Als erste Bank in Italien will die Bank Austria-Mutter UniCredit Spareinlagen vermögender Privatkunden mit Negativzinsen belegen. Ein entsprechendes Vorgehen sei ab 2020 geplant, kündigte CEO Jean Pierre Mustier nach Angaben der Mailänder Wirtschaftszeitung "Sole 24 Ore" (Donnerstagsausgabe) an. Als Grund nannte der Bankenchef das Umfeld der negativen Zinssätze.

Laut Mustier müssen Kunden mit Vermögen von "weit über 100.000 Euro" ab 2020 Geld dafür bezahlen, ihre Summen in der Bank zu deponieren. Unklar bleibt zunächst, wie viele Kontoinhaber davon betroffen sein werden. Die Höhe des Strafzinses, den UniCredit einführen will, ist ebenfalls noch nicht bekannt. UniCredit werde jedenfalls dem Kunden "alternative Lösungen" anbieten, wie Investitionen in Fonds des Währungsmarkts, erklärte Mustier, der seit 2016 an der Spitze der Mailänder Großbank steht.

Andere Banken preschen vor

UniCredit nimmt sich damit an einer Reihe europäischer Banken ein Beispiel, die die Kosten von fünf Jahren Negativzinssätze den Kunden zahlen lassen wollen. Ähnliche Schritte haben bereits die Berliner Volksbank und die dänische Jyske Bank unternommen.

Vergangene Woche hatte Mustier in seiner Funktion als Präsident des Europäischen Bankenverbandes EBF betont, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Geldhäuser in Europa auffordern sollte, Spareinlagen vermögender Privatkunden mit Negativzinsen zu belegen. Diese Maßnahme dürfe nicht Kunden mit Spareinlagen unter 100.000 Euro betreffen.

Seit Mitte Juni 2014 müssen Geschäftsbanken Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Die Währungshüter wollen die Institute dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben. Dies soll die Wirtschaft ankurbeln und zugleich die Inflation anheizen.