70 Jahre Formel 1, vorsichtig gefeiert wird am Sonntag in Silverstone (live ab 15.10 Uhr). Vor dem zweiten Weltkrieg gab es natürlich bereits Rennsport. Die Silberpfeile von Mercedes und Auto Union sowie von Alfa Romeo schrieben Geschichte. Die Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus (AIACR) war die Sporthoheit, die Europameisterschaft war im Grunde eine WM. Die Stars hießen Bernd Rosemeyer, Rudi Carraciola oder Tazio Nuvoloari.

Nach dem Krieg verschwand der komplizierte Name AIACR, die FIA, die Federation International Automobile übernahm die Rolle. Wer nun die Idee zu einer Formel-1-WM hatte, wer sich überhaupt den Namen Formel 1 ausgedacht hatte, ist nicht gesichert. Zugeschrieben wird es aber unter Vorbehalt Marquis Antonio Brivio-Sforza, dem italienischen Vertreter in der FIA. 1949 wurde veröffentlicht, dass ab 1950 eine offizielle Formel-1-Weltmeisterschaft ausgeschrieben wird.

Es hat sich natürlich sehr, sehr viel verändert. Allein technisch: der Alfa Romeo des Jahres 1950, der Typ 158, leistete aus einem 1,5-Liter-Reihen-Achtzylinder mit Frontmotor und Hinterradantrieb 350 PS, der 2020 Alfa C39  mit seinem 1,6-Liter-V6-Turbo-Hybrid (Heckmotor, Hinterradantrieb) wohl schon über 1.000 PS.

Die vielleicht aufregendsten Autos, die umstrittensten und aufwendigsten, stellen wir vor:

Mercedes W196

Der Silberpfeil der Nachkriegsgeneration. Er schrieb Geschichte schon allein wegen seiner beiden Karosserie-Varianten. Vor allem das Stromlinienmodell war ein Aufreger seiner Zeit. In Reims hängte die Mercedes das gesamte Feld. Die Gegner waren perplex. Juan-Manuel Fangio wurde 1954 und 1955 souverän Weltmeister.

Mercedes W196
Mercedes W196 © kk/mercedes

Lotus 72

Zum Start der neuen 3-Liter-Formel sorgte auch schon Lotus für Aufsehen. Mit der Monococque-Bauweise. Und mit dem Cosworth-Triebwerk im Heck waren die Lotus-Modell tonangebend. Zuerst das Modell 49, später natürlich Lotus 72, mit dem Jochen Rindt 1970 posthum Weltmeister wurde. Und mit dem sogar noch 1972 Emerson Fittipaldi siegreich blieb.

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Ferrari 312 T

Mit dem Auto wurde Niki Lauda 1975 Weltmeister. Das besondere war, dass das von Mauro Forghieri entwickelte Auto über ein quer zum Motor angeflanschtes Getriebe verfügte. Daher die Typenbezeichnung "T" (transversal, quer). Das Nachfolgemodell für 1976, der T2, verlor die große Lufthutze hinter dem Cockpit.

FORMULA 1 - GP of Austria 2019
FORMULA 1 - GP of Austria 2019 © (c) GEPA pictures/ Andreas Pranter

Lotus 79

Der nächste Geniestreich von Colin Chapman. Mit umgekehrten Flügelprofilen entstanden die so genannten Ground-Effect-Rennwagen. Verstärkt wurde der so generierte Abtrieb mit beweglichen Seitenschürzen,die seitlich den Wagenboden abdichteten. So wurden enorme Kurvengeschwindigkeiten erzielt. Mario Andretti wurde 1979 Weltmeister.

FORMEL 1 - Grand Prix Bahrain
FORMEL 1 - Grand Prix Bahrain © (c) GEPA pictures/ xpb.cc

Brabham BT46

1978 kam der BT46B zum Einsatz, der als „Staubsauger“-Wagen berühmt wurde. Ein großer Ventilator saugte die Luft unter dem Fahrzeug ab und erzeugte dadurch einen Unterdruck, der den Wagen auf die Fahrbahn presste. Niki Lauda gewann damit den Großen Preis von Schweden, der Wagen wurde jedoch kurz darauf von der FIA für illegal erklärt.

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Tyrrell P34

Der "Six-Wheeler“ von 1976 und 1977 wurde vom Tyrrell-Renningenieur Derek Gardner konstruiert. Der Wagen nutzte vier speziell angefertigte 10-Zoll Vorderreifen und zwei normale Hinterreifen. Die kleineren Vorderreifen sollten den Luftwiderstand des Wagens reduzieren. Da kleinere Reifen jedoch eine geringere Bodenhaftung bedeuteten, wurden vier Reifen verwendet, um dies auszugleichen. Durch eine komplexe Radaufhängung konnten alle vier Vorderreifen gelenkt werden. Jody Scheckter gelang 1976 in Schweden der einzige Sieg.

FORMEL 1 - GP der USA
FORMEL 1 - GP der USA © (c) GEPA pictures/ XPB Images

Benetton BMW

Ab 1977 führte Renault Turbo-Motoren ein, mit denen 1979 der erste Sieg gelang. Die extremste Ausbaustufe war der Benetton-BMW mit dem Gerhard Berger 1986 den Großen Preis von Mexiko gewinnen konnte. Die so genannten Quali-Motoren leisteten damals rund 1350 PS.

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Williams-Renault

Die 90er-Jahre waren geprägt durch technische Spitzfindigkeiten und von elektronischen Entwicklungen wie aktiven Fahrwerken, Traktionskontrollen und ABS, wobei Williams-Renault die beste Technik hatte. Mit dem auch Ayrton Senna Weltmeister werden wollte. Das brasilianische Idol verunglückte aber 1994 in Imola tödlich. 1996 wurde Damon Hill mit dem Williams Weltmeister.

Mercedes W05 Hybrid

2014 folgte einer der stärksten Einschnitte des Regelwerks in der Formel 1. Statt der seit 2006 verwendeten 2,4-Liter-V8-Motoren waren nur noch V6-Turbo-Motoren mit 1,6 Litern Hubraum erlaubt. Der Treibstoff-Durchfluss wurde limitiert. Jedoch gab es durch das Energierückgewinnungssystem zusätzliche Leistung. Neben der kinetischen Energierückgewinnung (ERS-K) wird durch ein zusätzliches System ERS-H die Abwärme vom Motor über den Turbolader zur Energiegewinnung genutzt. Seither ist Mercedes das dominierende Team.

2014 - die Hybrid-Ära beginnt
2014 - die Hybrid-Ära beginnt © (c) GEPA pictures/ XPB Images