Am Wochenende steht noch das Weltcupspringen in Willingen auf dem Programm, gleich anschließend geht es nach Peking zu den Olympischen Spielen. Wie groß ist die Vorfreude auf Ihre dritten Spiele?
Daniela Iraschko-Stolz: Prinzipiell sehr groß, aber ich kann noch nicht einmal sagen, ob ich dabei bin.

Was ist passiert?
Ich habe wieder massive Knieprobleme. Es hat bereits Ende November beim Weltcup in Nischnij Tagil schleichend angefangen, im Knie zu zwicken. Und beim letzten Weltcup zum Jahreswechsel in Ljubno hatte ich beim Landen schon richtig Schwierigkeiten.

Was haben die Untersuchungen ergeben?
Dass ich ein riesengroßes Knochenödem im Oberschenkel sowie in beiden Unterschenkeln habe. Das geht nur weg, indem man Ruhe gibt. Es ist schmerzhaft und meistens dauert es auch zumindest einen Monat, bis wieder alles in Ordnung ist. Die Zeit habe ich aber nicht.

Was können Sie in der verbleibenden Zeit machen, um Ihr Antreten in Peking noch abzusichern?
Wir haben in den vergangenen Tagen und Wochen alles ausprobiert, damit es besser wird. Doch im Moment schaut es ehrlich gesagt noch nicht so gut aus. Ich hoffe auf alle Fälle, dass ich noch in dieser Woche einmal springen kann. Aber das ist fraglich. Ich muss jetzt von Tag zu Tag schauen. Grundsätzlich ist es nicht eine so arge Verletzung und es geht schon auch etwas weiter, aber ein bisschen zu langsam.

Wie realistisch wäre es, in China ohne vorherige Trainings- und Wettkampfsprünge konkurrenzfähig zu sein?
Das ist nicht das große Problem, dafür habe ich schon ausreichend Erfahrung. Das Problem ist mehr die physische Situation. Wenn man im Sommer nicht springen kann, ist es nicht so tragisch, weil man sich auch so fit halten kann. Aber jetzt habe ich lange überhaupt nichts machen können – kein Radfahren, kein Krafttraining. Ich habe versucht, mit Rumpftraining und Wassertherapie in Schwung zu bleiben, damit ich nicht ganz meine Muskeln verliere. Zumindest habe ich ein Trockentraining machen können. Jetzt heißt es, jeden Tag Pause, der mir noch zur Verfügung steht, voll zu nützen.

Trotz der Probleme wurden Sie aber von Cheftrainer Harald Rodlauer neben Sara Marita Kramer, Eva Pinkelnig und Jacqueline Seifriedsberger für China nominiert.
Ich bin sehr froh, dass mir der Trainer das Vertrauen ausgesprochen hat. Zwar ist die Erwartungshaltung im Moment nicht die höchste, aber wenn ich springen kann, dann kann ich auch um eine Medaille mitkämpfen. Die Olympiaschanze soll in einem unglaublich guten Zustand sein – das sollte auf alle Fälle auch das Landen erleichtern. Das wird es wohl auch müssen, denn derzeit schaffe ich bei den Kniebeugen nur mein Eigengewicht.

Was passiert, wenn Sie bis zum Abflug am Montag nicht rechtzeitig fit werden?
Ende dieser Woche werden wir sehen, wie weit ich bin, und dann entscheiden, ob es einen Sinn macht. Wenn nicht, dann bleibe ich hier und eine andere Österreicherin bekommt die Chance. Wir haben ja genug gute Springerinnen. Aber: Wenn ich nach Peking fliege, dann kann ich auch springen.

Sie gelten als Grande Dame des Damen-Skispringens und haben die Entwicklung von Beginn an miterlebt. Heuer gibt es bei Olympia erstmals neben der Einzel-Konkurrenz auch einen Mixed-Bewerb. Nur eine Zwischenstation?
Es ist toll, dass wir jetzt zwei Wettkämpfe haben. Aber wir wollen auch noch wie die Männer einen Großschanzen- und einen Teambewerb haben. Das Niveau ist eh schon fast dasselbe. Ich bin auf alle Fälle stolz, die Sportart von null auf 100 mit aufgebaut zu haben.

Nehmen wir an, Sie können in Peking dabei sein. Haben Sie dann auch Glücksbringer im Gepäck?
Ich besitze zwei Stofftiere – einen Affen und ein Nilpferd. Einer der beiden ist immer dabei, der zweite bleibt bei meiner Frau daheim.