Varta ist derzeit Marktführer für Akkus in kabellosen Kopfhörern, die gerade einen Boom erleben; Hersteller wie Apple, Bose oder Jabra greifen auf sie zurück. Den wenigsten ist freilich bekannt, dass Graz im traditionsreichen deutschen Batteriekonzern eine zentrale Rolle spielt. An der TU Graz befindet sich seit elf Jahren mit Varta Micro Innovation jene Forschungseinheit, die für die Vorentwicklung der Varta-Gruppe verantwortlich ist.

„Graz hat eine starke Historie in der elektrochemischen Grundlagenforschung“, erklärt Stefan Koller, Geschäftsführer des Forschungszentrums, warum die TU und Varta 2009 die gemeinsame Gründung vornahmen. Während die TU 2015 aus dem Unternehmen ausschied, hat Varta mit dem Grazer Ableger indes Großes vor. Nicht nur die Zahl der 14 Beschäftigten soll laut Koller – er ist von Anfang an dabei – in den nächsten Jahren stark wachsen, auch sei bereits der Bau eines neuen Forschungszentrums geplant; derzeit nützt Varta Micro Innovation noch Räume der TU.

Silizium speichert mehr Energie

Ohne die Forschung aus Graz würden die Minibatterien von Varta jetzt nicht in Millionen von kleinen Kopfhörern arbeiten. „Wir haben für die Lithium-Ionen-Akkus eine neue Struktur entwickelt und damit die Laufzeit erhöht“, erklärt Koller. Das Forschen an den Materialien, die Erhöhung ihrer Speicherfähigkeit, der Energiedichte und der Lebensdauer sind die Themen, die Koller und sein Team dabei antreiben. Eine entscheidende Rolle kommt den Rohstoffen zu. Silizium-basierte Zellen versprechen eine um 50 Prozent höhere Speicherkapazität. Der Anteil von Kobalt hingegen soll reduziert werden – auch daran forscht man in Graz seit Jahren.

Stefan Koller
Stefan Koller © Juergen Fuchs

Sicher ist, dass sich auf dem Markt für Energiespeicher in den kommenden Jahren viel bewegen wird. Enormes Potenzial berge die Elektromobilität, die noch gar nicht richtig begonnen habe: So will Varta sein technisches Wissen aus dem Bereich der Mikrobatterien auch dafür nützen und gilt als Anwärter darauf, Asiens Führerschaft bei großen Akkus in den nächsten Jahren zu brechen und eine „europäische Zelle“ zu entwickeln.

Forschung für deutsche Autohersteller

Hier soll wiederum Graz die Vorarbeit leisten. Bei E-Auto-Batterien forscht Varta Micro Innovation bereits auch im Auftrag großer deutscher Fahrzeughersteller. Kollers Team baute eine Zelle, die im Vergleich zu jener in den Teslas um 17 Prozent leichter ist, aber um 24 Prozent mehr Strom speichern kann. Noch handelt es sich um einen Prototypen. Bis zur Serienreife würde es weitere drei bis fünf Jahre dauern, sagt Koller.

Ein Nachteil in der Batterietechnologie „sind lange Entwicklungszeiten von bis zu 15 Jahren. Quantensprünge gibt es nicht.“ Dabei werden große Akkus nicht nur in der E-Mobilität gefragt sein. Koller verweist auf Einsatzgebiete in der Industrie oder in der Luftfahrt, wo ein rein elektrischer Bodenverkehr als realistisches Szenario gilt. Ein wachsender Markt seien auch Speicher für Einfamilienhäuser mit Solarpaneelen. Die Vielzahl möglicher Anwendungen spreche für ein „europäisches Flaggschiff“ nicht nur in der Forschung, sondern auch der Produktion, so Koller.