Wenn Franco Foda die österreichische Nationalmannschaft so gut auf das WM-Play-off vorbereitet, wie er die Stimmungslage der österreichischen Fußballseele analysiert, kann nichts mehr passieren. Der Teamchef verwies angesichts des Glücks bei der Auslosung für die finale Entscheidung auf die eben erst absolvierte Gruppenphase. „Da waren wir auch zu Favoriten erklärt worden“, meinte Foda, der als gelernter Österreicher weiß, wie schnell die Einheimischen zwischen den Extremen schwanken. „Wir müssen bodenständig und demütig bleiben, es gibt keine leichten Gegner.“ Von der relativ starken Europameisterschaft ging es jäh bergab und nun ist plötzlich der Weg nach Katar geebnet?

Der erste Blick auf das Los suggeriert jedenfalls, dass die Chancen für Marko Arnautovic & Co. hervorragend stehen sollten. Im Semifinale wartet Wales auf die Österreicher. Das klingt verheißungsvoll, doch ein mittelfristiger Rückblick lässt erkennen, dass die Aufgabe schwieriger werden könnte als vermutet. So gab es in den vergangenen drei Duellen zwei Niederlagen (jeweils auswärts) und ein Remis. „Obwohl wir keine guten Erfahrungen haben, sind wir in der Lage, in Wales zu gewinnen“, sagte der Teamchef. Sollte diese Hürde genommen werden, käme das ÖFB-Team sogar in den Genuss des Heimvorteils, und dies entweder gegen die Ukraine oder gegen Schottland.

Beide Kontrahenten sind der Nationalmannschaft bestens bekannt. In der Gruppenphase waren die Österreicher in Glasgow einem Sieg sehr nahe (2:2), die Ukraine wurde bei der EM-Endrunde beim 1:0-Sieg klar beherrscht. Dass eine mögliche entscheidende Partie im Ernst-Happel-Stadion über die Bühne gehen würde, stimmte den zuletzt häufig nachdenklich wirkenden Foda geradezu fröhlich-euphorisch. „Was gibt es Schöneres, als in einem vollen Heimstadion den Sack zuzumachen?“

Positive Reaktionen

Dem Nationaltrainer ist bewusst, dass es viel ärger hätte kommen können. So wurden Portugal und Italien in den gleichen „Pfad“ gelost, was bedeutet, dass mindestens einer der beiden letzten Europameister in Katar nicht dabei sein wird. Für Italien wäre es sogar die zweite verpasste WM-Endrunde in Folge.

Angesichts dieses für die Tifosi fürchterlichen Szenarios mussten die heimischen Reaktionen zwangsläufig positiv ausfallen. „Fortuna hat es mit uns gut gemeint, mit einer Topleistung haben wir eine reelle Chance auf ein großes Finale im Ernst-Happel-Stadion“, meinte ÖFB-Präsident Gerhard Milletich. Teamspieler Christoph Baumgartner zeigte sich auch einverstanden. „Wir können zufrieden sein, wir sind hoch motiviert und freuen uns auf die Spiele“, erklärte der Hoffenheim-Legionär. Vorsichtig gibt sich Sportdirektor Peter Schöttel. „Alles ist ausgeglichen, es gibt keinen klaren Favoriten.“