Gesundheitsminister Rudolf Anschober hat grünes Licht für die Formel 1 in Spielberg gegeben. Aus Sicht des Ministeriums entspricht das überprüfte Sicherheits-Konzept "den Erfordernissen in der Corona-Zeit", hieß es am Samstag in einer Aussendung. Damit wäre ein WM-Auftakt Anfang Juli mit zwei Rennen am 5. und 12. Juli unter Ausschluss der Zuschauer ermöglicht.

Die vom Grünen-Minister für nach Pfingsten angekündigte, endgültige Beurteilung wurde schon am Samstag offiziell. "Für das Gesundheitsministerium erfüllt das Konzept, nach detaillierter Überprüfung durch die FachexpertInnen des Hauses, die Anforderungen zur Unterbindung der Ausbreitung des Corona-Virus - entscheidend ist die enge Abstimmung zwischen Veranstalter und regionalen und lokalen Gesundheitsbehörden", wurde Anschober zitiert. Er sprach von einer "Regelung mit einem hohen Schutzniveau".

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Anschober in einer ersten Reaktion: "Der Veranstalter hat ein Konzept zur Durchführung vorgelegt, das auf die speziellen Erfordernisse des Formel-1-GP und den erforderlichen Schutzmaßnahmen gegen eine Ausbreitung des Corona-Virus abstellt. Das Konzept sieht neben strengen Hygienemaßnahmen auch regelmäßige Testungen und Gesundheitschecks für die Teams und alle weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie ein konkretes medizinisches Konzept vor. Für das Gesundheitsministerium erfüllt das Konzept, nach detaillierter Überprüfung durch die FachexpertInnen des Hauses, die Anforderungen zur Unterbindung der Ausbreitung des Corona-Virus – entscheidend ist die enge Abstimmung zwischen Veranstalter und regionalen und lokalen Gesundheitsbehörden."

Marko mit Schlüsselrolle

Der Zustimmung gingen teils intensive Gespräche voraus. Eine Schlüsselrolle spielte dabei auch Red-Bull-Motorchef Helmut Marko, eine lange Aussprache mit Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler am Karsamstag in Graz sowie Gespräche mit Sportlandesrat Christopher Drexler brachten Bewegung in das Vorhaben. Dem Vernehmen nach mussten die Formel-1-Veranstalter mehrfach ihr Konzept adaptieren bzw. ergänzen.

Die Entscheidung könnte eine mit Signalcharakter sein. Denn die Formel 1 hat wegen Covid-19 in diesem Jahr noch kein Rennen ausgetragen. Vielmehr wurden die zehn WM-Läufe vor Österreich entweder abgesagt oder verschoben. In Österreich könnte der aktuellsten Entwicklung folgend nun endlich ein WM-Start mit gleich zwei Läufen über die Bühne gehen, weil man sich am Red Bull Ring bereit erklärt hatte, eine Woche nach dem für 5. Juli angesetzten Grand Prix von Österreich auch noch einen zweiten WM-Lauf auszutragen. Erstmals in der F1-Geschichte seit ihrer Gründung 1950 werden in einer Saison und noch dazu binnen einer Woche zwei Rennen am selben Ort stattfinden.

Das Gesundheitskonzept sieht unter anderem vor, dass sich Piloten und Formel-1-Personal vor der Einreise nach Österreich testen lassen. Auch vor Ort sind umfangreiche Maßnahmen, die eine Verbreitung von Covid-19 verhindern sollen, vorgesehen. F1-Sportdirektor Ross Brawn erklärte zuletzt, dass der Tross in einer Art "Biosphäre" isoliert werden soll, um die Risiken zu minimieren.

Da keine Zuschauer erlaubt sein werden, handle es sich nicht um eine Veranstaltung nach Paragraf 10 der Covid-19-Lockerungsverordnung. Rein rechtlich seien die Rennen als Sportstätte zu werten, hieß es vom Ministerium.

Das Ministerium forderte zudem eine enge Abstimmung des Veranstalters mit den Gesundheitsbehörden ein. Das sind laut Epidemiegesetz die Landessanitätsdirektion Steiermark sowie die Bezirkshauptmannschaft Murtal. Auch die finale Entscheidung über die Durchführung liegt bei der Bezirksverwaltungsbehörde, der BH Murtal. Mit einem Einwand ist eher nicht zu rechnen.

Der stellvertretende Bezirkshauptmann Peter Plöbst bestätigte, dass seine BH als Gesundheitsbehörde erster Instanz für die Abwicklung zuständig sein wird. Man werde mit den Betreibern das Konzept noch einmal durchgehen und Detailfragen klären: "Wenn das Grundsätzliche geklärt ist, werden wir den beiden Grand Prix keine Steine in den Weg legen", sagte Plöbst. Die Abläufe müssen passen, dann stehe man den Rennen nicht entgegen. Das medizinische Konzept des Projekt Spielberg kenne er und auch dieses könne die BH jedenfalls "mittragen".

Ob Rennen in Spielberg der "Türöffner" für den überfälligen WM-Ersatzkalender sind, wird sich bald zeigen. Grundsätzlich haben die Formel-1-Verantwortlichen vor, 2020 noch bis zu 15 Rennen auszutragen. Dabei will man zunächst offenbar in Europa bleiben. Nach Österreich könnte am 19. Juli in Ungarn (Budapest) gefahren werden, danach in Silverstone (2. und 9. August), wo die aktuellen Einreisebestimmungen aber eher dagegen sprechen. Danach kämen Barcelona (16. August), Spa (30. August) und am 6. September Monza, ehe es nach Übersee geht.

Die Formel-1-Läufe in Spielberg wären das erste globale Sport-Großereignis nach dem Corona-Lockdown, hatte Marko kürzlich gesagt. "Das wäre ein ungeheurer Werbewert für ganz Österreich als Tourismusland und auch für die Regierung, die es schafft, in Österreich so ein Ereignis über die Bühne zu bringen - und wie es ausschaut auch unter strengsten und alle Eventualitäten abdeckenden Sicherheitsvorkehrungen", erklärte Marko, der in den vergangenen Wochen quasi als Chefvermittler zwischen den Behörden, Promoter Red Bull und der Formel 1 agiert hat.