Das Bauen bestimmt weiter die politische Debatte. Jetzt lässt Bernhard Inninger, Chef der Grazer Stadtplanung, aufhorchen: "Viele Wohnbauprojekte verhalten sichparasitär ihrem Umfeld gegenüber", sagt er bei einer Diskussionsveranstaltung*, die vor Kurzem im Grazer Kunsthaus stattgefunden hat.

In den Werbebroschüren sei von "Wohnen am See" oder "Wohnen in der Innenstadt" die Rede, so Inninger weiter. "Aber wenn man dann fragt, wo denn ihr eigener Beitrag für dieses Umfeld ist, dann trennt sich sehr schnell die Spreu vom Weizen". Dann werde rasch klar: Das Neubauprojekt will zwar von einem attraktiven Umfeld profitieren, aber trägt selber nichts dazu bei, dass es besser wird.

Baugruppen-Projekte sind "ein Geschenk für ihr Umfeld"

Als Gegenpol dazu bringt Inninger - gemeinsam mit den anderen Diskussionsteilnehmern Andrea Jany, Jomo Ruderer und Werner Nussmüller - Baugruppen- beziehungsweise Gemeinschaftsprojekte ins Spiel. "Die sind ein Geschenk für ihr Umfeld, aus Sicht der Stadtplanung gedacht", so Inninger, und das "unterscheidet sie von Projekten, die als Geldanlage gedacht sind".

Graz und die Steiermark waren in Sachen innovatives Bauen schon einmal sehr viel weiter, betont Wohnbauforscherin Jany. Sie hat das "Modell Steiermark" untersucht, das bis in die 1990er-Jahre gemeinschaftliche Bauformen gefördert hat. Heute fehle dazu "der politische Wille", meint Architekt Nussmüller.

Die Frage der Leistbarkeit: Wer kann sich Baugrund noch leisten

Die größte Hürde für solche Gemeinschaftsprojekte, wie sie der Film "Der Stoff, aus dem die Träume sind"von Michael Rieper und Lotte Schreiber vorstellt, der als eine Grundlage für die Diskussionsveranstaltung gedient hat, ist der Grund und Boden: Die Grundstücke seien schlicht zu teuer. Hier müsse die Politik gegensteuern, ist auch Jomo Ruderer vom Wohnlabor überzeugt. Etwa wie in Wien, die Baurechte auf 100 Jahre vergibt, dann geht das Grundstück wieder in städtisches Eigentum über. "Das ermöglicht solchen Gruppen den Zugang zu Grundstücken." Da müsse auch Graz initiativer werden.

*Das Podiumsgespräch fand am 1. Oktober im Anschluss an das Kunsthaus-Herbstkino mit dem Film "Der Stoff aus dem die Träume sind" statt. Hier können Sie den Trailer ansehen und die Diskussion anhören: