Der Franzose Matthieu Bailet schaffte es gerade bis zur ersten Zwischenzeit, dann wurde er von der „Raubvogel-Piste“ abgeworfen. Der Italiener Dominik Paris beinahe bis zur zweiten, ehe Endstation war. Und dann stand schon Matthias Mayer am steilsten Start des Weltcups und nahm den Kampf auf - und als solchen darf man dieses Rennen bezeichnen. Ein Kampf, um im Kurs zu bleiben, ein Kampf gegen die Fliehkraft. Mayer legte – und man glaubte es kaum – sogar den einen oder anderen Bremsschwung ein. Doch an diesem Tag war der Stehsatz „Wer bremst, verliert“ nicht unbedingt zutreffend. Denn der Kärntner, nach dem Sieg von Lake Louise mit breiter Brust nach Colorado angereist, wurde nur noch einmal geschlagen.

Marco Odermatt, der hier schon 2019 seinen ersten Sieg im Weltcup gefeiert hatte, unterstrich, warum ihn einige Experten schon Ende November als feststehenden Gesamtweltcupsieger dieser Saison bezeichneten: Der 25-Jährige riskierte alles, reizte den Kurs bis auf den letzten Zacken aus – mit Maßarbeit. Unglaubliche 0,78 Sekunden nahm er Mayer noch ab, der zweite Sieg in Beaver Creek und der zweite der Saison war der sechste seiner Laufbahn. Überraschung: Der Kanadier Broderick Thompson stieß mit Nummer 35 noch Andreas Sander (GER) vom Podest – der muss weiter auf das erste Weltcup-Podium warten.

„Ganz optimal war es nicht, dass die zwei vor mir ausgeschieden sind, die hätte ich mir schon gerne angeschaut“, meinte Mayer, ergänzte aber: „Bei Dominik hab’ ich dann wenigstens gewusst, dass man im Flachen auch aufpassen muss ...“ Dass dieser Super-G auf der selektiven Seite war, das war dem 32-Jährigen schon zuvor klar. Dass es aber zu so einem K.o.-Rennen werden würde, nicht: „Ich hab’ es mir eigentlich genau so vorgestellt – nur war ich mir nicht sicher, wo man den Bremsschwung einlegen soll.“

Vincent Kriechmayr hat sich "angeschwitzt"

Auf den „Bremsschwung“ verzichtet hat nur Odermatt – mit Erfolg. „Diese Strecke ist etwas für die Techniker, aber mit vielen Passagen, wo man mit Risiko und viel Instinkt fahren muss. Und das liegt mir offenbar hier. Auch wenn es sich ein paar Mal nur haarscharf ausgegangen ist. Aber das ist ja genau das, was den Super-G ausmacht.“ Was Odermatt offenbar noch liegt: Die „Rivalität“ zwischen Österreich und der Schweiz: „Auch wenn die den Medien mehr liegt: Wir wollten nach Lake Louise natürlich zurückschlagen.“

Bleibt Super-G-Weltmeister Vincent Kriechmayr, der seinen fünften Platz wie gewohnt trocken analysierte: „Ich hab’ beim Zielsprung schon abgebremst, als ob ich schon ganz im Ziel gewesen wäre. Und so kann es natürlich nicht gehen. Ich habe mir einfach zu viele Reserven gelassen. Wenn man so herumschwitzt, dann kann es nicht fürs Podium reichen.“ Und das Versprechen: „Morgen werde ich es mit mehr Engagement probieren.“ Man darf sich also am Freitag ab 18.45 Uhr einen „brodelnden“ Oberösterreicher erwarten, der sich nicht ein weiteres Mal geschlagen geben will.

Dann werden aber auch jene, die ausgefallen sind, besonders heiß auf Wiedergutmachung sein. So wie Max Franz oder Aleksander Aamodt Kilde.