Auf ihren Konten und Sparbüchern haben die Österreicherinnen und Österreicher rund 260 Milliarden Euro liegen – bei der aktuellen Zinslage so gut wie ohne Ertrag. Schlimmer noch: Die Inflation bedeutet einen jährlichen Kaufkraftverlust von vier bis fünf Milliarden Euro. Thomas Schaufler, ab Jänner Privatkundenvorstand der Erste Bank, rät daher eindringlich, sich über die Veranlagung des Geldes Gedanken machen. Für Veranlagungen für fünf bis zehn Jahre führe kein Weg an Aktien vorbei. Zugleich verwies er jüngst auf steigendes Interesse an nachhaltigen Veranlagungen. Kunden würden abwägen, wie nachhaltig Unternehmen investieren und wirtschaften. Diese Produkte hätten in der Krise auch eine bessere Performance gezeigt.

Weltweiter Boom

Tatsächlich ist weltweit die Emission grüner, sozialer und nachhaltiger Anleihen in den ersten zehn Monaten 2020 im Vergleich zum Vorjahreswert um 36 Prozent auf 361,1 Milliarden US-Dollar (rund 303,5 Milliarden Euro) gestiegen. Für den Monat Oktober 2020 weist der aktuelle Climate Bond Initiative Report sogar eine Verdoppelung aus. Unter Eindruck der Corona-Pandemie stieg die weltweite Emission von grünen, sozialen und nachhaltigen Anleihen im Oktober 2020 gegenüber Oktober 2019 von 37,7 auf 74,4 Milliarden US-Dollar (rund 62,6 Milliarden Euro). Social Bonds stiegen dabei am stärksten.

Resilienz und Green Deal

„Seit Beginn der Pandemie ist das Bedürfnis, die Resilienz unserer Gesellschaft durch nachhaltiges Wirtschaften zu stärken, enorm gewachsen. Green und Social Bonds übernehmen dabei, durch ihre positive ökologische und gesellschaftliche Wirkung, eine wichtige Rolle, auch bei der Umsetzung des Green Deals und des Aktionsplanes für nachhaltiges Wachstum, beides gesteuert von der Europäischen Union, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen“, erklärt die Vorstandsvorsitzende der BKS Bank Herta Stockbauer.

Nachhaltige regionale Projekte

Sie hat nachhaltige Veranlagung zu einem Schwerpunktthema der BKS gemacht. „Als nachhaltigste Bank Österreichs übernehmen wir auch in diesem Bereich eine Vorreiterrolle und haben bereits vier Green Bonds und zwei Social Bonds erfolgreich platziert. Unternehmen bieten sie eine gute Alternative, um nachhaltige Projekte zu finanzieren, für Anleger sind sie eine ausgezeichnete Möglichkeit, regional und verantwortungsbewusst zu investieren“, so Stockbauer. So finanzieren die Einzahlungen in einen Green Bond der BKS Bank den Umstieg des Lavanttaler Industriebetriebes Hermes Schleifmittel von Heizöl auf Biomasse und Flüssiggas in der Energieerzeugung. Mit einem anderen Green Bond vergibt die BKS Bank einen Kredit zum Aus- und Umbau der Neuen Mittelschule & Sportmittelschule Hartberg Rieger an eine kommunale Gesellschaft der Stadt Hartberg.

Second Opinion, ICMA-Prinzipien

Regionale Projekte machen Green Bonds für Anleger auch dann interessant, wenn Renditen nicht so hoch sind, wie sie institutionelle Investoren wie Versicherungen einfordern. „Die hohe Transparenz von Green und Social Bonds ist dabei sicher von großer Bedeutung, welche durch unabhängige, externe Gutachten bestätigt werden muss“, erklärt Stockbauer. Die BKS Bank emittiere auf Basis der Green Bond Principles der internationalen Capital Market Association ICMA.

Texonomieverordnung der EU

„Die Taxonomieverordnung der EU, die im Oktober in Kraft getreten ist, gibt der Nachhaltigkeit noch höheren Stellenwert“, erklärt Gabriela Lobnig, Leiterin Private Banking der Kärntner Sparkasse. Demnach müssen Finanzprodukte klassifiziert werden, welchen ökologischen Zielen sie Investments zugrundeliegen. Die EU hat dafür bei Unternehmen ab 500 Mitarbeitern sechs Umweltziele von Klimaneutralität bis 2050 bis Meeresschutz festgelegt, die zum Teil schon ab 2021 befolgt werden müssen.

Impact Investments

Mit Impact Investment können Kunden zunehmend auf Umwelt- und Klimaschutz in Unternehmen Einfluss nehmen, so Lobnig. Fonds wie zum Beispiel der Erste Green Invest oder der Erste Responsible Global Impact Invest müssen messbaren Größen, den sogenannten ESG-Kriterien (für Environmental, Social, Governance), in einem eigens geschaffenen ESG-Rating folgen.

ESG-Kriterien

Größter Emittent am Markt für ESG-Anleihen ist die EU. Für den Green Deal plant sie allein an grünen Anleihen von 2021 bis 2026 Emissionen von 225 Milliarden Euro, um 30 Prozent das EU-Programms der nächsten Generation zu finanzieren. Die Klimaschutzbewegung hat schon 2019 Renditen von Nachhaltigkeitsfonds heimischer Banken befeuert. Raiffeisen legt einen Fonds „Nachhaltigkeit-Mix“ auf oder noch gezielter auf Klimaschutz mit Produkten wie einem heuer aufgelegten Fonds „Smart-Energy-ESG-Aktien“, der in Unternehmen investiert, die mit intelligenten Produkten zur CO2-Reduktion beitragen.

FNG-Siegel

„Wenn ein renommiertes Institut wie das Forum Nachhaltige Geldanlagen in Berlin gleich allen unseren nachhaltigen Fondsprodukten höchste Qualitätsstandards bescheinigt, dann hat das eine enorme Aussagekraft“, freut sich Dieter Aigner, Geschäftsführer der Raiffeisen KAG über „3-Sterne“-Auszeichnungen, also Bestnote, bei der FNG-Siegel-Vergabe. Mit den 14 mit der Höchstnote ausgezeichneten Fonds, ist die Raiffeisen KAG die Fondsgesellschaft im deutschsprachigen Raum, die die meisten „3-Sterne“-Produkte in ihrem Portfolio hält. Die Höchstnote wurde an nur 43 Fonds (von 177 Einreichungen) vergeben. Ein Drittel davon sind Fonds der Raiffeisen KAG. 73 Asset Manager Fonds reichten für die Siegel-Vergabe ein.