Turnierdirektor der „Erste Bank Open“, Manager von Dominic Thiem und ATP-Board-Director – Sie kommen dieser Tage wohl kaum zur Ruhe?
HERWIG STRAKA: Durch meine zusätzlichen Jobs ist der Aufwand heuer natürlich größer als in den Jahren davor. Aber ich fühle mich fit und bin bereit für eine tolle Turnierwoche.

Vor dem ersten Aufschlag am Montag gab es durch die Absage des topgesetzten Russen Daniil Medwedew allerdings einen Dämpfer ...
STRAKA: Ideal ist das natürlich nicht, aber ich kann es zumindest aus Sicht des Spielermanagers verstehen. Er ist nach seinem Mammutprogramm in den letzten Wochen und Monaten ausgelaugt. Obwohl ich dachte, dass ihm die gewonnenen Tage durch die Moskau-Absage zur Erholung reichen würden.

Muss Medwedew mit Konsequenzen rechnen?
STRAKA: Die Spieler sind verpflichtet, nach den US Open noch ein ATP-500-Turnier zu bestreiten. Medwedew hat daher jetzt ein Streichresultat für das ganze Jahr. Wenn du ein Jahr lang nur 17 statt 18 Ergebnissen hast, ist das eine heftige Konsequenz, schließlich fallen Punkte aus der Wertung. Deshalb überrascht mich die Absage schon.

Auch Kei Nishikori, Nick Kyrgios und Juan Martin del Potro haben zurückgezogen.
STRAKA: Es ist natürlich bitter, wenn Spieler aus diversen Gründen absagen. Wir haben aber noch immer ein sehr starkes Feld mit namhaften Spielern. Für die Turniere im Herbst ist es schwierig – die Saison ist lang, die Gefahr von Verletzungen oder Ermüdung größer.

Diese Woche finden mit Stockholm, Antwerpen und Moskau gleich drei ATP-250-Turniere statt, nächste Woche konkurrieren sich hingegen mit Wien und Basel zwei ATP-500-Events. Ist das sinnvoll?
STRAKA: Die jetzige Woche gleich nach der Asientour ist als Termin noch viel schlechter. Außerdem gibt es im Kalender mehrere Wochen, wo zwei 500er gleichzeitig stattfinden: Zum Beispiel Halle und Queen's oder Peking und Tokio. Das Problem sind nicht die parallel stattfindenden Turniere, sondern höchstens der Termin an sich.

Warum?
STRAKA: Wie gesagt, weil ihm Herbst die Gefahr, dass Spieler aufgrund von Verletzungen ausfallen, höher ist. Obwohl die ATP behauptet, dass es auf das Jahr verteilt bei den Turnieren gleich viele Absagen geben würde. Heuer sind es in Wien leider besonders viele.

Ihr Schützling Dominic Thiem ist jetzt in der Stadthalle die Nummer eins und die Chance auf den erhofften Turniersieg größer.
STRAKA: Ich sehe das nicht so. Auf Medwedew wäre er erst im Finale getroffen. Sollte es Dominic ins Endspiel schaffen, steht da nun eben wer anderes. Und der wird es Dominic bestimmt nicht einfacher machen.

Sie sind Turnierdirektor und Thiem-Manager in einer Person – da könnte der Eindruck entstehen, dass Ihr Spieler dadurch Vorteile erlangt.
STRAKA: Tut er aber nicht. Aber natürlich frage ich Dominic, wie schnell er gerne den Belag in der Stadthalle hätte. Doch haben wir den Belag schon immer auf den Lokalmatador abgestimmt. Und in Basel macht man mit Roger Federer nichts anderes.

Wie lautet Ihr erstes Fazit als Manager von Dominic Thiem? Gibt es bereits neue Sponsoren?
STRAKA: Wir führen viele Gespräche, aber das braucht seine Zeit. Um den richtigen Partner zu finden, darf man nicht gleich denjenigen nehmen, der als Erster aufzeigt.