Es war eine der bittersten Niederlagen, die Dominic Thiem in seiner bisherigen Karriere kassierte, als er sich Novak Djokovic im heurigen Australian-Open-Endspiel in fünf Sätzen geschlagen geben musste. Vor allem, weil man den Österreicher nach einer 2:1-Satzführung schon auf der Siegerstraße wähnte. Doch der Serbe zog noch den Kopf aus der Schlinge und bewies mit seiner Stehaufmännchen-Qualität, warum er die Nummer eins der Welt ist.

Dass der 17-fache Grand-Slam-Sieger knackbar ist, hatte Thiem nur zwei Monate zuvor bei den ATP Finals 2019 bewiesen, als er „Nole“ in der Gruppenphase in die Knie zwang. Und an diese Leistung will der Niederösterreicher heute, wenn die beiden im Halbfinale der inoffiziellen Weltmeisterschaft nun wieder aufeinandertreffen, anknüpfen. „Hat Novak einen guten Tag, ist er nur schwer zu schlagen. Kann ich aber den Level meiner ersten beiden Partien abrufen, habe ich definitiv meine Chance.“

Wird auf dem Center Court der O2-Arena diese Woche feinste Tenniskost serviert, so werden abseits des Platzes eifrig sportpolitische Süppchen gekocht. Im Mittelpunkt steht einmal mehr Djokovic, der heuer sein Amt als Präsident des ATP-Spielerrates zurückgelegt und die Spielergewerkschaft PTPA ins Leben gerufen hat. Der 33-Jährige, der kürzlich mit der Forderung, dass künftig auch bei den Grand Slams nur noch auf zwei Gewinnsätze gespielt werden sollen, für Aufregung gesorgt hat, erhielt dabei auch von einigen Spielern der zweiten Garde Unterstützung.

Djokovic in einem anderen Licht

Hatte es kurz nach dieser Revolution für den „Djoker“ heftige Kritik gehagelt, so rückt ein geleaktes Dokument den Weltranglistenersten nun in ein anderes Licht. So soll es Plan der ATP sein, die Preisgeld-Verteilung zu ändern – allerdings zuungunsten der ohnehin schon benachteiligten, schwächeren Spieler. Demnach soll das Preisgeld in der Qualifikation und in den ersten Runden geringfügig gesenkt und in den späteren Runden erhöht werden. Und dies ist genau einer der Punkte, gegen die Djokovic mit seiner Gewerkschaft ankämpfen will.

Thiem wurde in London gefragt, ob er mit der ATP zufrieden sei. „Absolut. Sie machen einen guten Job. Es gibt für mich keinen Grund, der PTPA beizutreten“, lautete die wenig überraschende Antwort. Immerhin bekleidet sein Manager Herwig Straka als Board-Direktor eines der höchsten Ämter innerhalb der Spielervereinigung ATP.

Spielerrat kommt für Thiem zu früh

Bleibt die Frage, ob er es für Thiem ein Thema ist, dem ATP-Players-Council, also dem Kreis der Spielervertreter (neuer Präsident ist Kevin Anderson, Roger Federer und Rafael Nadal sind auch dabei), beizutreten? Immerhin ist er schon lange dabei, einer der führenden Spieler und hat genügend Erfahrung. „Irgendwann kann ich mir das sicher vorstellen, ich hätte heuer auch schon zwei Mal die Chance dazu gehabt. Aber nicht jetzt, das ist noch zu früh.“

Die Gründe für seine Absage? „Ich kenne mich selbst: Manchmal bin ich für solche Sachen richtig motiviert und manchmal überhaupt nicht. Aber wenn, dann muss man dafür zu einhundert Prozent bei der Sache sein. Und dafür ist für mich die Zeit noch nicht reif. Aber sicher in zwei, drei Jahren. Ich mache mir ja selbst Gedanken darüber, was man verändern könnte, um dem Tennis zu helfen und um es noch zu größer zu machen.“