"Von der Hochgeschwindigkeit zum Stillstand“ heruntergebremst fühlte sich Annette Knoch (Droschl Verlag), als das „Desaster“ der Buchmessen-Absage in Leipzig den Beginn der Durststrecke im Verlagswesen einläutete: „Das war ein echter Schock!“

Dass auch der Versandhändler Amazon wegen der Corona-Krise Bücher zu „nicht prioritären Ware“ erklärte und keine neuen Lieferungen auf Lager nahm, führte nach der Schreckensstarre zu hektischen Wochen: „Wir haben ‚social media‘ extrem angekurbelt.“ Das tun auch ihre Kollegen – sowohl im Sortimentsbuchhandel als auch in den Verlagen.

E-Book-Aktionen, Kurzarbeit

Der Wieser Verlag verschickte gerade als Geschenk des Hauses ein E-Book von Maria Stern mit „55 guten Nachrichten. Politik nach Corona“. Ab Mai wird die gedruckte Variante im Buchhandel erhältlich sein. Der Sachbuchverlag Styriabooks wirbt ebenfalls mit einer E-Book-Aktion bis Ende April, bei der die „best of“ des Hauses um 50 Prozent des Ladenpreises zu haben sind.

Verleger Matthias Opis freut sich über den Erfolg seines ersten Verlagspodcasts mit der Autorin Lisz Hirn: „Die Strukturen werden sich verändern, das ist absehbar.“ Wieser und Styriabooks setzen ebenso wie die Kärntner Verlage Hermagoras/Mohorjeva und Heyn auf das Kurzarbeitsmodell.Achim Zechner (Heyn) ist kämpferisch: „Auch wenn es ein bissl zach ist, ich werde diesen Verlag nicht schließen. Das ist meine Lebensaufgabe!“

Regional kaufen

Auf verstärktes Marketing via Newsletter und Youtube-Videos anstelle von Buchpräsentationen setzt Adrian Kert vom zweisprachigen Hermagoras Verlag. Er sieht auch positive Entwicklungen: „Die zahlreichen Aufrufe, regional und lokal zu bestellen, fruchten. Hoffentlich vergessen die Leute das nicht!“ Das wünscht sich auch der Völkermarkter Verleger Gernot Ragger (Der Wolf Verlag), der als Einmannbetrieb vor allem mit dem Einnahmenentgang kämpft und damit, dass Druckereien in Ungarn und der Slowakei wegen der Kurzarbeit und Engpässen beim Papier keine neuen Aufträge mehr annehmen.

Annette Knoch
Annette Knoch © Kleine Zeitung Helmuth Weichselb

Auch 90 Prozent der österreichischen Druckereien haben für ihre Mitarbeiter laut APA Kurzarbeit angemeldet. Hier funktioniert die Produktion, wenn auch etwas verzögert. Auftragsbestätigungen für die ersten Herbst-Titel hat Annette Knoch bereits von ihrer Stammdruckerei Theiss im Lavanttal bekommen, und auch Lojze Wieser freut sich über eine eben eingetroffene Lieferung aus einer Druckerei in Ljubljana: „Gedruckt wird unter schwierigen Bedingungen, aber die Spedition konnte über die Grenze.“ So wie für den Grazer Droschl-Verlag ist auch für den Klagenfurter Ritter-Verlag Kurzarbeit kein Thema: „Wir haben genügend zu tun“, erzählt Martina Mosebach-Ritter, die sich um ihre Autoren sorgt: „Denen brechen komplett die Einnahmen weg!“