Geendet hat alles in einer Eruption der Gefühle, gefolgt von einem Lavastrom an Anschuldigungen, gespeist aus einem fast trotzigen Gefühl der Benachteiligung. Der SK Sturm verstand die Welt nicht mehr, nachdem man bei Mattersburgein 3:3 erreicht hatte. Nach zweimaliger Führung (2:1 und 3:2), und nachdem man erstmals nach einem 0:1-Rückstand nicht auf die Verliererstraße geraten war. Die Welt, die man nicht verstand, hatte auch einen Namen: Schiedsrichter Josef Spurny, der seine Premiere in der Bundesliga gab, wurde als Sündenbock auserkoren – weil der Wiener einen Elfer nach einem Zweikampf zwischen Otar Kiteishvili und Patrick Bürger pfiff, der hart war, aber wohl gegeben werden konnte (Jörg Siebenhandl hielt diesen übrigens bravourös).

Weil er zuvor schon das 1:0 durch Andreas Gruber gelten ließ, obwohl Malic Sturm-Tormann Siebenhandl aus Abseitsposition sehr nahe gekommen war und eventuell eingegriffen hatte. Aber vor allem, weil er in der Nachspielzeit einen zweiten Elfmeter für die Mattersburger gab. Weil Thomas Schrammel, der mit einer glorreichen Rettungstat ein Tor verhindert und dann auch das 3:2 durch Röcher mustergültig vorbereitet hatte, der Ball an die Hand sprang. Die war gerade über Schulterhöhe, die neue, ungeliebte Regel gibt Spurny in seiner Entscheidung recht.

So verständlich der Zorn der Spieler und Offiziellen war, so deutlich muss man sagen: Sturm hatte es davor in der Hand, den Sack zuzumachen. Sturm hätte es nicht so weit kommen lassen müssen, sich den Auswärtssieg, den ersten von drei Pflichtsiegen, die Trainer Nestor El Maestro ausgegeben hatte, nicht mehr nehmen lassen müssen. Der eine Punkt für das 3:3 ist ein schwacher Trost.

Maestro: "Es macht keinen Spaß mehr"

Und Maestro verlor die Fassung, stürmte nach Spielschluss zum Schiedsrichter, entriss ihm den Spielball, malträtierte dann im Kabineneingang einen Steher einer Absperrung, beschimpfte wartende Journalisten. Erst 20 Minuten später, vor dem Sky-Mikrofon, hatte er die Emotionen wieder unter Kontrolle. Da war die Anzeige von Spurny schon geschrieben, El Maestro droht wohl eine deftige Strafe. Sie wird ihm die Lust, die er verloren hat, nicht zurückbringen. „Es macht keinen Spaß mehr, das ist ja kein Jahrhundertjob für mich hier. Aber ich kann mich nur entschuldigen für meine Wut. Es macht keinen Spaß, ich wäre lieber auf Urlaub ...“

Es klang beinahe wie der Anfang vom Ende, wie Abschiedsworte. Sein Team sprach dagegen fast geschlossen von „einem Skandal“, Sportdirektor Günter Kreisslredete sich arg in Rage. „Es ist so, als ob es ein Sport wäre, gegen Sturm zu sein! Das lassen wir uns nicht mehr bieten“, schrie er in die Diktiergeräte. Und: „Man soll korrekt sein und alles hinnehmen. Aber so geht das nicht mehr!“