Das erste Spiel der EM ging gegen seine sehr disziplinierte polnische Mannschaft verloren. Das ist richtig bitter, denn die Mannschaft steht nun schon mit dem Rücken zur Wand und muss die kommenden zwei Partien gewinnen. Sonst ist Endstation, denn nur zwei Teams kommen in die Hauptrunde. Das Positive: Österreich hat 31 Tore geworfen - das ist kein schlechter Wert, aber eben mit dieser Deckungsleistung zu wenig.

Dabei fällt mir ein, dass Teamchef Aleš Pjovič immer wieder nur als Deckungsspieler von Weltformat gehandelt wird. Er war aber auch ein richtig guter Werfer. Er hat schon ordentlich gebombt auch. Erst vor Kurzem hat ihn Luka Žvižej - wahrlich auch kein Unbekannter im globalen Handballzirkus - als Rekordtorschützen im slowenischen Nationalteam abgelöst. Pajos Tormaschine-Qualitäten werden daher fast unter ihrem Wert geschlagen. Aber grundsätzlich: Ja, in der Deckung war er absolute Weltklasse - vor allem, was das Deckungsspiel mit dem Köpfchen betrifft, und im Angriff war er vielleicht  "nur" Weltklasse. Sein Spitzname in Slowenien ist heute nach wie vor "Bum Bum Pajo". So reden ihn die Leute auch an, wenn sie ihn auf der Straße oder in der Halle erkennen. Das aber nur als kleine Bemerkung am Rande.

Goran Pajičić
Goran Pajičić © GEPA pictures

Zurück zum Auftakt: Der Gegner Polen war technisch und taktisch sehr gut vorbereitet. Österreich hat es vor allem im Innenblock der Deckung nicht geschafft, die richtige Abstimmung zu finden. Man hat sich zu viel in die Zweikämpfe mit dem Kreisläufer eingelassen und dadurch sind Lücken entstanden, die es den großgewachsenen Aufbauspielern ermöglicht haben, Tore aus der zweiten Reihe zu werfen oder durchzubrechen. Daher haben es die Österreicher auch nicht geschafft, den Tormann zu einem wichtigen Faktor werden zu lassen. Sie sind nicht ins Spiel gekommen und beide haben nichts beitragen können. Aleš  hat es mit einer Umstellung in der Deckung probiert. Es hat zwar kurzfristig besser ausgesehen, aber ohne Stopp-Fouls gegen sehr dynamische Polen hat das auch nicht gut funktioniert.

Die fehlende Spielpraxis hat man an vermeidbaren Fehlern gemerkt. Das letzte Bewerbsspiel ist mehr als ein halbes Jahr her und es gab so auch keine Möglichkeit, dass etwa Niko Bilyk nach seiner Verletzung wieder in die Mannschaft finden kann.

Aleš muss sich die Fehler nun genau ansehen und mit den Leuten reden, denn am Sonntag kommt mit Deutschland die nächste schwierige Aufgabe. Er muss nun in kurzer Zeit einen Weg finden, wie man diese Deckung stabiler und auch massiver hinstellen kann – im Kollektiv. Die Österreicher müssen in der Deckung aggressiver werden, mit einfachen Stopp-Fouls und Unterbrechungen die Dynamik aus dem Angriff nehmen.

Einfach wird es nicht, denn schon im anderen Gruppenspiel zwischen Deutschland und Weißrussland hat man gesehen, dass beide Mannschaften schnell umschalten und aus der Deckung schnell in die zweite Welle gehen. Aber auch aus dem stehenden Angriff heraus sind sie unheimlich schnell. Das muss Aleš die richtigen Mittel finden. Die Deutschen sind sicher der Favorit in der Gruppe und bei den österreichischen Spielern war die Enttäuschung nach der Auftaktniederlage gut zu sehen.

Das, was im ersten Spiel in der Deckung gezeigt wurde, war zu wenig. Das muss funktionieren, sonst ist auf diesem Niveau nichts zu holen.