Nicht nur im Tiergarten Schönbrunn ist der Eisbär los. Auf einem Blatt Papier vorgedruckt und rosarot ausgemalt, liegt einer neben Kyro im Bett – und der Bub strahlt übers ganze Gesicht.

Es ist ein Foto von vielen, eingeklebt in ein Ring-Buch, das mittlerweile schon zu einem dicken Tagebuch angewachsen ist: liebevoll gestaltet mithilfe von Therapeuten in der Spezialklinik Vogtareuth bei München, die sich seit Juni des Vorjahres um den mittlerweile zwölfjährigen Buben aus der Steiermark kümmern.

„Kyro steht zum ersten Mal an der Bettkante, juchu!“, steht da zum Beispiel, und die beiden Therapeuten, die das Kind halten, strahlen mit. Da sitzt der Bub mit geschminktem Halloween-Gesicht im Rollstuhl; da kommt der Nikolaus zu Besuch; da wird ein Elektro-Rolli ausprobiert, „klappt super, Kyro fährt allein“, lautet der Kommentar; da stellt der Bub mit seiner Therapeutin einen „neuen Vogtareuther Sitzrekord“ auf, „ca. eine halbe Stunde!“; da ist Kyro mit seiner Mutter zu sehen, die nicht von seiner Seite weicht, mit dem Vater und der jüngeren Schwester Maria zu Weihnachten.

Jeder Erfolg wird in dem Tagebuch für Kyro dokumentiert
Jeder Erfolg wird in dem Tagebuch für Kyro dokumentiert © Privat
Kyro vor der Erkrankung mit seiner Schwester Maria
Kyro vor der Erkrankung mit seiner Schwester Maria © Privat


Jede noch so kleine Neuigkeit, jedes Fest – wie die Überraschungsparty der gesamten Belegschaft zum zwölften Geburtstag – ist es wert, dokumentiert zu werden.

Es war im April des Vorjahres, als in der Welt des damals Elfjährigen plötzlich nichts mehr war wie vorher. Der Schüler des Akademischen Gymnasiums in Graz„die meisten Noten waren Einser“, erzählt stolz eine Freundin der Familie, die diese in vielen Belangen unterstützt – klagte über Bauchschmerzen. Er kam in die Grazer Kinderklinik und zunächst sah es so aus, als könnte er am nächsten Tag wieder heim.
Doch plötzlich waren da starke Kopfschmerzen, Schwindel – die Atmung des Elfjährigen setzte aus, er musste wiederbelebt werden. Und in der Intensivstation kam dann die niederschmetternde Diagnose: Locked-in-Syndrom – man ist zwar bei Bewusstsein, aber körperlich fast vollständig gelähmt. Bei einem Kopf-MR zeigte sich, woran es lag: multiple Thrombosen im Gehirn.

Und es gab zunächst keine Hoffnung, dass es besser wird. Bis Kyro ein paar Tage später die Augen öffnete. „Ein Wunder“, hätten damals auch die Ärzte gemeint.

Kyro kann nicht selbstständig atmen, muss mit einer Magensonde ernährt werden, er kann nicht stehen, sich nicht bewegen – aber mit seinen Augen kann er kommunizieren. Mühsam, vor allem ganz am Anfang. Die Freundin der Familie erzählt von den ersten Versuchen mit einer Buchstabentafel. „Es hat ewig gedauert“, bis das erste Wort klar war. Und Kyro selbst verzweifelte.

In der neuropädiatrischen Spezialklinik bei München bemüht man sich nun seit neun Monaten um jeden noch so kleinen Fortschritt, um jede Verbesserung.


Vor Weihnachten bat „Steirer helfen Steirern“ erstmals um Hilfe für den Buben, damals noch anonym. Er wollte nicht einmal, dass ihn seine Freunde so sehen – dabei hielten seine Schulkameraden und Lehrer immer Kontakt zu ihm. Mit Briefen und Videos.

Jetzt kann er endlich selbst reagieren, einer der ganz großen Wünsche des Schülers ging diese Woche in Erfüllung: Kyro bekam einen Computer mit Augensteuerung. Auch wenn seine Augen schon ganz rot vor lauter Anstrengung sind – er konnte seine WhatsApp-Gruppe aktivieren und kann endlich wieder kommunizieren! „Er hat sofort an seine Freunde und Lehrer Nachrichten geschickt, zum ersten Mal seit April.“

Bis Juni kann Kyro in der Spezialklinik, in der er auch unterrichtet wird, bleiben. Aber was dann? Die Familie – die Mutter weicht nicht von seiner Seite, der Vater ist voll berufstätig, die jüngere Schwester Maria, die Kyro immer wieder besucht und unterstützt, wird von Bekannten betreut – sucht verzweifelt eine barrierefreie Wohnung. Ihre Wohnung liegt im vierten Stock, ist nicht rollstuhlgeeignet – schon der Lift ist ein unüberwindbares Hindernis. Es braucht einen elektrischen Rollstuhl – und ein Auto, das genügend Platz und eine Rampe für diesen hat. Außerdem muss der Zwölfjährige, der künstlich beatmet und ernährt wird, permanent betreut werden, braucht eine 24-Stunden-Pflege – es gibt aber nur einen Familienentlastungsdienst, 600 Stunden im Jahr.

Die Kosten sind enorm. „Steirer helfen Steirern“ will die Familie unterstützen – mit Ihrer Hilfe. Schon jetzt: danke!