Er ist ein Sieger, den wohl kaum jemand auf der Rechnung hatte, mit dem sich aber alle freuen: Dave Ryding hat beim Kitzbühel-Slalom 2022 Skigeschichte geschrieben und als erster Brite überhaupt einen Weltcupsieg geholt. Der sympathische 35-Jährige gewann als Pausen-Sechster noch vor Lucas Braathen (NOR) und Henrik Kristoffersen (NOR). Michael Matt beendete das Rennen auf Rang vier als bester Österreicher, Johannes Strolz folgte auf Platz fünf.

>> Der Endstand im Überblick

Die besten Läufer des ersten Durchganges hatten mit den Spitzenplätzen allesamt nichts zu tun. Giuliano Razzoli (4. nach erstem Lauf) und Sebastian Foss Solevaag (3.) sind ausgeschieden, Clement Noel (2.) und der Halbzeit-Führende Alex Vinatzer wurden nach schweren Fehlern weit zurückgereiht.

Ryding: "Viel näher an einem Traum geht es nicht"

Es war nicht das erste Mal, dass Ryding in Kitzbühel viele Briten glücklich machte. Im Jahr 2017 sorgte er mit dem zweiten Platz für sein bis dato bestes Weltcupresultat, das er nun übertreffen konnte. Als der Sieg feststand, stellten sich im Zielbereich die Gratulanten an, im Startareal flossen bei den britischen Betreuern Tränen.

"Als erste Brite im Weltcup zu gewinnen, noch dazu in Kitz, viel näher an einem Traum geht es nicht", sagte Ryding im Rahmen seines Interview-Marathons. Und er gab zu: "Normal bin ich nicht um Worte verlegen, aber jetzt bin ich sprachlos." Er habe nie aufgehört zu kämpfen, "der Sieg bedeutet die Welt für mich".

ÖSV-Blamage noch vermieden

Zur Halbzeit hatte dem ÖSV-Team mit Matt als Elftem eines der schwächsten Abschneiden in einem Kitzbühel-Slalom gedroht. Ohne Top-Ten-Rang war man in zuvor 54 in der Gamsstadt ausgetragenen Slaloms nur 1976 geblieben. Doch das Duo steigerte sich im ausfallbehafteten zweiten Lauf - und Matt hofft nun weiter auf einen Startplatz bei Olympia. "Ich denke schon, dass ich zu einer Olympiade dazugehöre", sagte der erleichterte Tiroler mit "ansteigender Formkurve". Am Sonntag wird der finale Kader für das Großereignis in China nominiert.

Nach einem versöhnlichen Herzschlagfinale, in dem das Führungstrio kollektiv scheiterte, schaffte es auch im zweiten von drei Bewerben der 82. Hahnenkamm-Rennen kein Österreicher auf das Podest. Im Slalom endete eine stolze Stockerl-Serie seit 2015 oder sechs Rennen. In der zweiten Abfahrt am Sonntag (13.30) bietet sich die letzte Chance.

Schladming-Start von Manuel Feller noch offen

Die Slalom-Artisten reisen indes bereits nach Schladming weiter. Dann hofft auch Manuel Feller wieder dabei zu sein. Der Fieberbrunner musste bei seinem Heimrennen aufgrund einer Corona-Infektion in der Quarantäne zuschauen. Marco Schwarz schrie sich hingegen den Frust mit einem "das gibt's ja nicht, he!" von der Seele. "Der Tag war sehr schwierig. Es geht nicht leicht von der Hand, ich bin nicht in dem sogenannten Flow drin", sagte der kurz nach Sölden verletzte Kärntner über die anhaltende Suche nach der Topform. Erst 16., dann die zehntschnellste Laufzeit, das bedeutete in Summe Platz zwölf. Ein Rezept ist bisher nicht gefunden. "Im zweiten Durchgang habe ich es mit der Brechstange versucht, was auch nicht funktioniert hat. Ich muss mir bis Schladming noch ein bisserl was einfallen lassen."