angebote. „Unsere Cloud- und Serverkunden waren schon immer global, jetzt gilt das auch für unser Software-Business.“
Von Beginn an galt für Windbichler, „alles, was wir verdienen, zu investieren“. Umsatz- und Gewinnzahlen seien bei Anexia kein Thema: „Wir nehmen der Organisation viel Druck weg“, sagt Windbichler. „Den Druck, immer mehr zu liefern.“ Windbichler ist dafür bekennender „Liquiditätsfanatiker“. Anexia sei seit Gründung 2006 „nie negativ“ gewesen. „Wir haben über 40 Prozent Eigenkapital, mit dem Zweck, niemals in finanzielle Schieflage zu geraten.“ Er gehe „den konservativen Weg, wie er früher üblich war in der Wirtschaft“.

"Ich bin sehr loyal"

Windbichlers Begeisterung für Technologien ist ungebrochen: „Ich wollte immer große Teams um mich haben, um spannende Dinge zu bauen“, sagt er. Abgehakt, wie auch das Ziel, weder Kapitalgeber noch Teilhaber ins Unternehmen zu holen oder gar auszusteigen – ungewöhnlich in der Technologie-Branche: „Solange das Ganze hier mit den richtigen Leuten Spaß macht, hätte es auch keinen Sinn, rauszugehen.“

In Kärnten hält Windbichler auch die Heimatverbundenheit: „Ich bin sehr loyal und will dem Land etwas zurückgeben.“ Im Silicon Valley möchte er übrigens gar nicht gründen: „Die Atmosphäre ist überhitzt, alles ist schnelllebig und auch nicht nachhaltig.“