Die Koralm und der Semmering dominierten zuletzt die Schlagzeilen über die Bahn. Etwa ab der Mitte des Jahrzehnts wird die Zugfahrt von Wien nach Klagenfurt auf der neuen Südbahn nur noch 2:40 Stunden dauern und jene von Graz nach Klagenfurt auf 45 Minuten reduziert.

Doch sind damit bei Weitem nicht alle Notwendigkeiten erfüllt. Seit Jahren fordert die Industrie den Ausbau der Pyhrn–Schober-Achse nach Deutschland – führt über sie doch ein beträchtlicher Teil der Güterexporte aus der Steiermark. Nur ein Drittel davon wird aber auf der Schiene transportiert, denn der (zu steile) Bosrucktunnel ist ein Nadelöhr.

Neuer Tunnel bis 2040

Abhilfe schaffen soll ein neuer, flach trassierter Bahntunnel durch das Grenzgebirge. Andreas Matthä, Chef der ÖBB, und Georg Knill, Präsident der IV Steiermark, legten sich am Donnerstag auf eine Realisierung bis 2040 fest. Ein Datum, das die Bahn bereits in den Vorjahren genannt hat. Auch wenn die Unterstützung durch die Bundes- und die Landesregierung aus standortpolitischen und ökologischen Gründen vermutlich nie so hoch war wie jetzt, ist ein früherer Zeitpunkt wenig realistisch.

Matthä kann sich beim Projektstart noch nicht festlegen. Daher fordert Knill, „ehestmöglich die Weichen für die konkreten Planungs- und Genehmigungsverfahren zu stellen. Ein verlässlicher Zeitplan für die Modernisierung der Achse ist unser Kernanliegen an die Bundesregierung.“

So schwierig wie der Semmering

Großprojekte wie diese benötigen lange Vorläufe und die Erfahrung lehrt, dass Verzögerungen bei Tunnelbauten häufig sind. „Geologisch betrachtet, ist der Bosruck mindestens so schwierig wie der Semmering“, sagt Matthä.

Da die Pyhrn–Schober-Achse eine internationale Bedeutung hat, ist das Ziel, die Strecke in das prioritäre transeuropäische Netz (TEN) zu lobbyieren, was eine Kofinanzierung durch die EU zur Folge hätte. Derzeit liegen die Baukosten für den Bosrucktunnel geschätzt bei 1,5 Milliarden Euro.

Im Semmering kämpfen die Tunnelbauer gegen geologische Störzonen
Im Semmering kämpfen die Tunnelbauer gegen geologische Störzonen © Martina Pachernegg

Graz-Bruck: "Ausbau erforderlich"

„Für Graz bietet sich die Chance, zum Knotenpunkt der neuen Seidenstraße zu werden“, sagt Helmut Adelsberger. Der anerkannte Bahnexperte (früher im Verkehrsministerium und in der EU-Kommission tätig) drängt in diesem Zusammenhang auch auf den Ausbau Graz–Bruck. Die bestehenden zwei Gleise wären mit der ausgebauten Süd- und Pyhrnbahn sowie dem S-Bahn-Verkehr überlastet. Daher fordert Adelsberger zwei weitere Gleise zwischen Graz und Bruck als Hochleistungsstrecke.

Das könnte die Fahrtzeit von der Landeshauptstadt in die obersteirische Bezirksstadt auf 20 Minuten verkürzen, jene nach Wien auf 1:30 Stunden (wenn auch der Semmeringtunnel in Betrieb ist). ÖBB-Chef Matthä sieht unter Berücksichtigung einer Verkehrsprognose ebenfalls „Bedarf für Maßnahmen“.