Ist das wirklich die richtige Zeit für eine gemeinsame Unternehmensgründung? Jürgen Götzenauer und Gerald Jaritz haben diese Frage im Vorjahr mit einem klaren „Ja“ beantwortet. Die erfahrenen Industriemanager, die zuletzt jeweils als Technikvorstände in Hightech-Firmen tätig waren, sind – trotz schauriger Corona-Krisenkulisse – zum Schluss gekommen, „dass gerade deshalb jetzt der richtige Zeitpunkt“ ist. Der Firmenname „Schubkraft“ vereint gewissermaßen Leitmotiv und Selbstanspruch des Beratungsduos. Man sehe sich als „praxisorientierte Problemlöser, Sparringpartner und Ideenbringer“ für Betriebe – insbesondere für Klein- und Mittelunternehmen (KMU). „Wir sind keine klassischen Berater, die Paper und Folien am laufenden Band produzieren, wir agieren auch nicht als siebenter Subberater in der Unterabteilung eines Konzerns, der Fokus liegt eher auf heimischen KMU und steirischen Betrieben“, so Jaritz.

Bereut habe man den Schritt in die gemeinsame Selbstständigkeit nicht, „wir sind keine Schönwetterkapitäne“, betont Götzenauer. Rauer als derzeit könnte die See für viele KMU nicht sein. „Sie waren schon vor der Coronakrise mit einer zunehmenden Komplexität und stetig steigenden Geschwindigkeit konfrontiert“, sagt Jaritz. Die Märkte verändern sich rasant, der globale Wettbewerb nimmt zu, die technologischen Entwicklungen fallen vielfach radikal aus – und in diesem herausfordernden Umfeld werden auch die Produktentstehungs- und Produktlebenszyklen immer kürzer. „Das hat schon in den letzten Jahren zu einem massiven Anstieg der unternehmerischen Risiken und zu einem stetig wachsenden Druck auf die Unternehmen, die Organisationen und die Menschen geführt“, sagt Götzenauer.

Und jetzt also noch die Coronakrise als „Verstärker, Beschleuniger, Katalysator“, wie Jaritz unterstreicht. Planungssicherheit sei vor diesem Hintergrund „in den meisten Fällen nicht mehr gegeben“.

Wichtiger Blick über brennendes Tagesgeschäft hinaus

Als Begleiter auf dem Pfad aus der Schockstarre zurück in die Handlungsfähigkeit – so sieht sich das „Schubkraft“-Duo vor allem positioniert. „Damit Unternehmen auch über eine solch herausfordernde Situation hinaus überlebens- und vor allem wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie jetzt den Blick über das brennende Tagesgeschäft hinaus auf die aktive Gestaltung der eigenen Zukunft richten.“ Es gehe um die Entwicklung klarer Strategien – die reichen von der Zulieferkette über die Unternehmensfinanzierung bis hin zum Produktportfolio und den Markt- und Kundensegmenten. Eine leistungsfähige Ausrichtung der Organisation und die Steigerung von Innovationskraft und Innovationsfähigkeit seien von elementarer Bedeutung. „Es geht darum, Bestehendes zu hinterfragen und für radikale Erneuerung zu sorgen.“ Götzenauer spricht von „Ausmisten“.

Was bedeutet das nun speziell für steirische KMU? „Aufgrund der Strukturunterschiede sind diese Themen für KMU im Vergleich zu Konzernen natürlich wesentlich herausfordernder und oftmals existenzbedrohend“, betont Jaritz. Da sie „nicht über den Luxus verfügen, solche Veränderungen sanft über abteilungsspezifische Pilotprojekte nach der Devise „Trial and Error“ auszuprobieren“, müssen sie im Wesentlichen sofort den richtigen Weg einschlagen.
Hier sieht man sich als „neutrale Unterstützer von außen“ in einer zentralen Rolle. „Gerade in Krisensituationen mit enormem Druck ist es daher absolut kontraproduktiv, darauf zu verzichten“, sagt Götzenauer. Gerade aktuell sei keine Zeit dafür, „die notwendigen Lernkurven ausschließlich selbst zu durchlaufen, denn dieses Jahr wird darüber entscheiden, wie das jeweilige Unternehmen durch diese Krise kommt und ob es sich aus eigener Kraft sogar als Krisengewinner positionieren kann“.