Im riesigen Konferenzzentrum des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos rastet man in den Pausen zwischen den Vorträgen gerne auf einer, sich ebenso weit erstreckenden, weißen Bank, um das Defilee der Prominenz zu verfolgen. Auf der Bühne bekräftigte am Mittwoch höchstrangig EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den „Green Deal“, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Und während US-Präsident Donald Trump im Autokonvoi Davos verließ, gab sich Prinz Charles die Ehre.

Das WEF stellte zwei ehrgeizige globale Projekte vor. Klaus Schwab erklärte die Schaffung von einer Milliarde neuer Arbeitsplätze weltweit in den kommenden zehn Jahren als Ziel. Dafür schaffe man Plattformen für Partnerschaften von Staaten bis zu den größten Personaldienstleistern der Welt. Schwab erklärte, dass dafür eine „Umschulungsevolution“ notwendig sei. Ebenso vorgestellt wurde das „Trillion Tree“-Projekt, ins Deutsche umgerechnet, das Pflanzen von einer Billion Bäumen, ebenfalls innerhalb der nächsten Dekade. Dabei ist auch an Hightech-Aufforstung gedacht. Das britische Unternehmen BioCarbon Engeneering will etwa Drohnen einsetzen, die an einem Tag bis zu 100.000 Bäume einpflanzen können.

"Die Kraft der Diversität"

Wie der Transfer neuer Technologien und Finanzierungen weltweit für kleine lokale Initiativen intensiviert werden kann, stand im Mittelpunkt eines alternativen Kongresses, der am Mittwoch in Davos abgehalten wurde, das „Social Innovation and Global Ethics Forum“, kurz SIGEF. Dahinter steht Horyou, ein soziales Netzwerk, das Gründer Yonathan Parienti binnen fünf Jahren mit 400.000 Teilnehmern weltweit aufgespannt hat. „Junge Social Entrepreneurs zeigen, dass sie weltweit lokale Probleme lösen wollen, wir müssen sie hinsichtlich aller Nachhaltigkeitsziele unterstützen.“ Man setze dabei „auf die Kraft der Diversität, die bei Menschen und Natur gleichermaßen gegeben“ sei.

Vom tibetischen Mönch bis zum saudischen Prinz

Eines der Projekte sind Wassergeneratoren zur Gewinnung von Trinkwasser aus der Feuchtigkeit der Luft. Das israelische Unternehmen Watergen wurde dafür bereits vor zwei Jahren vom WEF als „Technology Pioneer“ ausgezeichnet. Gründer Michael Miralishvili rechnete Energiekosten von „vier Cent für die Gewinnung von einem Liter reinen Trinkwasser“ vor und sucht weitere Partner, um mit den portablen Generatoren „allen Menschen sauberes Trinkwasser zu gewährleisten“. Die illustre Konferenzrunde reichte vom tibetischen Mönch Demchgok bis zum saudischen Prinz und Vizeindustrieminister Turki al Saud. Der Frauenanteil ist hier ausgewogen, CBS-Managerin Christy Tanner berichtete von der Regel, dass im 24-Stunden-Programm die Hälfte der Interviews mit Frauen geführt werden. Beim WEF liegt der Frauenanteil bei gerade 25 Prozent.