Die Skination jammert, ist in einer „post-Hirschalen Depression“. Ist das Co-Kommentieren heuer auch nicht mehr so lustig?
ARMIN ASSINGER: Bei den Sachen, die ich gemacht habe, war es eh’ erfreulich. In Gröden hat Vincent Kriechmayr gewonnen, in Kitzbühel war es ein großartiges Wochenende für Matthias Mayer. Natürlich wäre es schöner, wenn auch Max Franz in Form wäre, Daniel Danklmaier schneller aufschließen würde, Hannes Reichelt dabei wäre. Es fehlt die Konstanz, in Saalbach war Matthias Mayer noch nicht in Vollbesitz seiner Kräft, da wirst du durchgespült nach hinten. Schauen wir, wie lustig Hinterstoder wird.

Das sollte mit der Kombination starten, die aber wegen des Wetters abgesagt werden musste. Was halten Sie grundsärtlich von diesem Format?
ASSINGER: Ehrliche Antwort? Da will man mit aller Gewalt was erzeugen, was nicht erzeugbar ist. Und es gibt keinen Stein der Weisen. Bei den Damen ist Brignone im Super-G und im Slalom gut gewesen, da kann keine Spannung aufkommen. Aber man sollte Sachen nicht verkomplizieren, auch wenn ich es gut finde, dass auch Abfahrer wieder eine Chance haben. Im Großen und Ganzen ist es aber ein Rohrkrepierer. Nicht annähernd so spannend und aufregend wie die klassischen Disziplinen.

Also geht das Interesse am Skisport doch zurück?
ASSINGER: Touristisch mit Sicherheit nicht. Heuer waren so viele Leute am Nassfeld Skifahren, wie ich es in meinen 56 Jahren nicht erlebt habe. Skifahren ist nicht tot, da ist bei manchen der Wunsch Vater des Gedanken, die das sagen. Was den Rennsport betrifft: Früher war das anders ja, da war ich froh, dass Wengen am Samstag erst um 12.30 Uhr gefahren wurde, da war ich rechtzeitig von der Schule daheim. Da gab es aber auch sonst nichts Anderes. Heute? Gibt es so viel. Und wenn dann der Big Hero wie Marcel auch noch weg ist, ist klar, dass etwas abgeht. Aber lass’ einen Österreicher zwei, dreimal in Serie gewinnen, dann schauen wieder mehr.

Eine Äußerung von Ihnen auf Servus TV wurde so ausgelegt, dass Sie Marcel Hirscher Mitschuld geben, dass wir heuer nicht so gut sind, weil er niemand mit sich trainieren ließ. Stimmt das?
ASSINGER: Das ist ein Blödsinn! Ja, ich habe gesagt, dass ihm das Team egal ist. Aber das ist normal, das war es mir auch, meinen Teamkollegen auch. Skifahren ist Einzelsport – die Mannschaft ist eine Zweckgemeinschaft, um Erfolg zu haben und Antrieb, besser zu werden. In Wahrheit willst du einfach schneller sein, besonders als der Teamkollege. Der einzige Gegner, der ist die Uhr.

Was ist also falsch gelaufen?
ASSINGER: Dem ÖSV war schon bewusst, dass, wenn Hirscher aufhört, eine große Lücke da sein wird. Aber vielleicht hofften alle, es gibt noch ein Jahr mehr, um die Jungen heranzuführen. Dann kamen die Verletzungen dazu. Der Hut brennt, ja – aber im Slalom werden wir bald wieder dabei sein, ein Pertl ein Gstrein, die geben den Arrivierten schon Gas.

Es wird aber nicht schnell gehen – wann kommt der nächste Hirscher?
ASSINGER: Gar nicht, aber alle im Skisport Involvierte können die Fans beruhigen: Es wird auch in anderen Nationen keinen neuen Hirscher geben. Oder er ist noch nicht geboren. Oder es ist der kleine Luca Stocker und ist in Kärnten daheim. Diesem Achtjährigen widme ich mich in meiner neuen Ausgabe von „Armins Skikeller“ – weil Selbstläufer ist das auch keiner.