Es sei, so ist es zu hören, einem hochrangigen Politiker, etwa in der Flughöhe eines Vizekanzlers, ein Anliegen gewesen, das Programm „Corona-Arbeitsstiftung“ zu nennen. Wohl, da die „Stiftung“ am heimischen Arbeitsmarkt als Auffang- und Ausbildungsinstrument guten Ruf genießt und vergleichsweise bekannt ist. Mittlerweile aber wurde aus der im Juli erstmals angekündigten „Corona-Arbeitsstiftung“ eine „Corona-Joboffensive“.

Die Umbenennung sei „eine politische Entscheidung“, heißt es dazu kurz und knapp von AMS-Chef Johannes Kopf. Jedenfalls sei sie nachvollziehbar, greife das Paket doch weiter. Kopf: „Ja, es sind Stiftungen enthalten, aber auch viele normale Schulungen.“ Mehr als 100.000 arbeitslose Menschen sollen summa summarum weiterqualifiziert oder umgeschult werden. 700 Millionen Euro, die zusätzlich zum AMS-Budget für die Jahre 2021 (zwei Drittel) und 2022 (ein Drittel) bereitgestellt werden, sind dafür vorgesehen. Noch nie zuvor wurden so viele Mittel in die Beschäftigung investiert, betont Arbeitsministerin Christine Aschbacher. Und dies sei auch notwendig. Die Coronakrise hat den Arbeitsmarkt schwer getroffen, aktuell sind um 70.000 mehr Menschen ohne Job als vor einem Jahr.

Dem gilt es nun entgegenzusteuern. Man habe bereits „Aufstockungsoptionen“ bei gewissen Ausbildungen gezogen und hole so erste Betroffene explizit an Bord, sagt Johannes Kopf, geplagt vom erneuten Lockdown („Kommt zur Unzeit“). Zudem seien zahlreiche Ausschreibungen für das nächste Jahr finalisiert, in Summe sollen allein im Bereich Elektronik/digitale Technologie 17.400 arbeitslose Personen eine Ausbildung erhalten. 8000 sind es bei Metallberufen, 7400 im Pflegebereich. Gar auf 49.000 Menschen warten Qualifizierungen in Sachen „Handel, Gastronomie, Büro und fachspezifische Sprachausbildungen“. Die „hochwertigsten Ausbildungen“ dauern „zwölf bis 18 Monate“, sagt Kopf.

Qualifikation schließt zur Vermittlung auf

Grundsätzlich gelte, dass man in der Krise qualifizieren müsse, um den erhöhten Bedarf der Betriebe rasch abdecken zu können, wenn die Konjunktur wieder anziehe. Das könnte schon Mitte 2021 der Fall sein, so eine Impfung erfolgreich ist. Die Zeit drängt also, die Ziele sind hehr.

Um sie zu erreichen, rüttelt das AMS selbst an Grundfesten. Bis dato galt das Dogma „Vermittlung vor Qualifikation“. Zumindest im nächsten Jahr wird „dieser Grundsatz abgeschwächt“ (Johannes Kopf), die Qualifizierung auf die gleiche Stufe gehoben und in manch Berufsfeld sogar besonders gewünscht. Etwa in der Ausbildung von IT- oder Pflegefachkräften. Was freilich dazu führen kann, dass selbst Arbeitslose in Mangelberufen nun woanders Fuß fassen. Irritationen in der einen oder anderen Branche scheinen garantiert. In der aktuellen Situation, so Johannes Kopf, sei der Fokus auf Qualifizierung dennoch „argumentierbar“.