Der Kampf um das Erbe des pleite gegangenen Konzerns Thomas Cook ist in vollem Gange. Der Familienbetrieb Gruber Reisen hat sich mit Ioannis Afukatudis den früheren Chef der Österreich-Tochter und damit 25 Jahre Erfahrung ins Haus geholt. Das wirkt sich auch im Reiseangebot für 2020 aus, das das Unternehmen am Montag in Graz präsentiert hat: Mit Afukatudis wird das Griechenland-Engagement ausgebaut.

Von Juni bis September geht es jeden Dienstag in einem rund zweistündigen Flug ab Graz nach Zakynthos, die drittgrößte der Ionischen Inseln, die ihren Bekanntheitsgrad unter anderem durch das in einer Bucht gestrandete Schmugglerschiff steigern konnte. Das rostige Wrack ist ein weit verbreitetes Foto- und Postkartenmotiv.

Über 50 Ziele ab Graz

„Nach Thomas Cook sind die Karten neu gemischt. Bis der ganze Kuchen aufgeteilt ist, dauert das Jahre“, sagt Afukatudis. Auch Gruber Reisen wird sich wohl noch das eine oder andere Stück holen, deutet der Reiseprofi an, will aber noch nicht konkreter werden. Die Pleite von Thomas Cook habe in der griechischen, aber auch in der spanischen Tourismusbranche enorme Schäden hinterlassen, versichert Afukatudis.

Ioannis Afukatudis, Eva Schlögl, Maximilian Schlögl (von links)
Ioannis Afukatudis, Eva Schlögl, Maximilian Schlögl (von links) © Gruber Reisen

Per Linie oder Charter wird Gruber ab Graz über 50 Destinationen anbieten, neu sind etwa auch Städtereisen nach Bilbao (Spanien) und Tallinn (Estland). Vor einigen Jahren etablierte Gruber die Marke "Steirer fliegen lieber ab Graz". Von der Landeshauptstadt aus werden auch relativ ausgefallene Ziele angeflogen - wie die Färöer Inseln, Albanien, das Baltikum, Armenien, Georgien, Schottland, Grönland und Island.

Doch bevorzugen knapp 60 Prozent jener, die ihren Urlaub beim südösterreichischen Marktführer buchen, eine Badedestination. Seit einigen Jahren steht Kroatien an erster Stelle der beliebtesten Ziele, so auch 2020 (an der Umfrage nahmen laut Co-Geschäftsführer Max Schlögl 3000 Personen teil), was freilich mit dem starken Engagement Grubers in Kroatien zusammenhängt. Dahinter folgen Griechenland, Italien, Österreich und Spanien. Das Interesse an Großbritannien ist trotz Brexit ungebrochen, versichern die Verantwortlichen bei Gruber.

Millioneninvestition auf Brac

In das Flaggschiff des Unternehmens, das Ressort Bretanide auf Brac, investierte man seit 2018 8,5 Millionen Euro in komfortablere Zimmer, erklärt Geschäftsführerin Eva Schlögl, die den besonders hohen Anteil an Stammkunden hervorhebt. Auf die Insel geht es per Bus, Auto oder Flugzeug. Das Thema Klimaschutz werde für Reisende immer wichtiger, allerdings wirke sich das beim Buchen noch nicht aus, erklärt Max Schlögl; so zählen die als sehr klimaschädlich geltenden Kreuzfahrten mit 19 Prozent zu den fünf beliebtesten Urlaubsarten.

2019 gingen weltweit 23 Airlines pleite

Ebenfalls beliebt sind Städtereisen (mit 33 Prozent an zweiter Stelle hinter dem Badeurlaub), Rundreisen (30 Prozent) und Wellnessaufenthalte (22). "Das Krisenjahr 2019 war für uns sehr herausfordernd", resümierte Max Schlögl. In den Wirren der Cook-Pleite hat das Unternehmen für rund 600 Reisende alternative Lösungen gesucht und "zu 99 Prozent" gefunden. Weltweit sind im vergangenen Jahr 23 (!) Airlines in den Konkurs geschlittert und 24.000 Flüge ausgefallen. "Die Probleme auf dem Flugsektor machen uns sehr zu schaffen", räumt Schlögl ein.

Doch spielt die Unsicherheit in der Branche gerade einem Unternehmen wie Gruber in die Hände. Denn es vermittelt vor allem Pauschalreisen - und die sind im Fall von Insolvenzen vor Ausfällen gefeit. "Die Kunden kommen wieder vermehrt in die Reisebüros, weil sie den Wert der persönlichen Beratung schätzen gelernt haben."