Zehntausende Ryanair-Kunden kommen am Freitag wegen der Streiks nicht in die Ferien oder wieder zurück. Grund ist der seit Monaten laufende Tarifstreit zwischen Ryanair und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC).

Cockpit will grundsätzliche Veränderungen bei den Arbeitsbedingungen für die in Deutschland angestellten Piloten bei der Billigfluglinie erreichen. Die wichtigsten Forderungen im Überblick:

GEHALT:

Laut Ryanair verdienen die Piloten gut: Bis zu 190.000 Euro könnten sie bekommen, das entspreche mindestens 30 Prozent mehr als bei der Lufthansa-Billigtochter Eurowings. Außerdem habe Ryanair erst im Februar die Gehälter der rund 400 festangestellten Piloten um ein Fünftel angehoben, argumentiert das Unternehmen.

VC betont wiederum, dass den Piloten beim ersten Gehaltstarifvertrag überhaupt eine Lohnsteigerung weniger wichtig wäre als eine Reform der bisherigen Gehaltsstruktur. Laut Gewerkschaftszahlen bekommen Co-Piloten rund die Hälfte ihres Gehalts leistungsabhängig, Kapitäne ein knappes Drittel. Wenn sie krank sind oder saisonbedingt nicht auf die nötige Zahl an Flugstunden kommen, würden sie das auf dem Lohnzettel spüren. Deshalb fordern sie mehr Festgehalt und weniger variable Vergütung.

Außerdem fordert die Gewerkschaft, dass der Lohn mit zunehmender Berufserfahrung ansteigt, ähnlich wie beim Konkurrenten TUIfly. Das Management bestreitet, dass TUIfly mit Ryanairs Geschäftsmodell vergleichbar sei, weil es sich dabei um ein Charterunternehmen handle.

ARBEITSZEITEN:

Piloten dürfen gesetzlich bis zu 900 Stunden pro Jahr fliegen. Nach Einschätzung der Gewerkschaft ist das zu viel, Piloten würden teilweise übermüdet am Steuerknüppel sitzen. Cockpit wirft Ryanair vor, seine Angestellten möglichst nah an dieses Limit zu schieben. Ryanair bestreitet das.

Der Konzern verweist außerdem auf seinen "industrieweit führenden" Dienstplan, der für Piloten nach fünf Arbeitstagen vier freie Tage vorsieht. Cockpit würde diesen Dienstplan gern im Manteltarifvertrag festschreiben, Ryanair verlangt dafür aber ein Entgegenkommen beim Gehalt. Das Management verweist auf TUIfly, wo die Piloten 30 Tage mehr im Jahr arbeiten müssten und weniger vorhersagbare Arbeitszeiten hätten.

STATIONIERUNGSWECHSEL:

VC will verhindern, dass Ryanair seine Piloten einfach in Basen in Billigländer abschiebt. Genau das hatte Ryanair Ende Juli streikenden Piloten im Heimatland Irland angedroht. Ryanair-Manager begründen das mit dem Vertrauensschaden bei Kunden, den die Streiks in Irland ausgelöst hätten.

Deshalb wolle das Unternehmen mehr Flugzeuge in Märkten stationieren, wo das Unternehmen stark wächst. Einen ähnlichen Schritt schlossen die Manager auch für Deutschland nicht aus, falls die Streiks dem Geschäft dauerhaft schaden.