Der Weg zu einem Gala-Dinner führt manchmal in Arbeitsmontur mit dem Traktor über ein steiniges Steilstück, das hier noch „G’stettn“ genannt wird. Dort oben, auf einer der unzähligen sonnenverwöhnten Erhebungen des Oststeirischen Hügellandes, trifft man sie mit rundem Bauch und tiefroten Wangen: die Äpfel der frühreifen Sorte Gala, die gerade noch die Aussicht genießen, als Karin Lafer von besagtem Traktor hüpft und ein paar der roten Kugeln hernimmt, als würde sie einen Christbaum schmücken. Als sie einen ihr passenden gefunden hat, beißt sie herzhaft zu. Reife-Prüfung auf Steirisch.

„Sie sind so weit“, sagt die 33-Jährige mit einem Blick, der vor Vorfreude strahlt. Zuvor hat sie mit geübten Handgriffen eine Spalte aus dem dunkelroten Gala-Apfel geschnitten, den Saft auf ein Messgerät namens Refraktometer gepresst und mit Blick in das Gebilde, das an ein Fernrohr erinnert, den Zuckergehalt bestimmt. Ernte in Sicht! Ernte – das bedeutet für die Obstbau-Meisterin, die in Edelsbach auf 12,5 Hektar die heimische „Brotfrucht“ kultiviert, Arbeitszeiten, wo beim Begriff „60-Stunden-Woche“ noch Urlaubsgefühle aufkommen. Ab morgen kommen auf ihrem Betrieb acht Erntehelfer aus der Ukraine und Rumänien zur Hilfe.