Der Ansturm auf Digitalwährungen wie Bitcoin geht rasant weiter. Am Donnerstag setzte die älteste und bekannteste Kryptowährung ihre von starken Kursschwankungen begleitete Rekordjagd fort. Auf der Handelsplattform Bitstamp kostete ein Bitcoin erstmals mehr als 40.000 US-Dollar. Im Hoch wurden rund 40.330 Dollar erreicht. Der Kurs stieg damit um über 12 Prozent an einem Tag.

Der Bitcoin befindet sich schon seit einiger Zeit auf Rekordjagd. Im vergangenen Jahr gehörte er mit einem Kursplus von mehr als 300 Prozent zu den Anlagen mit den weltweit stärksten Kursgewinnen. Auf Jahressicht hat sich sein Kurs sogar fast verfünffacht. Andere Digitalwährungen haben von dem Boom zuletzt ebenfalls profitiert. Die nach Marktanteil zweitgrößte Kryptowährung Ether stieg auf rund 1280 Dollar. Dies ist der höchste Stand seit Anfang 2018.

1,044 Billionen Dollar

Vor allem der massive Kursanstieg des Bitcoin aber hat den Gesamtwert aller Kryptowährungen erstmals über die Marke von einer Billion US-Dollar getrieben. Das Internetportal Coinmarketcap wies am Donnerstag einen Höchstwert von rund 1,044 Billionen Dollar aus. Der Wert bezieht sich auf alle derzeit existierenden Digitalwährungen. Coinmarketcap zählt aktuell 8.200 davon.

Digitalwährungen wie Bitcoin rufen nach wie vor sehr gespaltene Reaktionen hervor. Anhänger sehen darin nicht nur zukunftsweisende Technologien wie die durch Bitcoin bekanntgewordene Transaktionskette "Blockchain". Verwendet werden Internetwährungen auch als Spekulationsobjekt und zunehmend als Absicherung gegen Kursschwankungen anderer Finanzanlagen. Kritiker warnen hingegen vor einer Finanzblase und monieren unter anderem die teils extremen Kursschwankungen von Bitcoin und anderen Digitalwährungen.

Ritterschlag

Das Image des Bitcoin hat sich im vergangenen Jahr verbessert. Einer Art Ritterschlag kam es gleich, dass der große Bezahldienst Paypal seinen US-Kunden den Handel mit Kryptowährungen ermöglicht hat. Heuer sollen auch Transaktionen in Bitcoin und anderen Digitalwährungen, von denen es mittlerweile Tausende gibt, möglich werden.

Nicht nur Paypal, auch große Finanzanleger zeigen ein stärkeres Interesse an digitalen Währungen. So hat etwa der große Vermögensverwalter Fidelity vergangenes Jahr einen Fonds aufgelegt, der in Bitcoin investiert. Auch wird der Bitcoin verstärkt als alternative Anlage genutzt, weil einige Investoren aufgrund der in der Coronakrise stark steigenden Staatsschulden eine künftig höhere Inflation erwarten. Herkömmliche Währungen leiden in der Regel unter einer hohen Inflation und verlieren über ihren Wechselkurs an Wert.

Zahlungsmittel?

Nun stellt sich die Frage, ob der Bitcoin nachhaltig von diesen Entwicklungen profitieren kann. Denn wesentliche Kritikpunkte bleiben: Als Zahlungsmittel ist der Bitcoin weitgehend ungeeignet. Zu stark sind seine Kursschwankungen, zu hoch ist der Energieverbrauch in der Herstellung (Mining), zu langatmig und teuer ist die Transaktionsabwicklung. Die Kernidee des Bitcoin-Erfinders, der bis heute nur unter einem Pseudonym bekannt ist, war aber gerade die Erschaffung eines neuen Zahlungsmittels.

Nicht nur als Zahlungsmittel, auch als Finanzanlage bleibt der Bitcoin umstritten. Hauptkritikpunkt sind seine teils heftigen Kursschwankungen. Häufig hat die Digitalwährung auf starke Wertzuwächse mit krassen Kurseinbrüchen reagiert. So auch zuletzt, als der Kurs mehrfach wegbrach. In den Augen vieler Kritiker stellt diese Wankelmütigkeit das Potenzial des Bitcoin als Anlagegegenstand in Frage.

Digitalwährungen

Die Zukunft des Bitcoin steht damit auf wackligem Fundament. Man muss nicht so weit gehen wie die Experten von der Dekabank, die von einem "Spekulationswahnsinn" sprechen. Aber als Finanzanlage und erst recht als Zahlungsmittel ist die Kryptowährung höchst strittig. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass viele Zentralbanken den Ansatz des Bitcoin aufgreifen und eigene Digitalwährungen anstreben.

Vielmehr dürfte das Gegenteil der Fall sein: Sollte sich die Idee digitalen Notenbankgeldes durchsetzen, würde für Bitcoin und Co eine starke Konkurrenz entstehen. Ein Grund mehr, mit der Anlage in Bitcoin und anderen Digitalgeldern vorsichtig zu sein.