Bisher war China eher für österreichische Golfer ein guter Boden. Markus Brier gewann die China Open, Bernd Wiesberger ebenso. Aber auf dem Tennisplatz war nicht viel zu holen, nicht ein Spiel hatte  Dominic Thiem bisher gewonnen. Doch in Peking wurde alles anders.Am Sonntag holte sich Thiem, endlich genesen vom hartnäckigen Virus, mit einem furiosen Finalerfolg über Stefanos Tsitsipas den Sieg beim ATP-500-Turnier in Peking.

Es war der Gipfel einer grandiosen Woche, die schon bei seinem zweiten Einsatz gegen den Schotten Andy Murray einen Höhepunkt fand. "Das war eines der besten Spiele zum Zuschauen, die ich bisher gesehen habe", schwärmte da auch Manager Herwig Straka. Und ergänzte: "Alles, was danach kam, war für mich dann Zugabe." Es gab noch zwei Zugaben: Der Halbfinal-Triumph gegen Karen Chatschanow als Willensleistung  - und natürlich der Finaltriumph am Sonntag.

Es gab also drei Spiele in Peking, die sich das Prädikat "bestes Spiel meines Lebens" verdient hätten, Thiem selbst wählte es für das Endspiel, in dem er nach verlorenem ersten Satz und erhaltenem Break in Satz zwei konterte, wie auch schon gegen Chatschanow. "Aber wir in der Box draußen haben uns nie Sorgen gemacht. Dominic ist so ein großartiger Spieler, dem kann man immer zutrauen, dass er sich selbst aus so einer Situation befreit."

Keine echte Feier

Zum Feiern in Peking blieb wenig Zeit. "Wir gönnen uns ein schönes Essen - im Olympischen Dorf der Spiele von 2008. Asiatisch scharf darf es sein", verriet Straka und ergänzte: "Das ist eben das Los eines Tennisprofis, zum Feiern bleibt keine Zeit." Kein Wunder, am Montag ging es schon relativ früh weiter nach Schanghai, wo das ATP-1000-Turnier wartet, bei dem fast die gesamte Elite am Start sein wird, nur Rafael Nadal fehlt - abgesehen von seiner Verletzung rückt der Hochzeitstermin immer näher. Dabei ist aber Novak Djokovic, der nach dem Aus bei den US Open wegen einer Schulterverletzung mit dem klaren Sieg im Finale der Japan Open bewies, dass er wieder topfit ist. 

Thiem ist in der Metropole als Nummer vier gesetzt, hat in Runde eins ein Freilos, in Runde zwei wartet der Sieger aus dem Duell Pablo Carreno Busta (ESP) und Ze Zhang (CHN), den er schon in Peking besiegte.

Mit dem Zug nach Schanghai

Ach ja: Thiem wird in China nicht fliegen, er bestieg den Hochgeschwindigkeitszug. "Das", sagt Straka, "ist deutlich bequemer und es hat schon was, die chinesische Landschaft mit 300 km/h vorbeiziehen zu sehen." Zudem erspart man sich mögliche negative Nebenwirkungen des Fliegens. Und das ist wichtig, zumal Thiem nun wirklich wieder bei hundertprozentiger Fitness steht, wie Straka bestätigt: "Wir haben alles wieder in den Griff bekommen, mit gutem Training und guter Planung."

Der Lohn war eben Titel Nummer vier in diesem Jahr, so viele haben außer Thiem nur Rafael Nadal und Novak Djokovic geschafft. "Es ist das beste Jahr meiner Karriere", meinte Thiem daher auch. Denn: „Es sind allesamt große Titel, die ich  gewonnen habe“, sagte Thiem und fasste zusammen: „In Indian Wells mein erstes Turnier der ATP-1000-Kategorie. Dann in Barcelona gegen Rafa, in Kitzbühel erstmals in meiner Heimat. Und nun hier in Peking der erste Sieg in Asien."

Asiens Markt wartet

Was den Sieg neben dem Preisgeldscheck von 733.990 US-Dollar versüßt: Thiem hat sich nun auch auf dem asiatischen Markt einen Namen gemacht - und der ist nicht zu unterschätzen. "Wir arbeiten schon an einem eigenen Social-Media-Auftritt für Asien", sagt Manager Straka. Insofern kann der Sieg in Peking noch viel mehr Wert sein. Zumal sich Thiem nach dem Triumph artig beim Publikum bedankte, auf Chinesisch noch dazu. Da klatschten alle und riefen: "Xièxiè - Danke!"