Nach TV-Aufzeichnung und Aufwärmrunde am Samstag feierten am Sonntag die Steirer ihr größtes Volksfest als kleine, feine Jubiläumsausgabe. Nach einem Jahr coronabedingter Pause luden die Veranstalter Alexandra und Markus Lientscher sowie Astrid Perna-Benzinger und Giuseppe Perna zum 20. Aufsteirern. Die Pandemie sorgte für eine Neuerung des Konzepts – und so füllten Schnalzer und Jodler zehn Innenhöfe. Dorthin wurde das Geschehen in stimmig-steirischer Atmosphäre verlagert. Es wurde getanzt, gesungen und gefeiert – die 3Gs des Aufsteirerns blieben also wie immer.

Der traditionelle Gösser-Bieranstich am Vormittag war im Burghof: Das Wetter spielte mit, als Bürgermeister Siegfried Nagl und Volkskulturreferent, Landesrat Christopher Drexler das Fass testeten. Zeugen: Christian Purrer (E-Stmk), Oliver Kröpfl (Steiermärkische), Klaus Scheitegel (GraWe) und Wolfgang Malik (Holding).

Am frühen Nachmittag zog es Ehrengäste zum Volkskundemuseum, wo ein Empfang stattfand. Für Simon Koiner, den künftigen Chef der Volkskultur GesmbH war der Empfang natürlich ein Pflichttermin. 

Alles anders - auch beim Aufsteirern

Auch politisch wurde das Fest zur Bühne: Etwa für Grünen-Klubchefin Sandra Krautwaschl, die gemeinsam mit Graz-Frontfrau Judith Schwentner gekommen war. Für die zweite Landtagspräsidentin Gabriele Kolar war es hingegen eine Premiere. Terminkollisionen regionaler Erntedankfeste hatten bisher einen Besuch beim Aufsteirern verhindert. Sie kam mit Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ). Ebenfalls unter den Gästen: LH Hermann Schützenhöfer, Landesrat Hans Seitinger, Georg Bliem (Planibahnen), Franz Titschenbacher (LK), Gerhard Koch (ORF), Tourismuschef Erich Neuhold und Juwelier Klaus Weikhard oder GraWe-Ehrenpräsident Franz Harnoncourt-Unverzagt.

Vom üblichen Trachtenmeer fehlte am Vormittag in der City noch jede Spur. Gleichsam tote (Leder-)hose gab es am Hauptplatz: Die große Bühne vor dem Rathaus bekamen die Sanitäter des Samariterbunds, die akribisch Daten aufnahmen und die 3G-Zertifikate kontrollierten. Das und die neue Intensiv-Bespielung der Innenhöfe zeigte: Auch beim Aufsteirern ist heuer alles anders.

Angenehm

Manche Besucher störte das aber nicht: "Es ist angenehm, dass man sich nicht wie sonst durch Menschenmassen drängen muss", schwärmte ein Herr. "Wenn man nicht wüsste, dass gerade Aufsteirern ist, würde einem nichts Besonderes auffallen, außer vielleicht ein paar mehr Trachten", lacht ein junger Besucher. Andere sehnten sich nach der geliebten Großveranstaltung. Bei einer Sache waren sich aber alle einig: Besser Aufsteirern mit Auflagen als gar kein Aufsteirern, so der Tenor.

Traditionell bis modern - die Steirer feiern sich selbst

Freilich ließen sich in den bespielten Innenhöfen die verschiedensten Trachtenschönheiten blicken. Von traditionell bis hin zu modern war alles dabei. Da hat manch einer gar vergessen, dass man sich in der Pandemie befindet. Obwohl: Mitfeiern war nur mit Impfung, Genesung oder Test erlaubt. Letzteren konnte, wer noch keinen hatte, am Karmeliterplatz für den Preis von 33 Euro nachholen.

Der Großteil der Tausenden Gäste hatte seine Nachweise stets bei sich. Und präsentierte stolz seine Outfits. Auch die Kleinsten zeigten sich in Minidirndl und Lederhosen von ihrer besten Seite. Denn: Früh übt sich, wer später ein echter Trachten-Fan werden will.

Innenhof-Idee als Zukunftsmodell für das Volksfest?

Corona war am Rande spürbar - das Fest war kleiner, das Konzept eben neu. Ob es sich für den steirischen Brauch etablieren wird, ist allerdings offen. Immerhin: "Wir werden aus diesem Jahr lernen und die intensive Bespielung der Innenhöfe sicher mitnehmen können", meinte Drexler bereits bei der Eröffnung.

Abseits dessen ist klar: Zumindest die Stimmung erinnerte an das Aufsteirern aus "normalen Zeiten. Damals waren es bis zu 130.000 Menschen, die in die Grazer Innenstadt strömten - mit Volksmusik, Volkstanz, altem Handwerk, steirischem Essen und natürlich auch dem einen oder anderen "Trankerl".

Lokale bis zum Abend in Aufsteirern-Laune

Im Vorjahr musste das Fest der steirischen Volkskultur coronabedingt entfallen, stattdessen wurde auf den Kasematten eine TV-Show aufgezeichnet. Die gab's auch heuer wieder.

Der Eintritt war auch heuer frei, aber, eine Vorab-Online-Registrierung nötig. Am Hauptplatz, Karmeliterplatz und Tummelplatz gab es Check-in-Punkte, wo man seinen 3-G-Nachweis samt Ausweis vorlegen musste. Der war auch in den Lokalen der  Grazer Innenstadt gefragt, die in alter Aufsteirern-Manier auch diesmal wieder bis zum späten Abend bespielt wurden. Mit (steirischer) Musik und jeder Menge Gaudi. Versteht sich.