Holz hat zweifelsohne einen guten Ruf. Es ist natürlich, heimelig, bindet CO2 in großen Mengen und hat eine lange Tradition im Baubereich. Jahrhundertelang war dies ein gefragter Baustoff, der erst in jüngerer Zeit durch Stahl, Beton, Glas etc. abgelöst wurde. Doch längst ist eine Renaissance im Gange, Holzhochhäuser ziehen wieder in Städte ein.

Professor Markus Wallner-Novak am Institut für Architektur und Bauingenieurwesen an der FH Joanneum beschäftigt sich mit Fragen, wie man sogenanntes Brettsperrholz noch verbessern kann – und zwar im Sinn von Nachhaltigkeit. Brettsperrholz wird aus Brettlamellen hergestellt, die als „Seitenware“ beim Einschnitt von Bauholz anfallen und zu großen flächigen Platten verklebt werden, die bis zu drei mal 16 Meter groß werden können. „Das boomt momentan sehr, allein im deutschsprachigen Raum werden etwa eine Million Kubikmeter jährlich erzeugt und verbaut. Das entspricht grob der Holzmenge, die 10.000 Einfamilienhäuser aus Holz benötigen würden“, sagt Wallner-Novak.

Er beschäftigt sich vor allem mit der konstruktiven Seite: Wie kann man die Verbindungen zwischen Holzelementen verbessern, um damit mit Holzbau in ganz neue Dimensionen vorstoßen zu können.

Viel "graue Energie" im Bau

Im Vergleich zu Stahlbeton benötigt Holz auch viel weniger „graue Energie“: So nennt man jene Energie, die zum Erzeugen von Stahl und Beton benötigt wird. Diese „graue Energie“ hat heute bei Gebäuden einen enormen Anteil: 55 Prozent der Energie, die im Zusammenhang mit einem Gebäude aufgewendet wird, entsteht bei der Herstellung (des Zements, des Betons, des Stahls). 40 Prozent des Energieeinsatzes erfolgt während des Betriebes (also etwa durch Raumheizung), und fünf Prozent fällt nochmals beim Abriss und der Entsorgung an.

An der FH Joanneum hat man eine Studie verfasst, die sich mit der Lebenszyklusbetrachtung von Fassadensystemen befasst. Bis heute ist eine Gesamtschau eines Lebenszyklus bei Gebäuden wenig verbreitet, die Bauherren kümmern sich bei der Errichtung wenig um die später anfallenden Kosten. Die Tücke liegt hier im Detail, nicht jede Fassade, die anfangs kostengünstig ist, schneidet über die gesamte Dauer gut ab. „Eine unbehandelte Lärchenfassade war über die gesamte Lebenszeit betrachtet die beste Variante“, sagt Wallner-Novak. Viel hängt auch von der Wartung und Pflege ab.

Insgesamt ist bemerkenswert: Rund 35 Prozent der Energie weltweit geht in Gebäude (Verkehr: 28 Prozent), bei den Treibhausgas-Emissionen beträgt der Anteil 38 Prozent (Transport: 23 Prozent).

Ein weiteres Forschungsfeld, um die Nachhaltigkeit im Geschossbau zu verbessern, ist die Kombination und Verbindung von Holz mit anderen Baustoffen. Tatsächlich geht der Holzbau auch in den Städten derzeit stark nach oben. Besonders bewährt ist Holz, wenn es um Aufstockungen und Verdichtungen geht: „Holz nimmt wenig Platz ein und ist leicht“, sagt Wallner-Novak. Weil bei Holz viel vorgefertigt werden kann, ist die eigentliche Errichtung vor Ort viel schneller. „Es kam in den letzten Jahren zu einem extremen Schub, die Nachfrage ist enorm gestiegen.“ Gerade bei dem erwähnten Brettsperrholz führte das zu enormen Preissteigerungen, besonders auch in den USA. Das führe dazu, dass man heute beim Errichten von Dachstühlen zuwarte, weil sie nicht verfügbar sind.

Studentenwettbewerb gewonnen

Dass das Institut am Sektor Holz generell ganz vorne mitmischt, zeigt auch der proHolz-Studentenwettbewerb. 2020 holten Viktoria Harzl und Fabian Lazarus von der FH Joanneum in Wien den ersten Platz, wobei sich insgesamt 127 Teams aus sieben Ländern beteiligt hatten.