Wie bei allen vorangegangenen Matches marschierte Iga Swiatek auch im Finale der French Open mit Kopfhörern auf den Platz. Die Frage, was sie denn immer hören würde, beantwortete die Polin mit einem Lächeln: „Welcome to the Jungle von Guns n’ Roses. Das weckt die Lebensgeister.“

Starke Beats, die der Teenager in den vergangenen 14 Tagen im Stade Roland Garros in brachiale Schläge umsetzte und denen keine ihrer Gegnerinnen gewachsen waren. Auch nicht die Amerikanerin Sofia Kenin, die sich Swiatek im Endspiel glatt mit 4:6, 1:6 geschlagen geben musste. Damit krönte sich die 19-jährige Außenseiterin am Bois de Boulogne zur jüngsten Triumphatorin seit Monica Seles 1992. Zudem ist sie als Nummer 54 der Welt die schlechtplatzierteste Spielerin der Open Ära, die in Roland Garros gewinnen konnte. Und das ohne Satzverlust – ein Bravourstück, das zuletzt Justine Henin im Jahr 2007 abliefern konnte.

Erster Grand-Slam-Titel für Polen im Einzel

„A Star is born“, adelte auch Tennis-Legende Boris Becker die junge Dame aus Warschau, die Polen den ersten Grand-Slam-Titel im Einzel überhaupt bescherte. Ein Coup, der das Sport-verrückte Land Kopfstehen lässt.

Vielleicht nicht sportverrückt, aber komplett auf Sport ausgerichtet ist die gesamte Familie Swiatek. Vater Tomasz ruderte 1988 bei den Olympischen Spielen in Seoul mit, Schwester Agata musste ihre Tenniskarriere aufgrund zu vieler Verletzungen beenden.

Den größten Erfolg landete nun aber die Jüngste im Familienbund. Das Geheimnis ihres Erfolges erklärt die Gewinnerin des Juniorinnenbewerbs von Wimbledon 2018 mit dem Engagement von Mentaltrainerin Daria Abramowicz, ihres Zeichens ehemalige Profiseglerin. „Mentale Stärke ist das Wichtigste im Tennis. Und diejenigen, die den Druck aushalten können, sind die Besten“, sagt Swiatek. Nachsatz: „Daria hat mich schlauer gemacht. Ich weiß jetzt mehr über mich selbst und übertrage es auf das Spiel.“

Wie man sieht, mit großem Erfolg. Davon können ihre Gegnerinnen ein Liedchen singen – angeblich den Queen- und Bowie-Hit „Under Pressure“ ...