Sandsäcke wurden ausgelegt, Teamunterkünfte mit Stahlseilen gesichert. Und Mercedes hat sich vor der Ankunft von Taifun "Hagibis" in Japan für den vorzeitigen Formel-1-Triumph in der Konstrukteurs-WM warmgefahren. Valtteri Bottas und Lewis Hamilton waren nach der Verlegung der Qualifikation für den GP in Suzuka auf den Rennsonntag in den einzigen beiden Trainingseinheiten nicht aufzuhalten.

Bottas hatte mit seiner schnellsten Runde in 1:27,785 Minuten 0,10 Sekunden Vorsprung auf seinen Teamkollegen und Weltmeister Hamilton. Dritter wurde Max Verstappen im Red Bull. Sebastian Vettel landete im Ferrari direkt hinter seinem Stallrivalen Charles Leclerc nur auf dem fünften Platz. Sollte wegen widriger Wetterbedingungen die Startplatzjagd komplett abgesagt werden, würde dies auch der Startaufstellung für das Rennen am Sonntag (7.10 Uhr, ORF 1, RTL und Sky) entsprechen.

Alle Samstags-Aktivitäten abgesagt

Angesichts der drohenden Auswirkungen des tropischen Wirbelsturms gaben die Veranstalter schon früh bekannt, dass alle für den Samstag auf dem Suzuka Circuit geplanten Aktivitäten abgesagt wurden. "Der Motorsport-Weltverband FIA und die Formel 1 unterstützen die Entscheidung im Interesse der Sicherheit für die Zuschauer, Wettbewerber und jeden sonst auf dem Suzuka Circuit", hieß es. Damit entfällt auch das dritte Freie Training ersatzlos.

Die Qualifikation findet nun am Sonntag um 10 Uhr Ortszeit (3 Uhr MESZ) statt, wenn sich die Wetterlage bis dahin beruhigt haben sollte. Das Rennen soll wie geplant um 14.10 Uhr (7.10 Uhr MESZ) starten. "Es ist schade für die Fans, aber die Entscheidung ist nachvollziehbar", meinte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. "Die Sicherheit geht vor."

In Suzuka waren bereits 2004 und 2010 die Qualifikationen verschoben worden. 2004 hatte Taifun Ma on den üblichen Ablauf durcheinandergebracht, sechs Jahre später verhinderte sintflutartiger Regen das normale Prozedere. Letztmals war in der Formel 1 beim USA-Rennen im texanischen Austin 2015 die Startplatzjagd wegen Unwetters auf den Rennsonntag verschoben worden.

Wirbelsturm mit bis zu 270 km/h

In Japan könnte Wirbelsturm Hagibis am Wochenende mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Kilometern pro Stunde nahe seinem Zentrum auf Land treffen - und zwar in der Region Kinki im Westen des Landes, wo auch die Großstadt Osaka liegt. Suzuka in der Präfektur Mie befindet sich rund 100 Kilometer Fluglinie entfernt östlich. Der Taifun dürfte starke Sturmböen sowie Regenfälle mit sich bringen und könnte auch Überschwemmungen auslösen.

Im Fahrerlager wurden vorsorglich schwere Metallhaken im Boden verankert, um die Teamunterkünfte mit Stahlseilen besser zu schützen. Die gesamte elektronische Ausrüstung musste für den Fall einer Überflutung ins Trockene gebracht werden, mit Sandsäcken sollten die Garagen vor Nässe bewahrt werden.

Unbeeindruckt von der Planänderung zeigten sich Bottas und Hamilton, die schon beim 17. von 21 Saisonrennen für Mercedes die Konstrukteurs-WM perfekt machen können. Das Duo braucht dafür mindestens 14 Punkte mehr als Vettel und Leclerc in ihren Ferraris. In diesem Fall würden sich die Silberpfeile zum sechsten Mal nacheinander die Team-WM sichern. Das gelang zuvor nur Ferrari unter Michael Schumacher.