Wenn Peter Schröcksnadel im Herbst in Wien fast schon traditionell eine Handvoll Medienvertreter zum Heurigen in Neustift lädt, weiß man: Der Winter naht. Und wenn nicht, der, dann zumindest der Weltcup-Auftakt in Sölden. Und von dem gibt es wahrlich gute Nachrichten:  Der Auftakt auf dem Gletscher in einer Woche (am 26. Oktober die Damen, am 27. die Herren) bekam von der FIS sogar „dunkelgrünes Licht“, wie Damen-FIS-Renndirektor Markus Mayer bei der Kontrolle erklärte. Das Schneeband am Rettenbachferner ist perfekt vorbereitet, die österreichischen Ski-Herren werden hier morgen sogar ihre Qualifikation um die letzten Plätze beim RTL-Auftakt vergeben.

In Wien war die indes weniger Thema. Da ging es eher um die Damen – und das nicht nur, weil der neue Damencheftrainer Christian Mitter zusammen mit dem neuen Alpin-Koordinator Patrick Riml und dem neuen Sportdirektor Toni Giger dabei waren. Katharina Liensberger war und ist nach wie vor Thema – und ihr angestrebter Wechsel zu Kästle. Die Vorarlberger Skifirma nahm die Voralberger Hoffnung unter Vertrag, in der Annahme, dass diese weiter auf ihr altes Schuhmaterial unterwegs sein dürfe. Das aber wollte Rossignol nicht – und so stand Liensberger ohne Schuhe da. „Ich habe ihr im Mai gesagt, dass das so nicht gehen wird“, sagte der ÖSV-Präsident. Auch der neue Cheftrainer und der Sportdirektor verwiesen auf „einen ganzen Packen“ an Kommunikation, in der Liensberger und ihrer Familie dargelegt wurde, was das Problem sei – der fehlende Ausrüstervertrag, der im „System ÖSV“ zwingend  vorgeschrieben ist. Und den hatte Liensberger ebenso wenig wie Skischuhe.

Zurück zu Rossignol

Nun vermittelte Peter Schröcksnadel vergangenes Wochenende und versuchte zu kitten. Rossignol hat eingewilligt, Liensberger ein weiteres Jahr auszurüsten, allerdings mit dem Gesamtpakte, Schuhe, Ski, Bindung.  Nun scheint auch eine Einigung mit Kästle erzielt worden zu sein, was fehlt, ist ein unterschriebener Vertrag. Um ihren Startplatz in Sölden müsste Liensberger nicht zittern. „Als Zwölfte der Weltrangliste ist sie fix dabei, wenn alles geregelt ist“, sagt Mitter. Im Hintergrund laufen auch schon fieberhafte Bemühungen, Liensberger so schnell wie möglich ihre „alte“ Erfolgsabstimmung zukommen zu lassen. Auf Gigers Bestreben gelang es, alle Set-up-Daten von Rossignol zu bekommen, dazu auch den exakt selben Schuh, mit dem die 22-Jährige im Vorjahr ihre besten Rennen gefahren ist.

Damit nicht genug: Um den durch das Theater nahezu verlorenen Sommer aufzuholen, wird nun in Sölden fieberhaft gearbeitet. Dafür bekam Liensberger vom Verband ein echtes Kaliber zur Seite gestellt: Edi Unterberger fuhr mit allen Daten auf den Gletscher. Unterberger gilt als Ex-Servicemann von Hermann Maier und lange Zeit auch Marcel Hirscher als einer der Besten, wenn nicht der Beste, der Branche. Er kümmert sich nun exklusiv um Liensberger und erarbeitet mir ihr in Extraschichten die beste Abstimmung. Detail am Rande: Auch ohne Liensberger wird Kästle heuer im Weltcup zu sehen sein, wenn auch nicht mit österreichischen Athleten. Denn Adriana Jelinkova wird auf Kästle fahren. Die gebürtige Tschechin (in Brünn) fährt für die Niederlande und ist seit 2012 auch im Weltcup unterwegs. Sie lebt aber in Österreich, besuchte auch das Skigymnasium in Saalfelden.

In der Saison 2018 machte sie sowohl im Slalom, als auch im Riesentorlauf je sechs Weltcuppunkte. Und 2012 holte die heute 24-Jährige bei den Jugendspielen in Innsbruck Bronze in der Superkombination.  Vor einer gewissen Petra Vlhova übrigens.