Die letzten Reste der Vergangenheit finden sich in einem kleinen, unscheinbaren Stiegenhaus: Bodenfliesen. Das stumpfe Ockerbraun und ihre schulheftgroße, rechteckige Form verraten ihren Ursprung im Früher. Früher, als hier noch das alte Stammhaus stand. Früher, als in der Gaststube noch dunkles Holz dominierte. Früher, als noch die Eltern von Gerhard Höflehner den Betrieb führten.
Derselbe Berg, dieselben Menschen. Trotzdem hat dieses Früher mit dem Jetzt „nichts mehr zu tun“, sagt Höflehner.
Das Jetzt: 82 Zimmer, 18 Suiten, vier Chalets, ein 3700 Quadratmeter großes Spa-Areal, dazu vier Personalhäuser für hundert der 140 Mitarbeiter und ein Wildgehege. All das umfasst das mehrfach ausgezeichnete Natur- und Wellnesshotel am Gumpenberg hoch über Haus im Ennstal heute.
Das mächtige Anwesen in exponierter Hanglage und mit balkonreicher Lärchenholzfassade ist das Ergebnis der letzten zehn Jahre, in denen massiv um- und immer wieder ausgebaut wurde.

Die Talstation des von der Verwandtschaft betriebenen Sessellifts liegt direkt vor der Haustüre des Hotels.
Die Talstation des von der Verwandtschaft betriebenen Sessellifts liegt direkt vor der Haustüre des Hotels. © Höflehner

30 Millionen Euro haben die Höflehners in dieser Zeit investiert. „Wir haben jedes halbe Jahr erweitert“, rechnet Gerhard Höflehner vor. Macht in Summe zwanzig Baustellen in einem Dezenium, dazu noch einmal zehn „oben am Berg“, wo zwischen den beiden „Höfi Express“-Sesselliften auf 1500 Meter Seehöhe die familieneigene „Knapplhütte“ sukzessive vergrößert und bei der Bergstation „Knappls Bergschlössl“ (eine Schirmbar) für die aktuelle Skisaison um eine Grillhendlstation erweitert wurde.

"Es ist nie aus!"

Schon 1968 erhält die Familie eine Konzession zum Betrieb eines Skilifts
Schon 1968 erhält die Familie eine Konzession zum Betrieb eines Skilifts © Privat

Das „Umbau-Gen“ scheint Höflehner geerbt zu haben. Schon als sein Großvater Gustav 1957 den seit 1810 in Familienbesitz stehenden Bergbauernhof zu einer Jausenstation umbaut, sind Kreativität, Mut und der Glaube an die Bauphysik gefragt. Denn um die vorgeschriebene Raumhöhe im Speisesaal zu erreichen, muss das Haus damals auf Pfeiler aufgestelzt, um 90 Zentimeter angehoben und untermauert werden. Zudem werden zehn Fremdenzimmer errichtet. 1968 erhält Gustav Höflehner die Konzession zur Errichtung einer Schleppliftanlage.
1987 erfolgt der nächste Neustart: Das Stammhaus, der Knapplhof, wird binnen sieben Monaten fast vollständig abgetragen und deutlich vergrößert wieder errichtet. Ab 2004 beginnen die Planungen für ein völlig neues Bewirtschaftungskonzept (Natur und Wellness) Die Realisierung der ersten, insgesamt fünf Millionen teuren Ausbaustufe dauert fünf Jahre.2015 fahren erneut die Bagger auf. Knapp elf Millionen Euro werden in ein Spa-Areal, ein Sportschwimmbecken, ein Yoga-Haus und 38 neue Zimmer investiert. Aufgehört hat das Wachstum seither nicht mehr. Gerade mit den letzten Expansionsschritten im heurigen Frühjahr sei man aber an die Grenzen des Machbaren gegangen. Binnen zwei Monaten bekam unter anderem der gesamte Empfangsbereich ein völlig neues Aussehen.

Waschmaschine. so teuer wie ein Mittelklassewagen

Die Hanglage gibt den Rahmen für das Wellnessressort vor. "Es ist nie aus", sagt Höflehner zu weiteren Projekten.
Die Hanglage gibt den Rahmen für das Wellnessressort vor. "Es ist nie aus", sagt Höflehner zu weiteren Projekten. © Höflehner

„Eigentlich“, sagt Höflehner, „sollte man so etwas Großes in dieser kurzen Zeit nicht machen.“ Aber es brauche große Ziele „als Fluchtmöglichkeit vor dem täglichen Wahnsinn“, schmunzelt er, öffnet eine Türe ins Untergeschoß und präsentiert den jüngsten Coup: nackter Fels, dicke Betonträger und freier Blick auf die Unterseite des alten Kellerbodens: Er wurde aufwendig unterkellert. Wachstum auch unter der Erde. Der Weg führt weiter in die hauseigene Wäscherei, in der eine Waschmaschine so viel wie ein Mittelklasseauto kostet.
Für die nächsten fünf bis zehn Jahre seien weitere Projekte schon im Kopf, sagt Höflehner, unterlegt mit dem Bewusstsein, „dass man nicht ewig in den Himmel bauen kann“ und es auch darum gehe, „was ich an Fußstapfen, aber auch Sünden hinterlasse“.