Fehlenden Pioniergeist kann man ihm nicht vorwerfen. Schon mit dem Internetportal sms.at, das Martin Pansy mit seinem Bruder Jürgen Anfang der 2000er-Jahre aufbaut, schafft er den Sprung auf die unternehmerische Erfolgswelle. Das Angebot einer Plattform, über die man via Computer Textbotschaften auf Handys gratis verschicken konnte, traf auf wild wuchernde Nachfrage. Die Mobiltelefon-Durchdringungsrate in der österreichischen Bevölkerung lag damals noch nicht bei den heutigen 77 Prozent (der über 15-Jährigen), die Tarife waren teurer, Roaming trieb jenseits der Grenzen die Gebühren weiter in die Höhe. sms.at florierte.

War das Gründen eines Start-ups damals leichter, weil es weniger Konkurrenz gab? Pansy verneint: „Es gibt heute viel mehr Finanzierungsmöglichkeiten.“ Relativiert aber: „Langfristig erfolgreich zu gründen, ist schwieriger geworden, weil im Unterschied zu früher, wo man alleine im Internet war, drängen heute eine Milliarde Inder und eine Milliarde Chinesen nach.“ Unternehmerischer Mut wird damit noch wichtiger. Fehlt es den Österreichern daran? Es stecke schon tief im Österreicher drinnen, skeptisch zu sein: „Er findet immer Gründe, warum etwas nicht geht.“

„Cool genug sein, um Zweifel abzuschütteln“

Als Unternehmer müsse man aber „cool genug sein, um derartige Zweifel abzuschütteln“, sagt Pansy, wobei er aber auf eine ohnehin dynamische Szene und eine wachsende Zahl geglückter Start-ups verweist. Dass es nicht mehr sind, habe durchaus Tradition: „Meist sind in Österreich nur Einzelne erfolgreich.“


Mit Nuki schlägt ihm aber auch erstmals der raue Wind auf dem Weltmarkt ins Gesicht. Nokia klagt wegen der Ähnlichkeit des ursprünglichen Namens Noki. Pansy wechselt eilig einen Buchstaben – und profitiert vom Rechtsstreit, weil er direkt auf die Bekanntheit der Marke einzahlt: „Da haben wir alles richtig gemacht.“ Zusätzlichen Schub bringen Aktivitäten auf der amerikanischen Crowdfunding-Plattform Kickstarter.
Aber auch in Österreich gebe es für Jungunternehmer potente Geldquellen: „Für die Start-up-Phase haben wir die europaweit besten Fördermöglichkeiten, eine gute Szene aus Business Angels und ausreichend Kapital.“ Wobei Pansy aber auch die Schattenseiten sieht: Da man sich um die Finanzierung der ersten beiden Jahre im besten Fall keine Sorgen machen muss, lerne man umgekehrt nicht, mit Marktdruck und -dynamik umzugehen. Zudem wachse das Risiko, am Markt vorbeizuentwickeln.

„Die Welt dreht sich diesbezüglich verdammt schnell“

In der Scale-up-Phase fehle später zudem oft die Anschlussfinanzierung, bestätigt man bei Speedinvest, Österreichs größtem und auch europaweit zur Spitze zählenden Venture-Capital-Geber. Das Beratungsunternehmen EY kommt in einer aktuellen Analyse zum selben Schluss: So haben sich europäische Jungunternehmen im ersten Halbjahr 16,9 Milliarden Euro von Investoren geholt, um 62 Prozent mehr als im Vorjahr. Diesem Trend folgt die österreichische Start-up-Szene allerdings nur halbherzig. Während die Anzahl der Finanzierungsrunden von 25 auf 36 gestiegen ist, ging das Volumen gleichzeitig von 103 auf rund 90 Millionen Euro zurück.

Zum Jammern sieht Pansy aber keinen Grund. Generell nicht. Nicht über die Bestandsbewahrer in Standesvertretungen, die gegen Start-ups mobil machen, nicht über zu hohe Lohnnebenkosten: „Bei beidem weiß man schon vorher, dass es sie gibt – zu jammern bringt also nichts.“ Mehr Sorge bereite ihm, dass Österreich in Sachen Bildung und Digitalisierung ins Hintertreffen gerät: „Die Welt dreht sich diesbezüglich verdammt schnell.“