Philipp Hungerländer, Jahrgang 1984, ist kein Unbekannter: Gleich zwei Mal promovierte der Weißensteiner an der Alpen-Adria-Universität „sub auspiciis“, als Mathematik-Professor für Optimierung und Operations Research gibt er sein Wissen an Studierende weiter. Aber nicht nur das: Als Gründer von Hex räumte Hungerländer zahlreiche Preise ab – etwa den KI-Award von KPMG, Start-up-Auszeichnungen und soeben den Forschungs- und Innovationspreis des Landes Kärnten sowie die Nominierung für den Staatspreis „Innovation“. Dabei ist Hex erst zwei Jahre jung.

Optimierung von Planungsprozessen

Wesenskern des im Klagenfurter Lakeside Park angesiedelten Start-ups ist die Optimierung von Planungsprozessen mittels künstlicher Intelligenz (KI) bzw. Algorithmen. Hungerländers mathematische Modelle bescherten der britischen Handelskette Tesco Millioneneinsparungen in der Logistik. „Seine“ Algorithmen testen Tausende Varianten und findet die bestgeeigneten. „Dazu kommt eine lernende Komponente – wir arbeiten das Feedback in Algorithmen ein.“ Bei hohen Datenmengen kommen neuronale Netzwerke zum Zug.

Im Bereich „Rail“ arbeiten die Klagenfurter intensiv mit den ÖBB zusammen. Im Fokus steht die Optimierung von Zugverbindungen. „Es sollen Fahrpläne mit möglichst wenig Ressourceneinsatz erstellt werden.“ Das heißt: Triebfahrzeuge werden optimiert eingesetzt, um Kosten und CO2-Ausstoß zu senken. 1400 Züge pro Tag gilt es zu koordinieren. Wofür bisher erfahrene Planer eine Woche brauchten, benötigen die Hex-Algorithmen nur 30 Sekunden. Im Güterverkehr gelingt es so, Logistikkosten um fünf bis zehn Prozent zu senken.

Dienstpläne und mehr

Parallel dazu werden die Dienstpläne für Triebfahrzeug-Führer und das Bordpersonal optimiert. „Natürlich unter Einhaltung des Arbeitsrechts und der Betriebsvereinbarungen“, betont der Hex-CEO, „aber mit weniger Leerzeiten.“ Ein paar Prozent weniger Überstunden bedeuteten Einsparungen in Millionenhöhe für die Bahn. Wobei es keineswegs um Stellen-Reduktion gehe, wird betont, sondern um eine bessere Nutzung ohnehin knapper Mitarbeiterressourcen. Wie? „Algorithmen, die auch als künstliche Intelligenz gesehen werden können, schlagen Umlauf- und Dienstpläne vor, die dem Prinzip der Fairness entsprechen.“ Innerhalb von Minuten werden die optimierten Pläne „ausgespuckt“.

Lösungen für Mikro-ÖV

Parallel dazu entwickelt Hex für den Verkehrsverbund Kärnten Lösungen für den mikro-öffentlichen Verkehr (ÖV), zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum. Dabei geht es um eine buchbare und skalierbare Lösung für die „First und Last Mile“, die meist nicht von Bussen oder Bahn bedient wird. In der Testregion im Unteren Drautal fahren vier Fahrzeuge. „Das ist so wie Uber, bloß abgestimmt auf den öffentlichen Verkehr“, meint Hungerländer. Ziel sei es, das Projekt ab 2020 kärntenweit auszurollen, dann könnten 50 bis 100 Kleinbusse zum Einsatz kommen. Die Optimierungsalgorithmen von Hex schaffen dafür die Basis, sie sollen künftig auch österreichweit – und darüber hinaus – zum Einsatz kommen.

Jüngstes Aktionsfeld ist die „dynamische Produktionsplanung“. KI von Hex entwickelt Vorschläge für ein Produktionsprogramm, um Maschinen effizienter auszulasten. „Wir verfolgen erste Initialprojekte“, sagt Hungerländer, der Aufbau des „dritten Standbeins“ wird vom KWF gefördert. Mit dem „KI-Baukasten“ will Hex organisch wachsen. Bereits jetzt sei Hex „für die kommenden eineinhalb Jahre“ ausgelastet.