Als Lukas Nemecz vergangene Woche Richtung Südafrika abhob, war für den Grazer die Welt noch in Ordnung. So wollte das Golf-Ass bei den Joburg Open in Johannesburg ein erfolgreiches Comeback auf der DP World Tour (ehemals European Tour), der er zuletzt 2016 angehörte, feiern. Doch es kam ganz anders und die Heimreise wurde zu einem schwierigen Unterfangen. Am Dienstagvormittag traf der 32-jährige Steirer schließlich in Graz ein. "Ich bin wirklich froh, dass dieses Abenteuer ein Ende hat und ich wieder zu Hause bin. Jetzt werde ich einmal nur schlafen und mich von dieser Odyssee erholen", sagte Nemecz auf der Golf-Website der Murhof-Gruppe (greenboard.at).

Nach zwei gespielten Runden wurde das Turnier abgebrochen. Auslöser war der Ausbruch der Coronavirus-Variante Omikron in Südafrika. Nemecz, der die Joburg Open als 43. beendet und eigentlich noch zwei weitere Turniere auf seinem Plan stehen hatte, wollte dem Aufruf der österreichischen Bundesregierung folgen und sich auf dem schnellsten Weg in die Heimat begeben.

In Dubai wurde das Landerecht entzogen

Die Heimreise entpuppte sich allerdings als Spießrutenlauf mit ungeahnten Hindernissen. Zuerst war geplant, dass der Steirer den Rückflug mit 119 Spielerkollegen aus 19 verschiedenen Ländern mit einem von der World Tour gecharterten Flugzeug via Dubai antreten sollte. "Doch wenige Stunden vor dem Start erhielten wir die Nachricht, dass uns Dubai das Landerecht entzogen hatte."

Daraufhin lief bei Nemecz das Handy heiß ("Ich habe in den letzten drei Tagen so viel telefoniert, wie noch nie in meinem Leben") - mehrere Umbuchungen, das Ausfüllen von verpflichtenden Einreiseformularen und der stetige Kontakt zur österreichischen Botschaft hielten den Golfer unaufhörlich auf Trab. Schlussendlich schaffte es der 32-Jährige aber, den letzten Platz in einem Flieger Richtung Äthiopien zu erwischen.

Keine Unterstützung von der Regierung

Aber: "Man fühlt sich von der österreichischen Regierung im Stich gelassen. Einerseits rufen sie dazu auf, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, unterstützen einen dabei aber in keinster Weise", sagt Nemecz. So hätte er diplomatische Regelungen zwischen Österreich und anderen Nationen vermisst. "Ich hätte einen Platz bei der Swiss bekommen, doch nehmen die nur Schweizer Passagiere mit. Ich frage mich, warum Österreich da keine Vereinbarung getroffen hat, wenn  schon die Flüge der Austrian Airlines aus Südafrika kommend eingestellt wurden."

Ebenfalls unverständlich für Nemecz: "Logischer wäre es gewesen, die Direktflüge weiterzuführen. Dann hätte man einen besseren, kontrollierteren Überblick über die Reisenden. Jetzt müssen viele mit Zwischenlandungen in mehreren Ländern zurückfliegen, was die Gefahr der Verbreitung des Virus erhöht." Ob der Steirer nach der Ankunft in Quarantäne muss, weiß er noch nicht. "Es heißt in einem Passus, dass Profisportler im überwiegenden Interesse der Republik stehen und daher eine Ausnahme bilden würden. Aber sollte ich in Quarantäne müssen, ist das für mich überhaupt kein Problem. Hauptsache ist, ich komme endlich nach Hause", betont der Golfer.

Strenge Maskenpflicht in Südafrika

Angst vor einer Ansteckung hatte Nemecz in den vergangenen Tagen übrigens nicht. "In Südafrika herrscht strenge Maskenpflicht und man muss sich überall desinfizieren. Ich habe mich in keiner Situation unwohl gefühlt und bin als Profisportler sowieso übervorsichtig, weil ich mir einen Ausfall wegen einer Erkrankung nicht leisten kann." Sollte sich die Corona-Lage wieder beruhigen, will Nemecz Mitte Jänner Richtung Mittlerer Osten fliegen und sich dort auf die bevorstehenden Turniere vorbereiten.