Herr Rannegger, nach sechs Niederlagen in Folge werden viele Fußballvereine auf dieser Welt nervös. Wie ist das denn beim GAK?

Was bringt es, wenn wir nervös sind? Wir müssen schauen, dass wir cool bleiben und ruhig weiterarbeiten. Auf irgendjemanden draufzuhauen oder nervös zu werden bringt dich nicht weiter, das verstärkt die Verunsicherung nur. Wir sehen das völlig nüchtern.

Wird es im Umfeld bereits unruhig? Der GAK-Fan ist gewohnt beinahe ausschließlich zu gewinnen.

Das merkt man schon. Fußball ist ein Emotionssport. Wenn du das Gefühl hast, dass die Körpersprache nicht passt, dann muss man irgendwie reagieren. Wenn du das Gefühl hast, dass nicht der letzte Einsatz gegeben wird und das Selbstvertrauen völlig fehlt, musst du ebenfalls reagieren. Da ist das Trainerteam mit der Mannschaft gefordert.

Falsche Körpersprache und nicht ausreichend Einsatz - ist das etwas, was sie so wahrnehmen?

Ich habe bei manchen Situationen das Gefühl, dass der eine oder andere überfordert ist, weil die Hierarchie der Mannschaft auseinandergerissen ist. Gegen Kapfenberg haben neben Perchtold, Elsneg und Wendler auch noch Hackinger und Zündel gefehlt. Da ist es schwierig, dass Junge, von einem Tag auf den anderen, in diese Rollen schlüpfen. Ich sehe das gerne wie in einer Firma: Wenn drei Chefs ausfallen, wird es auch nicht leicht sein, dass die Angestellten das gleich akzeptieren und Junge in diese Rolle schlüpfen. Ich finde aber auch: Wenn ein Junger bei uns den nächsten Schritt machen möchte, dann muss er die Verantwortung übernehmen. Die, die schon länger dabei sind, und beim Verhandeln auch stark sind, müssen auch auf dem Feld Verantwortung übernehmen.

Wie ärgerlich ist es, nach der Länderspielpause gleich wieder zu verlieren - und dann gegen Kapfenberg, die bisher noch nicht viel gewonnen haben?

Wer das Spiel gesehen hat weiß, dass es bei uns an der Chancenverwertung krankt. Die Kapfenberger darf man nicht unterschätzen, mit Paul Mensah haben sie einen sehr guten Spieler und jetzt zwei Mal gewonnen. Offenbar haben sie ihr System gefunden. Wir sind nur noch fünf Punkte vor Kapfenberg. Unser Ziel war ein Platz zwischen dem zwölften und achten Platz, am liebten ein einstelliger, und da werden wir Schauen, dass wir das Erreichen. Vielleicht haben wir es falsch eingeschätzt, dass die Breite in der Qualität nicht so groß ist. Die Mannschaft ist gefordert zu zeigen, dass sie die Qualität hat. Wenn einer die Verantwortung nicht übernimmt oder damit zufrieden ist, beim GAK zu sein, dann ist er falsch bei uns. Wir wollen weiterkommen. Die Spieler müssen Charakter zeigen.

Ist der Saisonstart möglicherweise zu gut gelungen?

Wir haben auf jeden Fall über unseren Verhältnissen gespielt. Viele Partien sind damals glücklich zu unseren Gunsten gekippt. Niemand hat damit gerechnet, dass wir Lustenau und Ried besiegen, die wir klar über uns gestellt haben. Es hat dann ein paar Spiele gegeben, die wir unglücklich verloren haben und auf einmal bist du in einer Negativ-Serie drinnen. Das ist für uns eine völlig neue Situation, weil wir in den letzten sechs Jahren nie zwei Spiele in Folge verloren haben.

Wie viele Niederlagen darf sich Trainer David Preiß noch leisten,  bevor eine Diskussion über seine Position entsteht?

Wir schauen uns an, wie das Jahr 2019 zu Ende geht. Eine zu schnelle Entscheidung kann eine falsche sein. Wir glauben, dass das Trainerteam gute Arbeit leistet, aber anscheinend hat die Mannschaft aktuell nicht die Qualität und den Charakter sich gegen die Niederlagenserie zu stellen.

Also muss der Trainer noch keine Strategie präsentieren, wie er aus der Krise kommen möchte?

So ein Austausch findet ständig statt. Ich habe der Mannschaft auch klar gesagt: Man kann verlieren, es kommt aber darauf an, wie man verliert. Wir müssen die Zweikämpfe wieder annehmen und gewinnen. Je mehr Zweikämpfe ich gewinne, umso eher werde ich wieder ins Spiel kommen. Da sehe ich momentan ein Manko.

Dass der GAK auf einem Abstiegsrang liegt, bereitet Ihnen keine Sorgen?

An und für sich nicht. Wir haben gewusst, dass wir nicht ganz oben mitspielen werden, weil wir dafür nicht das Budget und die Mittel haben. Wir wollen den Verein langsam wachsen lassen. Ich bin mir 1000 prozentig sicher, dass wir die Liga halten werden und in zwei, drei Jahren dann auch ganz vorne mitspielen können.