Heimvorteil ist da, um ihn zu nützen. So konnte Dominic Thiem bereits am vergangenen Mittwoch als erster Spieler in der Wiener Stadthalle den Center Court testen und sich mit dem Belag, der extra auf ihn zugeschneidert wurde, anfreunden. Auch in den darauffolgenden Tagen kam der Lichtenwörther, der heute (nicht vor 17.30 Uhr) gegen Jo-Wilfried Tsonga sein Auftaktmatch bestreitet, in intensiven Trainingseinheiten zum Schwitzen. "Erst am Sonntag und am Montag habe ich das Pensum ein wenig zurückgedreht", verrät der Weltranglistenfünfte, der bis Montag seinen Heimschläfer-Bonus in seiner Wohnung in Mödling nützte und dann in das offizielle Spieler-Hotel Marriott umzog.

Dort nächtigen übrigens alle Spieler, die bei der Erste Bank Open im Hauptbewerb stehen - und das umsonst. So sind Turniere in dieser Größenordnung (ATP-500) dazu verpflichtet, Spielern das Hotel kostenlos zur Verfügung zu stellen. Manche Topspieler haben in ihren Verträgen sogar eine Extra-Klausel, die ihnen erlaubt, aufgrund der großen Entourage gleich mehr als nur eine Suite in Anspruch zu nehmen. So gesehen ist es für Turnierdirektor Herwig Straka zumindest eine kleine finanzielle Erleichterung, dass keiner der großen drei in Wien aufschlägt.

Doch kein Nehmen ohne ein Geben. So sind die Spieler ihrerseits verpflichtet, für das Turnier (dieses wird diesbezüglich auch vom ATP-Star-Programm unterstützt) während der Woche die Werbetrommel zu rühren. Tsonga spielte etwa mit Thiem auf dem Dach des Erste Campus auf einem Mini-Court ein paar Bälle, Matteo Berrettini und Grigor Dimitrov versuchten, vor der Staatsoper ein paar Bälle mit überdimensionalen Schlägern zu klopfen.

Thiem mit Tsonga auf dem Dach des Erste Campus
Thiem mit Tsonga auf dem Dach des Erste Campus © (c) Philipp Carl Riedl
Dimitrov (links) und Berrettini vor der Staatsoper
Dimitrov (links) und Berrettini vor der Staatsoper © (c) Bildagentur Zolles KG (Christian Hofer)

Am Montag Abend machte sich dann noch Felix Auger-Aliassime, Nikoloz Basilashvili, Pablo Carreno Busta, Hyeon Chung, Philipp Kohlschreiber, Feliciano Lopez, Dennis Novak und Sam Querrey zum Wiener Traditionslokal Plachutta in der Wollzeile auf, um sich dort bei einem Schnitzel-Wettbewerb zu matchen. Die acht Spieler wurden dabei beim Panieren und Herausbacken von Hausherren Mario Plachutta unterstützt, eine dreiköpfige Jury – bestehend aus Ewald Plachutta, Thomas Muster und der ehemaligen Ski-Weltklasseläuferin Michaela Kirchgasser – kürten den Sieger. Wer das spannende Match für sich entschieden hat, war bis spät abends allerdings nicht in Erfahrung zu bringen. Kann man den Turnierveranstaltern glauben, ist dies für die Spieler aber keine lästige Verpflichtung, sondern würden sie sich sogar um diesen Termin reißen.

Zu guter Letzt gab es dann am Montag auch noch eine verspätete Ehrung. Weil er vergangenes Jahr erkrankt war, wurde Jürgen Melzer, der in der Stadthalle diese Woche im Doppel an der Seite von Oliver Marach im Einsatz ist, erst jetzt in die Einzel-Pension verabschiedet und zugleich in die Hall of Fame der Erste Bank Open aufgenommen.

"Wenn man so zurückblickt, dass ich vor 20 Jahren hier mein erstes Einzelmatch gespielt habe und jetzt in die Hall of Fame aufgenommen werde, hätte ich es unterschrieben", freute sich der 38-Jährige, nachdem ein Kurz-Video mit seinen größten Erfolgen (darunter das French Open-Halbfinale, zwei Wien-Titel und zwei Grand-Slam-Trophäen im Doppel) gespielt worden war.

Zu seinen Ehren waren neben seinem Bruder Gerald und Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek seine Ex-Doppelpartner Julian Knowle, Alexander Peya, Philipp Oswald und Philipp Petzschner wie auch Marach Spalier gestanden.

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