Will man sich die Botschaften Donald Trumps anhören, poppt auf Twitch eine simple Fehlermeldung auf. Der offizielle Account des Wahlkampfteams des US-Präsidenten wurde auf der vor allem in Computerspieler-Kreisen hochpopulären Plattform gesperrt. „Hasserfülltes Verhalten ist auf Twitch nicht erlaubt“, heißt es von einem Sprecher der Amazon-Tochter lapidar. Auslöser für den Schritt waren Videoausschnitte zweier Reden Trumps, in denen er mexikanische Immigranten pauschal „Kriminelle“ und „Vergewaltiger“ nannte.

Also keine außergewöhnlichen Einschätzungen für den US-Präsidenten, möchten aufmerksame Beobachter der Auftritte Trumps anmerken. Das Handeln zeigt dafür umso klarer, wie stark der öffentliche Druck auf Plattformen wie Twitch & Co. zunimmt. Lange hatten sie sich bloß als technischer Vermittler artikuliert und jegliche inhaltliche Verantwortung mit dem Verweis auf geltende Meinungsfreiheit von sich gewiesen. Das reicht im Kampf gegen keimenden Hass im Netz nun nicht mehr aus.

Der Nachrichtendienst Twitter etikettiert Einträge deswegen fortan mit starken Worten à la „Gewaltverherrlichung“ oder „missbräuchliches Verhalten“, Reddit sperrte die mit mehr als 750.000 Trump-Anhängern gefüllte Gruppe „The_Donald“ und YouTube drehte jüngst sechs prominente Kanäle ab, die offenkundig rassistische Inhalte verbreiteten. Vor einem Jahr aktualisierte der Videodienst seine Richtlinien, mehr als 25.000 Kanäle wurden seitdem wegen Hassreden geschlossen.

Bei Facebook, Meister des Hinauszögerns, wiederum sorgten erst große Werbekunden wie Coca-Cola oder Unilever für Schritte wie die Untersagung einer größeren Bandbreite an bezahlten Inhalten. Die Ankündigung der Konzerne, Anzeigen auszusetzen, trifft den Konzern hart. Facebook mache „70 Prozent des Umsatzes mit derlei Werbung“, erklärt Technologieforscher Mario Herger im Gespräch mit der Kleinen Zeitung. Er sieht es schon jetzt als „Vermächtnis der Black-Lives-Matter-Bewegung, dass die großen Plattformen endlich tatsächlich auf Hass reagieren müssen“.