Worauf haben Sie diesen Sommer Ihren Fokus gelegt?
GREGOR SCHLIERENZAUER: Ich habe an meiner Hautfarbe gearbeitet. Und das ist mir ganz gut gelungen, weil es ja ein schöner Sommer war. Und sportlich gesehen an der Technik und am Material. Das ist das Grundpaket, das passen muss. Es war ein intensiver Sommer, den man nicht unter-, aber auch nicht überbewerten darf. Zählen tut es dann eh nur im Winter.

Wo orten Sie momentan noch Ihre größte Schwachstelle?
SCHLIERENZAUER: Es gibt schon noch einiges zu tun – vor allem, was die Technik betrifft. Das ist ein fortlaufender Prozess, in dem man nie stehen bleiben darf. So sind meine Leistungen derzeit noch ein wenig von der Schanzengröße abhängig. Die Klarheit, wo es hingehen und wie es ausschauen soll, ist aber da – die Umsetzung eine Frage der Zeit und Geduldsache. Immerhin arbeite ich jetzt schon seit fünf Monaten an diesen Punkten. Ich weiß nicht, wo ich stehe, aber ich nehme die Herausforderung an.

Sie arbeiten seit dem Frühjahr mit dem ehemaligen deutschen Bundestrainer Werner Schuster zusammen. Wie funktioniert das?
SCHLIERENZAUER: Zu detailliert kann ich das gar nicht sagen, weil es nicht so einfach ist, das zu beschreiben. Werner ist seit 11. Mai mein Berater und wir arbeiten seitdem sehr intensiv an gewissen Dingen. Man muss sich halt klar sein, wie es aussehen und wohin der Weg gehen soll. Und das muss ich dann versuchen, auf der Schanze umzusetzen. Das fängt bei der Technik an, wie es aussehen muss, um wieder Weltspitze zu werden. Dann geht es um das Ausloten des Materials und vieles mehr.

Bei den letzten Bewerben im Sommer-Grand-Prix waren Sie mit Ihren guten Ergebnissen quasi die Stütze der Mannschaft. Ein gutes Gefühl?
SCHLIERENZAUER: Es ist schön, wenn man eine Bestätigung von der Idee hat, wie es ausschauen muss. Das Schönste ist jedoch, dass ich eine Bestätigung über die erzielten Meter bekomme. Das zeigt mir, das ich am richtigen Weg bin. Ich glaube nach wie vor an mich und werde den Weg konsequent weiterverfolgen.

Gab es irgendwann den Moment, in dem Sie einen endgültigen Schlussstrich ziehen wollten?
SCHLIERENZAUER: Es war sicher keine einfache Situation, bei der Heim-WM nicht dabeizusein und dann auch nicht mehr im Weltcup weiterspringen zu dürfen. Das tat weh. Andererseits habe ich mir gedacht, dass es vielleicht so sein soll. Ich habe mich mit meinem Umfeld besprochen und dann die Chance bekommen, mit Werner zusammenzuarbeiten. Wir hatten von Anfang an eine tolle Gesprächsbasis, er war ja bereits einmal eine Schlüsselfigur in meiner Karriere. Gott sei Dank habe ich auch einen sehr guten Sponsor, der das alles für mich ermöglicht.

Sie haben schon öfter von einem Neuanfang gesprochen. Fühlt sich der jetzige besser an, als die vorangegangenen?
SCHLIERENZAUER: Es ist einfach schön, mit einer Vertrauensperson zu arbeiten, die mich kennt und weiß, wie sie mich nehmen muss. Werner ist für mich der weltbeste Skisprungtrainer und im Sport ist bekanntlich alles möglich. So gesehen bin ich zuversichtlich.

Die vergangenen Jahre waren bei Ihnen ein stetiges Auf und Ab. Mit welchen Erwartungen gehen Sie in die neue Saison?
SCHLIERENZAUER: Skispringen ist wie Golf eine sehr sensible Sportart. Da kann es schon einmal passieren, dass die Leistung nicht immer top ist. Aber man muss sich als Athlet sowieso immer die Frage stellen, inwiefern man sich weiterentwickeln muss und kann. Und ich stelle mir diese Frage täglich.

Ihre Höhepunkte?
SCHLIERENZAUER: Es ist eh immer das Gleiche. Zum Jahreswechsel hin steigt die Vierschanzentournee – da will man natürlich das Potenzial abrufen können. Aber, wenn man meine Geschichte kennt, weiß man, dass mein Ziel nur ‘Zurück an die Weltspitze’ lautet. Wo und wann das dann passiert, ist nicht so tragisch. Wichtig ist, dass man seinen Weg geht und die Geduld hat, tagtäglich konsequent an diesem Ziel zu arbeiten.