Österreichs Tennisfans vermissen ihn bei den US Open natürlich sehr - ihren Dominic Thiem, der aufgrund einer Handgelenksverletzung seinen Titel in Flushing Meadows nicht verteidigen kann. Und trotzdem schwirrt ein Hauch des Österreichers auf der Anlage im New Yorker Stadtteil Queens umher. Und zwar in der Person von Duglas Cordero, dem bisherigen Fitnesscoach des Niederösterreichers, der seit einiger Zeit Leylah Annie Fernandez schnelle Beine macht.

Zu ihrem 19. Geburtstag machte sich die Kanadierin beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres das schönste Geschenk selbst: So zog die Tochter einer philippinischen Mutter (Irene Exevea) und eines ecuadorianischen Vaters (Jorge war früher Profifußballer) mit einem 4:6, 7:6, 6:2-Erfolg über die Deutsche Angelique Kerber bereits ins Viertelfinale ein und schrieb damit ein weiteres Kapitel ihres ganz persönlichen Tennismärchens.

Dieses startete Fernandez im Alter von sieben Jahren, als sie erstmals zu einem Tennisschläger griff. 2012 entschied sich die Familie, von Montreal nach Florida zu ziehen, um dort die Karrieren von Leylah und ihrer jüngeren Schwester Bianca Jolie zu forcieren. Im Mai 2019 folgte der Wechsel ins Profilager - im selben Jahr triumphierte die Linkshänderin im Juniorinnen-Bewerb der French Open.

Ihr Grand-Slam-Debüt folgte bei den Australian Open 2020, ihr erster Turniersieg auf WTA-Ebene 2021 bei den Monterrey Open. Und nun steht Fernandez, die neben ihrem schnellen Tennis auch durch eine gesunde Portion Selbstvertrauen besticht, erstmals bei einem Grand Slam in der Runde der letzten Acht.

Nach ihrem Sieg über Kerber (in der Runde zuvor hatte sie Titelverteidigerin Naomi Osaka aus dem Turnier genommen) bedankte sich Fernandez beim Publikum und auch ihrer Familie, die sie wie immer lautstark in der Spielerbox angefeuert hatte. "Doch der Mann, der da zu sehen ist, ist nicht mein Vater, sondern mein Fitnesscoach. Mein Dad ist mit meiner jüngeren Schwester zu Hause, ruft mich aber täglich an und sagt mir, was ich zu tun habe", lächelt der Teenager.

Vater Jorge war ihr erster Trainer, obwohl er selbst nie Tennis gespielt hatte. Doch macht er sich seine Erfahrungen aus dem Profi-Fußballgeschäft zunutze und lernte sich später das Tennisspielen selbst. "Er sorgt auch dafür, dass ich immer Spaß am Platz habe. Und das ist einer der entscheidenden Schlüssel zum Erfolg."

Im Viertelfinale geht es für Senkrechtstarterin Fernandez heute gegen Elina Switolina. "Seit ich mich für den Tennissport entschieden habe, habe ich jeden Tag hart gearbeitet. Ich habe erwartet, dass ich es mit meinem Spiel irgendwann schaffen werde, in den großen Tennisstadien dieser Welt gegen die besten Spielerinnen der Welt spielen und gewinnen zu können. Ich bin also nicht überrascht, dass es passiert. Aber ich bin natürlich froh, dass es jetzt passiert", lächelte Fernandez.